Gefahr fürs Baby?

Infektionen in der Schwangerschaft

Krankheiten, die eine werdende Mutter kaum bedrohen, können in seltenen Fällen für das Baby im Bauch gefährlich werden. Hier finden Schwangere, was sie über Infektionen wissen müssen.

Autor: Petra Fleckenstein

Schwangerschaft: Krankheiten durch Viren und Bakterien

Infektionen Schwangerschaft
Foto: © iStock, dolgachov

Wenn Erreger Entzündungen auslösen

Von Infektionen sprechen wir, wenn Krankheitserreger – zum Beispiel Viren und Bakterien – in unseren Körper eindringen, sich vermehren und Entzündungen hervorrufen. Die häufigste Infektion, mit der wir zu tun haben, ist die einfache Erkältung.

Das Immunsystem eines Erwachsenen ist unter normalen Umständen in der Lage, mit den Erregern ohne Komplikationen oder bleibende Schäden fertig zu werden. Gegen zahlreiche Erreger schwerer Infektionen existieren außerdem Impfungen bzw. sind Behandlungen mit Antibiotika möglich.

Inkubationszeit

Sind beispielsweise Viren in den Körper gelangt, kommt es mit einer gewissen Verzögerung zu einer Erkrankung. Die Zeit zwischen dem Eindringen des Erregers und dem Auftreten erster Krankheitszeichen bezeichnet man als Inkubationszeit. Sie ist je nach Infektionsart unterschiedlich lang.

Erkrankungen in der Schwangerschaft: Infektionen

Während der Schwangerschaft können Infektionen, die für die Mutter keine Bedrohung darstellen, dem Fötus und direkt nach der Geburt dem Neugeborenen gefährlich werden. Erreger können

  • erstens in der Schwangerschaft die Plazentaschranke überwinden und in den Organismus des Fötusses eindringen. Dies kann zum Beispiel während der Organentwicklung des Embryos zu starken Schädigungen führen.
  • zweitens im Genitalbereich der Mutter aufsteigen und die Fruchtblase schädigen und daher zu Fehl- oder Frühgeburten führen.
  • drittens auf das Baby durch direkten Kontakt beim Austritt aus dem Geburtskanal übertragen werden.

Wie wahrscheinlich ist eine Ansteckung?

Für Schwangere besteht allerdings im Normalfall kein allzu großer Grund zur Sorge: Gegen die meisten Infektionskrankheiten besitzen sie bereits Antikörper. Und ist dies nicht der Fall, besteht dennoch nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, sich während der Schwangerschaft anzustecken. Falls dies doch geschieht, bedeutet dies nicht automatisch eine Infektion des Fötusses!

Wegen der möglichen Gefahren für die Schwangerschaft gehören zudem einige Blutuntersuchungen auf bestimmte Antikörper und Abstriche zu den Pflichtuntersuchungen im Mutterpass.

Nestschutz

Grundsätzlich sind Neugeborene in den ersten drei Lebensmonaten gegen vielerlei Infektionskrankheiten, die die Mutter bereits durchgemacht hat, geschützt, weil sie über die Plazenta von der Mutter mit Antikörpern versorgt wurden. Diese wunderbare Einrichtung der Natur nennt man „Nestschutz“.

Röteln

Röteln sind eine Viruserkrankung, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Man bekommt sie meistens im Kindesalter. Die Lymphknoten schwellen an, auf der Haut wird kleinfleckiger Ausschlag sichtbar. In den meisten Fällen bekommt man zusätzlich leichtes Fieber.

Die Inkubationszeit der Röteln beträgt 14 bis 21 Tage. Ansteckungsgefahr besteht eine Woche vor und eine Woche nach dem Erscheinen der verschiedenen Krankheitssymptome.

Röteln-Test

Durch eine Blutuntersuchung wird der sogenannte "Titerwert" ermittelt. Dieser Wert sagt etwas über den Grad der Immunisierung gegenüber einem Krankheitserreger aus. Ist ein Titerwert im Blut nachzuweisen, bedeutet das, dass man schon an Röteln erkrankt war oder durch eine Impfung Antikörper gebildet hat. Ein Titerwert von 1:32 oder darüber besagt, dass eine ausreichende Immunisierung gegen Röteln vorhanden ist.

