Sich zu sehr anpassen?

Ich war sehr lange Single und auch nie wirklich unglücklich. Seit 2 Jahren bin ich mit meinem Freund zusammen.

Am Anfang haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht, ich bin auch schon immer jemand, der sehr angepasst ist und sich schnell und leicht von Menschen beeinflussen lässt, die mir wichtig sind.

Inzwischen habe ich oft das Gefühl, gar nicht mehr wirklich zu wissen, was ich eigentlich möchte? Was mache ich, weil ich es will? Und was, weil es andere von mir erwarten oder ich denke, dass sie es erwarten?

Eine gewisse Anpassung ist ja normal und braucht es auch, aber richte ich mich da zu sehr nach anderen?

Oder wenn eine Freundin mir erzählt, wie sie und ihr Partner die Beziehung führen, klar ist da jeder anders, ich denke gleich darüber nach, ob meine Beziehung so „richtig“ ist…

Bin zb jemand der gerne auch mal alleine ist, Freundin X sagt, schade, dass wir uns nicht öfter sehen… Ich denke automatisch, ich sollte mich öfter treffen, obwohl ich eigentlich meine Freizeit lieber mit Sport fülle, mit meinen Partner, Familie.

Oder mein Partner bestätigt mich in etwas oder findet etwas gut, ich dann auch. Wenn er aber sagt, das ist doch blöd, komme ich ins zweifeln.

Mache ich dies oder jenes weil ich es wirklich will oder weil ich denke es erwartet jemand von mir das zu tun? Und was will ich eigentlich wirklich?

Ich habe das Gefühl, mich auch sehr nach ihm zu richten, mich ihm angepasst zu haben und gar nicht mehr weiß, was ich denn möchte.

Und ich weiß auch nicht, wie ich da wieder mehr zu mir finden kann.

Versteht jemand, was ich meine bzw. geht es jemandem ähnlich?

Bearbeitet von Kleeblatt901
1

Man muss nicht immer gegen das System sein und es ist andererseits auch eine gute Eigenschaft wenn man flexibel ist.
Du füllst deine Freizeit zwar lieber mit Sport, so wie ich es raus lese macht es dir ja nichts aus diese auch anders zu füllen, es belastet dich ja nicht, oder ? Worüber machst du dir dann Gedanken. Ändern sollte man etwas so bald man anfängt zu leiden, leidest du gerade ?

2

Ich richte mich gerne nach jemandem, den ich liebe oder der mir eben wichtig ist. Da ist es egal, ob enger Freund, Vereinsfreund oder andere liebgewonnene Menschen.
Das belastet mich dann auch in keinster Weise irgendwie oder ich mache mir unnütze Gedanken darüber.
Wenn ich etwas absolut nicht will, sag ich es schon.
Lustigerweise fand mein Freund in dem Jahr, wo wir uns kennen, noch nie etwas blöd, was ich machte - aber wäre es so, würde ich kurz überlegen, ob er evtl. vielleicht sogar recht hat, aber wenn ich meine, nein, dann bleibt es, wie es ist.
Nur - das alles geschieht vollkommen automatisch und ohne lange darüber nachzugrübeln.
Wenn Du nicht gerade todunglücklich bist, lebe doch einfach, so wie es Dir in diesem Moment in den Kopf kommt - und gut.
Es gibt nichts Schlimmeres, als über jede Kleinigkeit nachzugrübeln. Ist meine laaaaange Lebenserfahrung ;-)
LG Moni

3

Man kann in einer Beziehung nicht immer das Leben so weiterführen, wie man es als Single gehabt hat. Man geht manchmal Kompromisse ein, trifft sich auf der Hälfte oder vereinbart, dass man bei manchen Sachen wie ein Single weitermacht und bei anderen eben nicht.
Aber deswegen hat man noch eigene Meinungen und eigene Interessen.
Du isst ja als Veganer nicht plötzlich Fleisch, weil es deine Freundin so will.

Ich finde daher "anpassen" als falschen Ausdruck. Sehe es als Kompromiss, damit Freund- und Partnerschaft funktionieren.

Wenn was über deine Grenzen geht, sagt es dir dein Bauchgefühl und du handelst hoffentlich/sicherlich auch danach?!?

4

Ich weiß, was du meinst, mir geht es ähnlich. Mein Mann ist in der Hinsicht ganz anders als ich - der weiß immer ziemlich genau, was er will und was er nicht will. Er kann unterscheiden, was er mir zuliebe tut und was er selber gerne möchte. Bei mir verschwimmt das eher, weil ich flexibel bin. Meine Wohlfühlzone ist größer als seine


Letztlich weißt du doch aber, ob dir eine Sache wirklich zuwider ist - dann kann man das klar kommunizieren. Ich erspare meinem Mann so manche Einladung, wo ich weiß, dass er mir zuliebe mitkommen und dann dort auch die perfekte Show ablieferen würde, aber es wirklich nicht mag. Andersherum mache ich Sachen mit, die jetzt nicht sooo wahnsinnig mein Ding sind, aber ihn freuen oder es ihm leichter machen. Ohne ihn würde so manche Entscheidung anders aussehen, aber ist das schlimm...? Solange man sich nicht total verbiegt und immer nur einer zurücksteckt, finde ich das total okay. Zwischen "Ich liebe es!" und "Eher friert die Hölle zu...!" ist doch so viel Spielraum. Manches ist einfach nur okay, und das passt für mich.

Man darf nur nicht verlernen, Nein zu sagen. Trotz allem Entgegenkommen eine Meinung zu haben. Und die dann auch notfalls zu vertreten.