"Wie geht es dir?" Passende Antwort

Mir geht es derzeit überhaupt nicht gut, da meine Mama im Sterben liegt.
Vermutlich ist es einfach nur Einbildung, aber irgendwie treffe ich in letzter Zeit permanent Leute, die mich fragen, wie es mir oder meiner Familie geht.
Die Wahrheit möchte ich in dem Moment nicht sagen, da sonst anfange zu heulen und es in der jeweiligen Smalltalksituation auch nicht angemessen ist. Außerdem wird so jedes Gespräch etc. was gut anfing fürchterlich.

Ich hatte jetzt Geburtstag und viele Nachrichten von "entfernteren" Freunden und sogar Familienmitgliedern bekommen, die keine Ahnung haben was die letzten 3-4 Wochen (länger gibt es die Diagnose nicht) passiert ist und in welcher Situation ich mich befinde. Auf Geburtstagswünsche die mit "Wie geht es dir? Ich hoffe du hattest einen tollen Tag, hast du mit deinen Eltern gefeiert " zu antworten dass alles super ist wäre eine riesen Lüge die sich nicht gut anfühlt, die Wahrheit aber einem lächerlichen Geburtstagsgruß nicht angemessen, zumal ich derzeit auch nervlich absolut nicht in der Lage bin, Mitleid von anderen Menschen abzufedern und aufzufangen (ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, ich hoffe ihr wisst was ich meine).
Da ich -leider-nicht die einzige sein werde, die in so einer Situation ist, würde ich gerne wissen wie ihr darauf antwortet?

2

Das mit deiner Mama tut mir sehr leid und ich wünsche dir viel Kraft!

Auf die Nachrichten würde ich nur mit "Danke für die Glückwünsche" antworten. Nachfragen in diesem Zusammenhang empfinde ich immer eher als rhetorische Fragen, die niemand ernsthaft beantwortet haben möchte. Wenn du doch ernsthaftes Interesse vermutest, dann schreib sowas wie "Danke für... Ich freue mich, wenn wir mal in Ruhe reden."

7

Danke. Das waren teilweise jedoch schon ernsthafte Fragen. Gerade bei Menschen, die früher sehr eng mit meiner Mutter waren, tut mir das sehr leid. Leider bin ich überhaupt nicht stabil genug, um darüber in Ruhe zu reden und möchte dieses Gesprächsangebot eigentlich auch niemandem machen. Ich heule da einfach nur los und mache Menschen löchern dann immer wieder nach und fragen und fragen und merken nicht, dass ich darüber nicht reden möchte und kurz vor dem Heulen stehe oder am Heulen bin.

11

Das verstehe ich. Ich dachte, es geht dir konkret um die Nachrichten zum Geburtstag, also eher Leute auf Distanz. Da hatte ich ein falsches Bild im Kopf...

Allerdings finde ich es schwierig, nicht zu lügen bzw. zu beschönigen UND niemanden vor den Kopf zu stoßen... Das geht ja kaum - da bleibt fast nur die Frage ignorieren / überspielen: Danke für die Glückwünsche, ich habe heute ... (etwas unverfängliches einfügen, z.B. einen tollen Strauß von XY bekommen). Wenn jemand nachhakt, dann entweder lügen: Keine Zeit... / Muss jetzt weiter... Es ist alles ok... Es gibt nichts Neues... Oder konkret sagen: Ich will jetzt nicht drüber reden. Allerdings vermutet der Gegenüber dann garantiert etwas schlimmeres.

1

Ich weiß genau wie du dich fühlst . Das mit deiner Mama tut mir sehr leid .
Wir hatten das auch vor knapp 2,5 Jahren , das wir uns von unserer Mama beinahe verabschieden mussten. Sie hst gekämpft und hat es überstanden, es wsr ein langer Weg aber für sie und natürlich für uns Kinder und Ehemann.
Wenn mich jemand fragte , wie es mir geht ( und JEDER wusste was eigentlich los ist ) habe ich ganz ehrlich drauf geantwortet, nicht sonderlich gut. Falls jemand näher fragte , sagte ich nur ,, möchte ich grad nicht näher drauf eingehen " und da merkte eigentlich immer jeder , okay mehr reden geht nicht.
Sei da ruigh ehrlich. Sag du möchtest aktuell nichts dazu sagen und dann sollte es jeder akzeptieren .
Ich wünsche euch ganz viel Krsft

4

Danke. Erschwerend kommt dazu, dass meine Mutter nicht möchte, dass andere erfahren was passiert ist. Oder das überhaupt etwas passiert ist. Ich weiß nicht was sie denkt was wir nach dem Tod erzählen sollen...ich glaube sie hat einfach noch Hoffnung bzw. will es nicht wahrhaben und verdrängt es und sagt dass die Ärzte einfach nur pessimistisch sind. Ich denke "Möchte ich gerade nicht näher drauf eingehen" finde ich eine sehr gute Antwort. Es tut mir nur so leid für das Gegenüber, der ja eigentlich ein "Alles super und bei dir" erwartet...