Etwa zehn bis 15 Prozent aller Frauen in Deutschland haben keine Röteln-Antikörper. In diesem Fall kann es bei einer Infektion - besonders während der Frühschwangerschaft - zu schweren Komplikationen für das ungeborene Kind kommen. Daher gehört der Röteln-HAH-Test (Hämagglutinationshemmungstest) zu den Blutuntersuchungen, die zu Beginn der Schwangerschaft obligatorisch sind.

Gefahren

Erkrankt eine werdende Mutter, insbesondere bis zur 17. Schwangerschaftswoche, an Röteln, kann dies beim Fötus Herzfehler, Blindheit und Taubheit verursachen.

Was tun bei einer Infektion während der Schwangerschaft?

Infiziert sich eine Schwangere mit Röteln, so kommt es zum einen darauf an, wie früh die Infektion bemerkt wird und in welcher Schwangerschaftswoche sie sich befindet. Denn im ersten Schwangerschaftsmonat liegt die Fehlbildungsrate bei im Mutterleib angesteckten Föten bei 50 bis 60 Prozent, ist im zweiten Monat nur noch halb so hoch und sinkt bis zum vierten Monat auf sechs bis zehn Prozent. Bei einer Infektion nach dem vierten Schwangerschaftsmonat kommt es nur noch bei 20 Prozent der Föten zur Ansteckung und nur bei 3,5 Prozent davon zu Fehlbildungen.

Bei einer Röteln-Infektion der Mutter in den ersten 17 Schwangerschaftswochen kann in seltenen Fällen ein Abbruch der Schwangerschaft angezeigt sein. Kommt eine Schwangere ohne Immunschutz im ersten Schwangerschaftsdrittel mit dem Rötelnvirus in Kontakt, sollte sie sich innerhalb von vier Tagen Röteln-Immunglobuline spritzen lassen.

Wenn du dich gegen Röteln impfen lässt, solltest du danach mit einer Schwangerschaft noch mindestens drei Monate warten.

Windpocken

Die Windpocken sind eine sehr ansteckende, aber relativ gutartige Infektionskrankheit, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird.

Die Inkubationszeit beträgt 14 bis 16 Tage, ansteckend sind die Windpocken zwei Tage vor bis etwa fünf Tage nach dem Auftreten des Hautausschlags.

Meistens erkranken Kinder, die danach meist ein Leben lang gegen das Virus immun sind. Typisches Symptom ist ein Bläschen bildender Ausschlag, der heftig juckt und bis zu zehn Tagen anhalten kann. In seltenen Fällen kommt es zu einer Zweiterkrankung im Erwachsenenalter. Diese Erkrankung nennt sich dann Gürtelrose.

Etwa 95 Prozent sind immun

Das Varizella-Zoster-Virus, das die Windpocken auslöst, ist für den Fötus höchstens in der Frühschwangerschaft gefährlich. Rund 95 Prozent aller Schwangeren sind zudem gegen Windpocken immun. Wer sich nicht sicher ist, ob er die Windpocken im Kindesalter bereits hatte, kann durch eine Blutuntersuchung seinen Immunstatus überprüfen. Während der Schwangerschaft ist diese Untersuchung nicht obligatorisch, sondern zählt im Mutterpass zu den möglichen Zusatzuntersuchungen. Bei einem Titerwert von 1:128 kann von einem ausreichenden Schutz ausgegangen werden. Wer ein Kind möchte und noch keine Windpocken hatte, kann sich mindestens drei Monate vor der geplanten Schwangerschaft noch impfen lassen.

Windpocken in der Schwangerschaft

Kommt eine Mutter, die noch keine Windpocken hatte, in den ersten Schwangerschaftswochen, während der Organentwicklung des Fötusses, mit einer an Windpocken erkrankten Person in Kontakt, muss sie sich innerhalb von 96 Stunden mit Varizella-Zoster-Immunglobulin behandeln lassen. Für den Fötus besteht nur ein geringes Risiko einer Schädigung.

