Merkt Ihr auch langsam, dass Euch beruflich die Power ausgeht?

Hallo zusammen,

ich bin Ende 40 und arbeite beruflich viel mit Jüngeren zusammen. Mein Chef ist 36 und meine Kollegin, mit der ich ebenfalls recht eng zusammenarbeite, ist 33 Jahre alt.

Als Endvierzigerin, die kurz vor den Wechseljahren steht mit 10-jährigen Sohn, der bald auch in die Pubertät kommen wird merke ich mittlerweile, dass ich nicht mehr so einen Zug drauf habe wie damals, mit Anfang/Mitte 30.
Ich bin viel gelassener geworden, habe für mich erkannt, dass eine Führungsposition nicht wirklich erstrebenswert ist und bin mit meinem Job, in dem ich jede Menge sinnvolle Aufgaben bekomme, ziemlich zufrieden. Da könnte für mich bis zur Rente jetzt so weiter gehen.

Allerdings merke ich immer wieder, dass mein Chef scheinbar noch einiges vor hat, was seine Karriere betrifft. Das Problem ist, dass ich als seine „recht und linke Hand“ da eigentlich mitziehen müsste – es aber nicht mehr wirklich kann und auch nicht will.
Ein etwa gleich alter Kollege in einer Führungsposition und ich schütteln sehr oft den Kopf, wenn der Workload von oben immer weiter gefüllt wird, obwohl wir unten noch gar nicht alles weggearbeitet haben. Es werden aus unserer Sicht viel zu viele Baustellen auf einmal eröffnet frei nach dem Motto: „Je mehr, desto besser!“
Kurzum: wir fragen uns gerade, ob wir alt werden und wie wir die nächsten Jahre diesem Druck standhalten sollen.

Wie erlebt Ihr diesen altersbegründeten Umbruch bei Euch im Job?


Viele Grüße,

fuxx

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oja
Ich bin Mitte 50 und bin immer gerne zur Arbeit gegangen, war aufgeschlossen gegenüber allen Neuerungen und trau mir zu behaupten, stets gut und zuverlässig gearbeitet zu haben.

Mir geht's da ähnlich: es wird viel geredet, beraten - Neues "nachgefüllt" ehe aber wichtige Arbeit getan ist.
Bei uns wurde vor fast 5 Jahren eine neue Stelle geschaffen, zwischen Vorgesetzten und uns als "tätige Schicht" hat man einen Verwaltungs"chef" eingebracht - völlig branchenfremd...der hier nun eigene "Gesetze" durchsetzen möchte - was einfach teilweise unmöglich klappen kann.

Ausserdem hat sich die Informationsflut gefühlt verdoppelt in den vergangenen Jahren, Corona und Bürokratie macht bei uns alles kompliziert, und dann die ständig wechselnden Programme, Erweiterungen...usw.
Ich fühl mich allmählich zu langsam oder zu alt dafür - will mir dies aber noch nicht eingestehen.

Junge Kolleginnen bringen manchmal eine andere Zuverlässigkeit ein, als wir dies hier bisher kannten. Das macht es schwieriger. Ich mag nicht nehr hinterher"kontrollieren"....Aber wenn uns dadurch manches um die Ohren fliegt, betrifft es mich auch.

Zwei aus unserem Team gehen die nächsten 3 Monate in Ruhestand (das sind 40%)... Ich bin es allmählich müde, Neuzugänge einzuarbeiten und noch mehr, mich auf komplette Neuerungen einzulassen...

Also momentan bin ich sehr am hadern

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Oha, wenn Deine Kollegen bald in Rente gehen, bist Du ja fast alleine auf weiter Flur.
Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Ich brauche stets jemanden in meinem Alter, mit dem ich mich austauschen kann. Allein schon, um den Chef ggf. vor Augen zu führen, dass er dringend einen Gang runter schalten sollte - schon, um seiner eigenen Gesundheit was Gutes zu tun.

Die letzten Meter bis zur Rente werden sicherlich die schwierigsten - vielleicht überlege ich mir doch noch kürzer zu treten und weniger Stunden zu arbeiten....