14

Liebe Ffddll,
es tut mir sehr Leid, was Du und Deine Familie gerade durchmachen müsst.
Bitte denke nicht an das Gegenüber, du kannst ihm keine Antwort geben, die schlimm verletzend ist. Jeder könnte das nachvollziehen. Egal ob du die Wahrheit sagst, oder lügst, oder dich für etwas dazwischen entscheidest. Du würdest es bei anderen doch sicher auch verstehen...dasselbe Verständnis bringt die Welt dir entgegen.
Mach es genau so wie es sich in den Moment der Frage richtig anfühlt
Viel Kraft und Alle Liebe.

3

"Vielen Dank für die lieben Wünsche. VG Ffddll"

5

Kann ich auf der Straße zum Nachbarn schlecht sagen.

17

das ist nur so eine Floskel darauf will auch niemand eine Antwort. "Danke gut und dir?" - "Ah schön, ok ich muss dann los tschüss"

6

Ich kenne deine Situation. Ich hab einfach mit "ja geht und dir?" geantwortet. Vielleicht noch ein "ich hab gehört du..." nachschieben und schon ist das Thema gewechselt.
Die typischen Floskeln eben. Es bohrt sowieso niemand nach, den man nur flüchtig oder wenig kennt.
Dein nahes Umfeld weiß wahrscheinlich sowieso Bescheid.

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft. #liebdrueck

8

Vielen Dank. Ja, schneller Themenwechsel und Gegenfrage ist eine super Idee.
Leider weiß nichtmal das engste Umfeld Bescheid. Selbst meine Großeltern (die Eltern meines Papas) nicht, ihre Geschwister nicht, meine Cousins nicht etc. . Sie will es selbst nicht wahrhaben und es ist auch schwer zu begreifen, weil sie Mitte Juni noch absolut fit und gesund war und auch noch sehr jung ist. Das bedeutet ich darf selbst meinen Großeltern über nichts sagen...

15

Das ist furchtbar für dich. Du brauchst doch auch jemanden mit dem du reden kannst. Es ist ja auch für dich eine ultra belastende Situation. Da stelle ich es mir so schwer vor, grad der engsten Verwandtschaft, denen die einen am besten verstehen könnten nichts sagen zu dürfen :-(

9

Auf "wie geht es dir? Herzlichen Glückwunsch. Hast du schön mit deinen Eltern gefeiert?" würde ich antworten "Danke für die Glückwünsche".

Mehr nicht. Oder mit Herzchen Emojis antworten.

10

Hallo du, ich fühle wirklich mit dir und es tut mir leid, dass es deiner Mutter nicht nur schlecht geht, sondern wohl wenig Hoffnung besteht? So schwer es ist, du hast in dieser Situation auch Bedürfnisse und solltest die nicht übergehen. Die Wünsche deiner Mutter achten, ja, aber trotzdem abwägen, wer aus deiner Sicht informiert sein sollte, dir bzw. euch beiden beistehen kann. Du mußt deine Mutter ja nicht belügen, du kannst ihr sagen, dass du z.B. den Großeltern einfach reinen Wein einschenken mußt.
Was den Small-Talk betrifft: Sei einfach du selbst, sei ehrlich. Manchmal reicht von "das willst du nicht wirklich wissen und ich kann im Moment auch nicht drüber reden" bis zu "Danke". Unter vielen Kontakten gibt es sicher ein paar wenige, die hinter die Fassaden schauen. Die dich aushalten, auch mit Tränen und so, wie du dich nicht gerne zeigst. Diese Menschen können in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren ganz wichtig sein, du mußt diesen Berg nicht allein schaffen. Alles Gute!

12

Tut mir sehr leid, ich weiß wie du dich fühlst 🥺

Ich war ebenfalls in deiner Situation. Mein Vater wollte nicht dass wir mit anderen über seine Krankheit und seine Prognose reden. Auch nicht mit Freunden. Das war sehr schwer, nach 4 Wochen habe ich es nicht mehr ausgehalten und ihm mitgeteilt dass ich die Vereinbarung nicht einhalten kann. 4 Wochen lang einsperren, Geburtstage mit Absicht vergessen, spät einkaufen gehen nur um niemanden zu treffen…
Überall wurde ich aufgehalten weil mein Vater nicht auf Nachrichten von seinen Freunden geantwortet hat, usw.