Gefährlich wird es aber für das Neugeborene, wenn die Mutter vier Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt an Windpocken erkrankt. Das Baby entwickelt eine so schwere Form der Windpocken, dass es in 20 bis 30 Prozent der Fälle sogar stirbt. Bei den Überlebenden bleiben schwere neurologische Schäden zurück. Erkrankt die Mutter 15 bis fünf Tage vor der Geburt an den Windpocken, erkrankt das Neugeborene zwar auch, aber die Tage davor reichen noch aus, um ihm genug der von der Mutter inzwischen entwickelten Antikörper mitzugeben. Behandlung: Ist die Krankheit ausgebrochen, kann eine Impfung mit Zoster-Hyperimmunglobulin bei Mutter und Kind den Krankheitsverlauf abschwächen.

Zytomegalie

Zytomegalie ist eine weit verbreitete Virusinfektion, die bei Kindern und Erwachsenen in den meisten Fällen ohne Symptome verläuft, manchmal jedoch Beschwerden ähnlich einem grippalen Infekt hervorrufen kann.

Sie ist die häufigste Ursache einer Erkrankung des Fötusses im Mutterleib oder unmittelbar nach der Geburt. Etwa 0,3 Prozent aller Neugeborenen sind an Zytomegalie erkrankt.

Übertragen wird das Virus durch Schmierinfektion beim Geschlechtsverkehr, beim Küssen, durch Bluttransfusionen und über die Muttermilch. Eine durchgemachte Infektion erzeugt keine lebenslange Immunität.

In der Schwangerschaft

Ein bis zwei Prozent der Schwangeren machen während der Schwangerschaft eine Erstinfektion mit dem Zytomegalievirus durch. Dieser kann über die Plazenta auf den Fötus übertragen werden. Allerdings erkranken nur zehn Prozent der mit dem Virus infizierten Föten und die Schädigungsrate ist in der Frühschwangerschaft deutlich höher als danach. Die Folgen sind unter anderen Früh- und Fehlgeburten, Gehirnverkalkung, zu kleines Gehirn, zu große Leber, Entwicklungsstörungen des zentralen Nervensystems und Krämpfe. Bei weiteren zehn Prozent kommt es später noch zu Gehirn-Schäden, Hörverlust und Entwicklungsverzögerungen.

Auch während und nach der Geburt kann sich das Kind (über die Muttermilch) bei der Mutter anstecken. Zwölf Prozent der erkrankten Neugeborenen sterben in den ersten sechs Lebenswochen.

Nachweis beim Kind: Im Mutterleib ist ein Nachweis der Infektion beim Fötus per Ultraschall, durch eine Fruchtwasseruntersuchung oder eine Blutentnahme aus der Nabelschnur möglich. Beim Neugeborenen kann das Virus im Urin oder Speichel nachgewiesen werden.

Vorbeugung: Ein aktiver Schutz vor Zytomegalie durch eine Impfung ist zur Zeit noch nicht möglich.

Übrigen: Weitere Informationen hierzu gibt es auf den Seiten des DGK (Deutsches Grünes Kreuz): Cytomegalie

Masern

Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die meist im Kindesalter durchgemacht wird. Die Inkubationszeit beträgt neun bis elf Tage und man unterscheidet beim Verlauf zwei Stadien: Das erste, durch grippeähnliche Symptome gekennzeichnete, sogenannte Prodromalstadium und das durch den Hautausschlag gekennzeichnete Exanthemstadium. Auch das meist hohe Fieber verläuft in zwei Phasen: Den ersten Gipfel erreicht es im Prodromalstadium, sinkt dann ab und erreicht den zweiten Gipfel im Exanthemstadium.

Bei 20 Prozent der Masernerkrankungen kommt es zu schwerwiegenden Komplikationen wie zum Beispiel einer Lungen- oder Gehirnentzündung.

Gegen die Masern existiert eine , die bereits im Vorschulalter erfolgen sollte.

Masern bei Schwangeren

Masern kommen in der Schwangerschaft sehr selten vor. Eine Masernepidemie, wie sie zwischen November 2001 und April 2002 in Coburg mit über 1.000 Erkrankungen auftrat, zeigt aber, dass bei unzureichendem Impfschutz die Gefahr der Erkrankung in der Schwangerschaft wieder steigen könnte.

Bei Maserninfektionen in der Schwangerschaft kommt es zu Fehl- und Totgeburten und extremen Fehlbildungen.