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Ja, dann trennen mich fast 20 Jahre zu Kolleginnen, außer eine - aber die war nie sonderlich kollegial, ist auch nur wenig da.

Meine obersten Chefs sind alle meine Altersklasse, zu denen hab ich ein sehr gutes Verhältnis. Aber die Zusammenarbeit läuft halt mit den Kollegen, da wird sich bestimmt was ändern. Wir haben uns jetzt halt auch über Persönliches ausgetauscht, meine Kolleginnen waren auch "Freunde auf die ich zählen konnte " - da liegen die Interessen halt jetzt dann weiter auseinander.

mal sehen...
kürzer treten mag ich nicht, außer ich werd vlt als Oma gefordert demnächst.
Aber manchmal hadere ich damit, nochmal ganz was anderes zu machen...doch wahrscheinlich mach ich s eh nicht

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Hallo,

ich schließe mich da ganz Neppas an - ich stecke in einer fast identischen Situation.
Neuerungen, Umstrukturierungen, neue Programme etc. stellen einen immer wieder vor neue Herausforderungen.

Ich nehme sie gerne in Angriff, merke aber, dass es mich zunehmend ermüdet. Nicht zuletzt Corona hat viel dazu beigetragen, das Arbeitsabläufe und Gewohntes völlig umgekrempelt wurde.
Sicher ist nicht alles schlecht, aber meine Ambitionen liegen inzwischen deutlich weniger in meinem Job. Ich hatte meine berufliche Karriere, meine Erfolge - ich brauche das nicht mehr. Alles hat eben seine Zeit. Ich bin da sehr entspannt.

Hinzu kommt eine extrem motivierte neue und deutlich jüngere Vorgesetzte, die fachlich ein Könner ist - Personalführung aber nur mäßig beherrscht. Das schafft Spannungen im Team und ist anstrengend. Ich bin es auch da müde, zu intervenieren und für Ausgleich zu sorgen. Ich habe keine Lust auf Einarbeitungen oder Vertretungsaufgaben, weil meine älteren Kollegen öfter ausfallen und ich übernehmen muss.

Ich gehe gerne arbeiten, keine Frage. Aber die Zeit nagt inzwischen auch an mir, und das ist ok. Ich muss sicher noch paar Jahre machen, aber überlege, früher aufzuhören oder zumindest zu reduzieren oder das Arbeitszeitmodell zu ändern. Ich setze da auf die zunehmende Digitalisierung in meinem Bereich und hoffe, dass sich in den nächsten Jahren Möglichkeiten auftun.

Du siehst, du bist nicht allein. :-)

LG

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Jüngere Vorgesetzte sind wirklich ein spannendes Thema. Vor allem, wenn es sich hier um Theoretiker handelt, die von der Praxis wenig Erfahrung haben.
So jemanden haben wir auch bei uns und es nervt total wenn man merkt, dass die Person vom wahren Leben einfach keine Ahnung hat.

Ein Wechsel des Arbeitszeitmodells ist für mich derzeit auch eine super Lösung, mit der ich bereits liebäugle - allerdings muss ich das erst einmal meinem hochmotivierten Chef erklären....;-)

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Liebe TE,

ich bin 57 Jahre alt und mir geht doch etwas die Power aus. Nicht das ich meine Arbeit nicht schaffe, aber die ganze Vorbereiterei fürs Homeoffice (2 Tage die Woche), da bei uns nichts papierlos geht und ich dann am nächsten Tag auf der Arbeit alles ausdrucken muss. Oder gefühlt dauernd Azubis einarbeite, wo ich eigentlich genug zu tun habe. Vielleicht kann man auch nicht mehr soviel ab. Es ist eher so, dass es nervt. Ich arbeite 26 Stunden. Für mich ist Vollzeit irgendwie undenkbar. Liegt vielleicht auch daran, dass ich noch meinen behinderten 18 Jahre alten Sohn betreue. Und da hat man auch eben nicht viel Zeit. Mir läuft auch dauernd die Zeit davon, sowohl auf der Arbeit als auch im private Bereich. Und manchmal das Gefühl, ich gebe nicht genügend Hackengas. Früher habe ich alles viel schneller erledigt.