Wenn du es schaffst dann sag zu allen die du triffst dass es dir nicht gut geht und du nicht darüber reden möchtest. Mein Pokerface hat nicht immer gehalten und du solltest dann auch kein schlechtes Gewissen wegen der Vereinbarung haben.

13

Das ist hart, denn irgendwie bräuchtest du halt in deiner Situation vlt eine Anlaufstelle, wo man sich ausheulen kann.
Sagt dein Papa auch niemanden etwas?

Solche Versprechen sind wirklich schwer, aber ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn du es nicht einhalten könntest, v. a. den wirklich nahestehenden Angehörigen gegenüber.
Habt ihr irgendeine Sterbebegleitung - mit der du dich austauschen kannst?

16

Hier gibt es nicht die eine Antwort, sondern ganz unterschiedlich, hängt von den Menschen und der Art der Kontaktaufnahme ab.

Geburtstagssms:
- Danke, wir haben das beste draus gemacht 🥳

- danke für die Nachfrage, ich wurde ganz lieb umsorgt 🥰

- danke dir 😘 geht’s euch gut?

Nachbarn auf der Straße auf na wie gehts :
- Na ihr? Wie läufts bei euch?
- läuft. Was gibts bei euch neues?
- Hej. Alles gut? Ich bin aufm Sprung, wir sehen uns die Tage.

Alle, denen du nichts mitteilen willst, die aber etwas Bohren
Ach das ist lieb / nett dass du fragst. Läuft, bin etwas im Stress und muss gleich weiter.
Und dann ab mit dir.


Menschen, die dir nahe stehen
Ach du weißt doch. Es gibt bessere und schlechtere Tage. Grade sind es eher schlechtere, aber ich hab grad nicht die Kraft darüber zu reden. Wenn ich soweit bin, komm ich zu dir. Bis dahin lass uns bitte über was anderes reden. Und jetzt eine Konfekte frage zum Leben des gegenüber.

Ganz enge Familie und beste Freunde:
Einfach mal ganz fest in den Arm nehmen und dich wirklich ein paar Sekunden umarmen lassen. Dann kannst du leise sagen: ich hab dich lieb, drück mich mal kurz. Ich kann grade nicht reden, bitte bitte frag mich nicht, sonst schaff ich den Tag heute nicht. Aber es tut gut grad mal in den Arm genommen zu werden.
Oder das was dir in dem Moment gut tun würde.

Ich wünsche dir viel Kraft.
Setz dich mal mit den 5 Phasen der Trauer auseinander. Es gibt keine feste Reihenfolge und sie dauern von wenigen Sekunden bis Monaten. Aber ich denke deine Mutter verleugnet für sich grade. Der eigene Tod ist schwer zu verarbeiten, noch dazu so plötzlich. Gib ihr etwas Zeit und dann biete ihr an, was es gibt was sie machen möchte. Wenn sie gerne noch sehen will und dann macht das. Wenn der Zustand nicht so offensichtlich ist, muss man es auch nicht zwangsläufig sagen.
Bis zum Tod ist sie die Nummer eins. Ihre Wünsche zählen, und auch wenn es dir schwer fällt, würde ich das respektieren. Dennoch kannst du mir jemandem sprechen, der deine Mutter nicht kennt. Weinen ist wichtig. Es gibt in vielen sozialen Einrichtungen so Notfall Anlaufstellen für 1 oder 2 mal drüber reden mit einer professionellen neutralen Person. Das würde dir bestimmt gut tun.
Wenn der Tod eingetreten ist, stehen die zurückgebliebenen und deren Wünsche i Vordergrund. Deswegen kannst du dir Verneigung dann so gestalten wie du willst.

Und: nein Mensch hat das Recht sauer auf dich zu sein, weil du die Wünsche einer sterbenden respektierst. Sei da dann ganz deutlich und lass dir den Schuh nixjt anziehen.
„Was glaubst du wie schwer das für mich gewesen ist. Glaubst ich wollte dich nicht einweihen? Nein! Es war die Hölle! Aber es war nicht an mir. Es war nicht mein Geheimnis, nicht meine Entscheidung, sondern die meiner Mutter, die ich - auch wenn sie mich gerissen hat - akzeptieren musste“

Dir wünsch dir alles gute und viel Kraft.