Frauen, die noch keine Masernerkrankung durchgemacht haben und nicht geimpft sind, sollten sich spätestens drei Monate vor einer Schwangerschaft impfen lassen.

Grippe

Nicht zu verwechseln mit den durch verschiedenartige Viren ausgelösten grippalen Infekten ist die echte Grippe, auch Influenza genannt, die durch das Influenza-Virus hervorgerufen wird. Die Inkubationszeit beträgt wenige Stunden bis vier Tage.

Zu den Symptomen zählen plötzlich auftretendes hohes Fieber, starkes Krankheitsgefühl, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Husten, Schnupfen, Halsschmerzen.

Influenza in der Schwangerschaft

Es gibt keine Beweise für eine Gefährdung des Fötusses durch eine Influenza. Da das Virus nicht im Blut zirkuliert, besteht kaum Gefahr, dass es die Plazentaschranke passiert. Bei Schwangeren kann die Erkrankung allerdings schwerer verlaufen als sonst. Eine Grippeschutzimpfung während der Schwangerschaft (jedoch besser nicht im ersten Schwangerschaftsdrittel) ist möglich.

Herpes

Das weit verbreitete Herpesvirus wird durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. Ein Teil der Viren setzt sich an Nervenzellen fest, wo sie trotz der durch das Immunsystem gebildeten Antikörper überleben. Unter bestimmten Umständen - wie zum Beispiel eine zeitlich begrenzte Abwehrschwäche durch die Menstruation - können sie sich dort vermehren und die Erkrankung reaktivieren.

Es gibt zwei verschiedene Herpesviren, den Herpes-simplex-Virus 1 und den HSV 2. Ersterer ist für den Lippenherpes, der zweite für den Herpes genitalis verantwortlich.

Symptome sind Spannungsgefühl und Bildung von schmerzenden, brennenden oder juckenden Bläschen. Durch einen Abstrich aus einem Bläschen kann der Arzt die Herpesinfektion absichern.

Gefahren bei der Geburt

Gefährlich ist die Herpesinfektion für Neugeborene, da sie zu der gefürchteten, bei mehr als der Hälfte der Fälle tödlichen Neugeborenen-Sepsis führen kann. Eine Ansteckung beim Austritt durch den Geburtskanal ist jedoch nur dann zu befürchten, wenn die werdende Mutter gerade den ersten akuten Ausbruch der Herpes-Vaginalis-Infektion mit Bläschenbildung erleidet. Dann liegt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung bei 40 Prozent. Um dies zu vermeiden, kann ein Kaiserschnitt angezeigt sein.

Behandlung

Im akuten Stadium kann die Herpesinfektion durch Aciclovir oder eine Zinkschüttelmixtur behandelt und der Verlauf gemildert bzw. verkürzt werden. Eine vollkommene Heilung ist nicht möglich.

Scheidenpilz

Pilze können sich durch eine Abwehrschwäche, zum Beispiel nach einer Antibiotika-Therapie, Hormonschwankungen (während der Menstruation) und –umstellungen so stark vermehren, dass sie zu Beschwerden führen. Die Haut um die Scheide rötet sich, schwillt an, juckt oder brennt.Diagnose: Nachweis durch einen Abstrich des Scheidensektrets.

Pilzerkrankungen während der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft kommen Pilzinfektionen wegen der hormonellen Umstellung häufiger vor. Sie stellen für den Fötus im Mutterleib und während der Geburt kein Risiko dar. Wie alle Scheideninfektionen während der Schwangerschaft müssen sie jedoch behandelt werden, weil eine hochsteigende, sich verstärkende Infektion, wenn sie unbehandelt bleibt, zu vorzeitigen Wehen, vorzeitigem Blasensprung und damit zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen kann.

Behandlung

In der Regel können Medikamente gegen eine Pilzinfektion - wie zum Beispiel Clotrimazol - auch während der Schwangerschaft angewendet werden, aber nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Wichtig ist auch die Behandlung des Partners. Nach der Therapie kann die Scheidenflora durch die Gabe von Milchsäurezäpfchen wieder normalisiert und so weiteren Infektionen vorgebeugt werden.