LG Hinzwife

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Hallo, mir ging es ähnlich. Zusätzlich hat mich mein sehr umfangreiches Arbeitsgebiet nach 25 Jahren doch auch oft gelangweilt. Ich habe sehr oft mit mir gehadert - und habe den Sprung gewagt, mich mit 50 auf eine leitende Position zu bewerben.
Was soll ich sagen, die beste Entscheidung meines Lebens. Ich arbeite nun als Vorgesetzte mit vielen jungen KollegInnen, habe Personalverantwortung und arbeite mich in viel neues ein. Und es macht so viel Spaß, die eigene Erfahrung endlich nutzen zu können und wirklich etwas bewirken zu können.

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Ich finde es mehr als mutig von Dir, Dich mit 50 auf eine leitende Position zu bewerben.
Mir hat man vor einem Jahr eine derartige Position angeboten, ich habe dankend abgelehnt.
Wenn ich mir vorstelle, ich hätte neben dem Gejammer zu Hause auch noch X Mitarbeiter, die mir die Ohren voll heulen - nein Danke.
Ich habe den Job 6 Monate kommissarisch ausgeübt und wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

Wie viele Mitarbeiter hast Du denn und auf welcher operativen Ebene?

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Hi,
ich werde in 3 Wochen 50 Jahre alt.

Bin seit 2014 immer wieder befristet, und dazwischen immer wieder arbeitssuchend. Vorher war ich 23 Jahre bei einem Arbeitgeber. Das alleine hat soviel Kraft gekostet. Wer noch nicht arbeitssuchend war, weiß gar nicht, wieviel Arbeit und Hoffnung, in einer einzigen Bewerbung stecken.

Ich habe in der Zeit 6 x Probezeit gehabt. Mir den Popo aufgerissen, jede Mehrarbeit gemacht, die kam. Bis auf 2 Unternehmen, 5 x unterschiedliche Software gehabt. In dem einen Unternehmen, war in einem Tochterunternehmen sogar noch unterschiedliche Software.

Ich habe mich überall reingearbeitet, mit gearbeitet, durch gearbeitet, Vorstand für die Betriebsratswahl noch gemacht.

Der letzte Betrieb war sehr zufrieden, haben auch um mich gekämpft, das ich bleiben kann. Aber die Mutter sitzt in Italien, und die genehmigen neue Stellen, eher selten, bis gar nicht...........aber ich konnte da nur noch 75% geben, daheim nur noch 0.

Ich war früher "viel aufgeweckter". Manche Fehlersuche, Übertragungsfehler, Cent-Beträge, die bei den Abstimmungen dann auf ploppen, die hätte ich früher viel schneller zuordnen können.

Ich erntete irritierte Blicke von den Kollegen, passt doch alles.............aber ich weiß halt, ich war früher schneller.

Die Kollegen in der letzten Firma, 8, 15 und 25 Jünger. 2x noch ohne Kinder, die wollen noch hoch hinaus............ können sie. Ich will, frisch und froh, "schön" arbeiten, pünktlich kommen, pünktlich gehen.

Jetzt hoffe ich sehr, dass das meine letzte Stelle vor der Rente ist, auch noch Vollzeit..........30 Std. hätten mir dicke gereicht. Ich brauche das ganze WE, um mich zu erholen. Die letzte 30 Std. Stelle war auch Vollzeit geworden.....

Aber die Energieversorge meinen das leider anders..........aber lieber müd geschafft, und schlafen, als nachts wach liegen, und nicht wissen, wie man den ganzen Wichs bezahlen soll.

Nach dieser Elternzeitbefristung, soll es entfristet werden, da 3 Mitarbeiter in Rente gehen.............ob ich in 2 Jahren noch die Kraft hätte/habe, mich wieder zu bewerben...........................

Jetzt gilt es, anzukommen.............mal schauen, wie es im ÖD tickt. In der Industrie konnte ich gut mithalten, auch mit meinen 75% Leistung.

Man wird es sehen, und ich freu mich drauf, endlich auch wieder unter Leute zu kommen.