Blaseninfektionen

Da die Harnleiter während einer Schwangerschaft geweitet sind und die Nieren leicht gestaut, können Krankheitserreger die Harnröhre leichter passieren und Blaseninfektionen hervorrufen.

Symptome: Meist Brennen beim Wasserlassen, erhöhter Harndrang, Rückenschmerzen.

In der Schwangerschaft

Um der Gefahr einer Niereninfektion vorzubeugen, müssen Harnwegsentzündungen während der Schwangerschaft konsequent mit Antibiotika behandelt werden. Durch schmerzhafte und fieberhafte Harnwegsinfekte kann es zu vorzeitigen Wehen kommen. Für den Fötus stellt eine mütterliche Blaseninfektion keine Gefahr dar.

Vorbeugung: Viel trinken, zu kalte Sitzgelegenheiten meiden.

Chlamydien-Infektionen

Chlamydieninfektionen gehören heute zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Die Erreger (Chlamydia trachomatis) werden durch Sexualkontakte und Schmierinfektionen übertragen. Besonders gefährdet sind daher Menschen mit häufig wechselnden Partnern. Eine einmal durchgemachte Infektion ergibt keine lebenslange Immunität.

Bei 80 bis 90 Prozent der Infektionen haben Frauen keine Symptome. Ansonsten äußert sich die Infektion durch Ausfluss, Jucken und Brennen beim Wasserlassen. Sie kann auch aufsteigen und Eileiter und Eierstöcke infizieren. Betroffene Frauen leiden an Bauchschmerzen, Fieber und Übelkeit. Folgen sind Eileiterschwangerschaft und Unfruchtbarkeit durch Verklebungen und Verwachsungen der Eierstöcke und Eileiter.

Durch einen Abstrich – gehört zu den im Mutterpass obligatorischen Untersuchungen - kann die Chlamydieninfektion festgestellt werden.

Behandlung: Antibiotikatherapie (auch des Partners).

Chlamydien in der Schwangerschaft

Zwei bis drei Prozent der Schwangeren erleiden eine Chlamydieninfektion. Wie bei anderen genitalen Infektionen während der Schwangerschaft besteht das Risiko vorzeitiger Wehen und eines vorzeitigen Blasensprungs mit der Folge einer Fehl- oder Frühgeburt.

Der Fötus kann während der Geburt angesteckt werden und eine Augenentzündung erleiden. Daher erhalten Neugeborene nach der Geburt Silbernitrattropfen ins Auge, um dem Blastom (einer Augenkrankheit, die zu Erblindung führen kann) vorzubeugen. In seltenen Fällen kann der Erreger beim Neugeborenen eine Lungenentzündung auslösen.

Auch während der Schwangerschaft kann eine Chlamydieninfektion mit Antibiotika behandelt werden.

Listeriose

Eine Infektion mit dem Listeriose-Erreger ist relativ selten und für Gesunde nicht bedrohlich. Meist verläuft sie unbemerkt, eventuell treten Symptome wie bei einer leichten Grippe auf. Gefährlich aber kann Listeriose für Schwangere bzw. den Fötus werden. Übertragen werden die Bakterien vor allem durch den Verzehr von Rohmilch und Rohmilchkäse, aber auch durch rohes Fleisch und Fisch.

Diagnose: Bei Listeriose-Verdacht kann der Erreger unter anderem im Stuhl, Urin oder Blut nachgewiesen werden.

In der Schwangerschaft

Bei Schwangeren birgt die Listeriose-Infektion die Gefahr einer Fehl- oder Frühgeburt. Der Fötus kann über die Plazenta oder während der Geburt angesteckt werden. Beim Neugeborenen löst entweder die so genannte Frühinfektion direkt nach der Geburt Krankheiten der inneren Organe, Hauterkrankungen, Atemprobleme und Krampfanfälle aus. 30 Prozent dieser Erkrankungen enden tödlich. Oder die sogenannte Spätinfektion führt ein bis zwei Wochen nach der Geburt zu Gehirnhautentzündung und Fieber. In diesem Fall sieht die Prognose für das Baby günstiger aus.

Therapie: Für Mutter und Kind durch die Antibiotika Ampicillin, Penicillin und Amoxicillin.

Vorbeugung: Iss während deiner Schwangerschaft keine rohen tierischen Produkte und vermeide Rohmilchkäse.

Toxoplasmose

Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch Parasiten (Toxoplasma gondii) verursacht wird. In den meisten Fällen verläuft sie ohne Symptome. Ansonsten kommt es zu Lymphknotenschwellungen, Fieber und Kopfschmerzen. Eine durchgemachte Krankheit erzeugt weitgehende Immunität.

Übertragen wird die Toxoplasmose vor allem durch den Verzehr von rohem Fleisch und erst in zweiter Linie durch eine Schmierinfektion bei direkter Berührung mit dem Kot infizierter Katzen. Eine aktuelle europäische Studie zu Toxoplasmose in der Schwangerschaft hat ergeben, dass bei zwei Drittel der Infektionen der Konsum von rohem Fleisch die Infektion ausgelöst hatte. Auch verseuchte Garten- oder Ackererde löst den Infekt aus.

Im Gegensatz zu Österreich und Frankreich gibt es zur Zeit in der Mutterschaftsvorsorge in Deutschland kein Toxoplasmose-Screening. Als mögliche Zusatzuntersuchung kann die werdende Mutter die Blutuntersuchung auf Toxoplasmose-Antikörper auf eigene Kosten (50-60 €) vornehmen lassen.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft

Etwa 35 Prozent aller Frauen in gebärfähigem Alter haben bereits eine Toxoplasmose-Infektion durchgemacht und besitzen Antikörper. 0,7 Prozent der Schwangeren erleiden während der Schwangerschaft eine Erstinfektion. Je nach Schwangerschaftsmonat besteht eine mehr oder weniger hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Fötus im Mutterleib infiziert wird: Im ersten Drittel 15 Prozent, im zweiten Drittel 30 Prozent und im dritten Schwangerschaftsdrittel sogar 60 bis 70 Prozent. Aber nur 10 Prozent der infizierten Föten zeigen bei der Geburt die schweren Folgen einer Toxoplasmose-Infektion – wie Hydrocephalus, Gehirnentzündung, Leberentzündung. Weitere zehn Prozent scheinen bei der Geburt gesund, erleiden jedoch Spätfolgen wie Entwicklungsstörungen, Hörschäden und Augenleiden.

Das Berliner Robert-Koch-Institut für Infektionskrankheiten schätzt, dass in Deutschland jährlich 1.500 Kinder bereits während der Schwangerschaft durch eine Toxoplasmose-Infektion geschädigt werden.

Behandlung

Bei Verdacht auf eine Toxoplasmose-Infektion während der Schwangerschaft kann durch ein Screening festgestellt werden, ob die Mutter eine Erstinfektion oder eine Zweitinfektion erleidet (letztere ist kaum gefährlich für den Fötus). Bei einer Erstinfektion kann durch die Gabe von Medikamenten das Ansteckungsrisiko des Fötusses halbiert werden. Durch einen erweiterten Ultraschall um die 20. SSW und eine Fruchtwasseruntersuchung kann die Infektion des Fötus bzw. eine bereits erfolgte Schädigung diagnostiziert werden.

Vorbeugung: Kein rohes Fleisch essen und beim Reinigen des Katzenklos und bei Gartenarbeit Handschuhe verwenden. Freilandgemüse gut waschen.

Hepatitis

Für Schwangere ist in erster Linie Hepatitis B relevant. Dies ist eine Virusinfektion, die vor allem über Blut oder Sperma übertragen wird. Infizierte entwickeln nach einigen Wochen eine Leberentzündung.

In der Schwangerschaft

Die Untersuchung auf Hepatitis B (Bestimmung des HbsAg) gehört zu den Pflichtuntersuchungen im Mutterpass, wird aber erst später (ca. 32. bis 36. Schwangerschaftswoche) durchgeführt, um vor der Geburt eine möglichst aktuelle Information zu haben. Bei einer akuten Infektion der Mutter liegt das Risiko der Übertragung des Virus auf das Kind im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel bei 80 bis 90 Prozent. Ist die Mutter nur Virusträgerin ohne akute Erkrankung, bei zehn bis 20 Prozent. Wenn die werdende Mutter Trägerin des HbsAg ist, wird ihr Kind innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt gegen Hepatitis geimpft.