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Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber hast du mal überlegt, das therapeutisch aufzuarbeiten? Diese Geschichte hast du schon so oft geschildert. Ich hoffe, du kannst nun in dem Job bleiben. Das hört sich wirklich nicht schön an. Aber ich finde, du klingst auch sehr frustriert und genervt.

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Wer wäre nicht frustriert und genervt, sich andauernd wieder zu bewerben...........kaum angelernt, eingelebt, wieder Termine auf dem Arbeitsamt und sich "frisch, fromm, fröhlich, frei" zu bewerben.................

Man hat die Kollegen ins Herz geschlossen, und muß sie wieder verlassen. Die setzen sich ein, ohne Ende, daß man bleiben soll und...........nix..........

Ja, ich würde so gerne mal in Kur/Reha, aber traue mich natürlich nicht, bei den laufenden Wechseln, mich direkt beim neuen Arbeitgeber unbeliebt zu machen, und sowas zu beantragen. Ich krieche mittlerweile auf den Brustwarzen............

Trotzdem freue ich mich mega auf Dienstag ! Neue Stelle, neues Glück !

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Nicht alt, sondern erfahren!
Gelassenheit und realitätsbewusst.

Es geht nur das, was geht. Und tatsächlich auch nur in 35-45 Stunden im Schnitt.

Alles was drüber ist, führt langfristig zu Unzufriedenheit und auch geringerem Erfolg.

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Und Unternehmen auch nicht.
Sie wachsen und das soll auch so sein.
Aber um nachhaltig auf dem Markt bestand zu haben, mit einem festen Team und zufriedenen Mitarbeitern, muss man langsam machen.

Nachdenken. Zu Ende denken. Nicht 9 Baustellen aufmachen, von denen am Ende nur zwei gehetzt fertig werden, fünf nur halb und weitere drei vergessen werden..

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ja, das merke ich. Deutlich. Die Luft ist einfach raus.
Als Einsteigerin konnte ich gar nicht genug bekommen von spannenden Projekten, in denen ich mitmischen durfte und neuen Themen, die ich bearbeiten durfte. Ich habe - freiwillig - 50 Stunden und mehr pro Woche im Büro verbracht, gern bei jeder Afterworkparty vorbeigeschaut und, und, und.
Das ist alles vorbei. Ich habe keine Lust mehr. Projekte interessieren mich nicht mehr, Vorstandsveranstaltungen, in denen sich alle beweihräuchern (und die ich früher einfach GEIL fand), gehen mir am Allerwertesten vorbei. Wenn es neue Projekte / Themen gibt, ducke ich mich weg :-).
Selbstverständlich erledige ich meine Arbeit, für die ich bezahlt werde, aber das war es dann auch.

GsD bin ich in einem Großkonzern, da stört es niemanden, wenn der ein oder andere "unterm Radar fliegt". Und das bin derzeit ich, und in 20 Jahren sind es die heutigen 35jährigen "Highperformer". That's life.

LG, Cherish

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Hallo Ihr Lieben,
ja, ich merke das auch! Bin 53, im öffentlichen Dienst, die Kolleg*innen werden immer jünger (bzw. ich immer älter :-) ) und die Anforderungen steigen. Alles ist so kompliziert geworden... Ich komme zwar noch gut klar, hab aber keine Lust mehr, das Spiel weiter mitzuspielen. Zumal ich bisher mit meiner Abteilungsleiterin sehr gut klar kam, aber mir ein jüngerer Mann dazwischengesetzt wurde, mit dem ich jetzt alle Themen klären muss. Das passt für mich nicht mehr, und ich merke, dass meine Eigenschaften nicht so wertgeschätzt werden wie die von anderen (Überstunden machen, tolle neue Tools beherrschen). Ich kann dafür sehr gut telefonieren und auf Menschen eingehen.

Vor Kurzem habe ich beschlossen, einen Neustart zu wagen. Und zwar als Senioren-Assistentin, mache mich selbständig. Im Januar und März bin ich für eine Schulung angemeldet, ich habe wertvolle Kontakte geknüpft und bin überzeugt davon, dass ich damit sehr gut meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Ich freue mich auf die Arbeit mit Menschen!

Grüße,
Törtchen