Ansonsten werden heute Impfungen gegen Hepatitis B im Rahmen der Säuglingsschutzimpfungen empfohlen.

HIV und AIDS

AIDS heißt das Endstadium einer Infektion, die durch das HIV-Virus verursacht wird. Man unterscheidet also zwischen der HIV-Infektion (die jahrelang ohne Symptome bleiben kann) und der Erkankung an AIDS. Der HIV-Virus befällt die Zellen, die für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig sind.

Übertragen wird der HIV-Virus meist über sexuellen Kontakt, manchmal jedoch auch durch Bluttransfusionen. Die Diagnose einer HIV-Infektion ist durch den Nachweis von Antikörpern im Blut möglich.

HIV und AIDS in der Schwangerschaft

Der HIV-Virus ist plazentagängig und kann zu jeder Zeit der Schwangerschaft auf den Fötus übergehen. Das Risiko liegt jedoch nur bei 15 bis 20 Prozent. Da sich das Risiko durch Wehen und Kontakt mit dem mütterlichen Blut bzw. Sekret während der Geburt erhöht, wird ein Kaiserschnitt nach in der 37. Woche empfohlen. Die Ansteckung des Babys durch das Stillen schwankt zwischen 13 und 39 Prozent. Daher wird HIV-positiven Müttern vom Stillen abgeraten.

Der HIV-Test gehört zu den freiwilligen, aber empfehlenswerten Zusatzuntersuchungen in der Schwangerenvorsorge. Das Ergebnis wird nicht im Mutterpass festgehalten.

Zika-Virus

Das Zika-Virus ist nicht neu, es wurde bereits vor über 50 Jahren bei Rhesusaffen in Uganda nachgewiesen. An sich ist eine Zika-Infektion relativ harmlos: Zu den Symptomen gehören Gelenkschmerzen, Fieber, Hautausschlag und manchmal auch Kopf- oder Muskelschmerzen. Manche Infizierte sind auch völlig symptomfrei. Gefährlich wird das Virus erst für Schwangere und ihre Babys.

Beim Stechen können die vor allem in den Tropen vorkommenden Aedes-Stechmücken die Zika-Viren übertragen. Deshalb ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass Schwangere sich in Deutschland infizieren. Alle hier bislang Erkrankten (Anfang Juni 2016 haben die deutschen Behörden 56 Krankheitsfälle registriert) hatten sich auf Reisen im Ausland angesteckt. Allerdings mehren sich laut WHO Hinweise dafür, dass Zika auch sexuell übertragbar ist.

Gefährlich für Schwangere

Hat sich eine schwangere Frau in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten mit dem Zika-Virus angesteckt, besteht die Gefahr, dass das Ungeborene eine Mikrozephalie entwickelt: Bei dieser Schädel-Hirn-Schädigung werden Babys mit sehr kleinem Kopf geboren und leiden deshalb oft an einer geistigen Behinderung oder neurologischen Störungen.

Vorbeugung und Schutz

Weil es bislang weder Medikamente noch eine Impfung gegen das Zika-Virus gibt, raten Tropenmediziner werdenden Müttern von Reisen in Länder mit Zika-Verbreitung ab – wie Mittel- und Südamerika oder auch einige Karibikinseln. Lässt sich solch eine Reise nicht verhindern, können sich Schwangere von Experten für Tropenkrankheiten beraten lassen. Informationen gibt es z.B. beim Robert-Koch-Institut und bei der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft.

Die Sommer-Olympiade 2016 und der nächste Karneval in Brasilien werden nach Expertenmeinung wohl dazu beitragen, dass sich das Virus in aller Welt weiter verbreitet. Deshalb rät die WHO auch Touristen, nach ihrer Heimreise mindestens acht Wochen auf ungeschützten Sex zu verzichten.

Quellen

Feige, Rempen, Würfel, Jawny, Caffier: Frauenheilkunde, Urban und Fischer Verlag, 2. Aufl. 2001Goerke, Steller, Valet: Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe, Urban und Fischer, 5. Aufl., 2000Schneider, Kaulhausen: Lehrbuch der Gynäkologie und Geburtsmedizin, Kohlhammer, 1986

Die hier wiedergegebenen Informationen zu Infektionen in der Schwangerschaft ersetzen nicht den Arztbesuch.