Unsere Tochter lügt !

Guten Morgen,

unsere Tochter ist 14 Jahre alt und lügt. Seit Jahren schon, es zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben.
Sie verliert regelmässig Sachen die wir ihr geschenkt haben. Weil sie es nicht zugeben möchte erfindet sie haarsträubende Geschichten wo die Sachen sind und verstrickt sich immer mehr in die Lügen. Sogar wenn wir sie bitten die Wahrheit zu sagen, dass wir wissen dass die Geschichten nicht stimmen, hält sie an den Lügen fest.
Wir haben ihr schon öfters erklärt dass sie alles nur noch schlimmer macht.
Irgendwann ( oft nach wochenlangem Lügen) gibt sie dann zu dass sie gelogen hat und die Sachen verloren hat. Erklärung von ihr: ihr Gehirn zwinge sie züm lügen und sie hat Angst, nicht mehr geliebt zu werden wenn sie die Wahrheit sagt.

Wie geht man da als Eltern richtig vor? Nach jahrelangen Problemen dieser Art haben wir so langsam die Nase voll. Wir bestärken sid, loben sie, zeigen ihr wie toll sie ist. Reicht wohl nicht aus um ihr Selbstwertgefühl zu steigern ☹️.
Sonst ist sie ein liebes Mädchen, gut in der Schule, sozial, sportlich und mit grossem Freundeskreis.

Danke für Tipps und vlt Erfahrungsberichte,
lieben Gruss von Idefix

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Man lügt wenn man Druck bekommt und nicht anders ausweichen kann. Mein Kind hat mir auch gestern gesagt, dass er wieder eine Schere verloren hat, das Biologiebuch ist ebenfalls weg und ein Tixo braucht er auch wieder. Heute Mittags gehe ich alles besorgen beziehungsweise das Biologiebuch wird die Buchhandlung bestellen müssen. Die Ursache ist mir in dem Fall egal, da frage ich gar nicht, es gibt ein Problem, mit dem hat sich mein Kind an mich gewendet und ich versuche es zu lösen. Klar sollte er besser auf seine Sachen aufpassen, aber die Schule ist für Kinder ein Ort des Stresses, hier möchte ich nicht noch mehr Stress machen, denn dann geht das auf Kosten der Freude und Lernbereitschaft. Blöd ist es dann, wenn er den Loptop verliert, aber auch hier hilft kein Schimpfen, sondern Lösungsorientiert sein.

Auch wenn das Kind sagt dass es am Freitag nur eine Hausaufgabe bekommen hat und am Sonntag um 20 Uhr sich dann hinsetzt und noch eine macht, ist Druck in erster Linie der falsche Weg. Zuerst lobe ich hier einmal, dass es dem Kind noch rechtzeitig eingefallen ist. Klar mache ich mir Gedanken über die Ursache, das mache ich mir aber alleine, ohne mit dem Kind darüber zu reden. Mit dem Kind versuche ich nur Lösungsorientiert zu reden, dass es sich zum Beispiel in der Schule Notizen mit dem Datum macht, um nachher noch zu wissen, was es als Aufgabe bekam. Auch dann wenn ich weiß, dass die Aufgabe absichtlich vom Kind nach hinten geschoben wurde. Nur schimpfen hilft nichts und noch weniger in dem Alter. Ich versucher hier auf das Kind einzureden, wie wichtig es ist die Hausübungen zu machen und dass man am Freitag Nachmittag oder Samstag Vormittag weniger Stress hat, weniger Müde ist und die Aufgabe daher schneller (vorteil für das Kind) machen kann und sich diese auch besser merken kann, als wenn man sie schnell am Sonntag Abend macht.

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Tolle Antwort... es ist mir eh schleierhaft, wie man ein "warum" begründen soll bei verloren. Wenn man die Ursache kennen würde, findet man es ja in der Regel wieder ;-)


Ich versuche da auch entspannt zu sein.

@TE: wie reagiert ihr denn? Oder habt früher reagiert. Der Vater meines Kindes ist jetzt auch niemand der klassisch meckern würde, kann aber doch persönlich werden, in dem er Vorträge hält.. ist genauso ätzend, also klärt mein Kind wenn möglich alles mit mir. Ich denke, ich stelle mit meiner Reaktion jetzt die Weichen dafür, falls wirklich mal was schlimmes passiert.

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Ich würde da so vorgehen: Jedes Mal, wenn sie etwas erzählt (einen Grund für verlorene Sachen etc. angibt), sagst du, "okay. Es wäre aber auch nicht schlimm, wenn du die Sache einfach so verloren hättest!"
Das machst du so lange, bis es weniger wird.

Ich habe letzten Sommer zwei Schirme gekauft, nachdem ich alle anderen verloren hatte, extra solche mit gebogenem Griff, damit ich mir die an den Taschengurt hängen kann.
Und die habe ich dann nacheinander beide vor dem gleichen Einkaufszentrum verloren - einen im Bus, das fiel mir gut 200 m nach der Haltestelle ein und ich bin zurückgegangen, der Schirm war aber schon weg.
Den zweiten nach dem Einkaufen am Einkaufswagengriff. Tasche genommen, Tüte genommen, Schirm vergessen und das erst gemerkt, ich ich fast zu Hause war.

Früher habe ich diverse Schirme, Stifte usw. im Unterricht vergessen. Manchmal fiel es mir dann später auf und einmal bin habe ich für einen teuren Füller eine kleine Odyssee gemacht - der lag dann wirklich noch in dem Raum, in dem ich ihn verloren hatte. Die meisten Schirme etc., waren aber weg.

Warum passiert das?
Man ist in Zeitdruck oder hat auf dem Rückweg mehr Gepäck als auf dem Hinweg, es regnet nicht mehr, also denkt man nicht mehr an den Schirm.

Dabei bringt es überhaupt nichts, noch Stress zu haben, weil man sich vor jemandem rechtfertigen muss. Natürlich lügt man dann, eventuell sogar wirklich unbewusst, weil die intuitive Reaktion ist "ich darf keinen Ärger bekommen, ich habe schon wieder einen Fehler gemacht, ich muss eine Ausrede erfinden" - und die Reaktion kommt bei Stress VIEL früher, als man die Wahrheit sagen kann. Man KANN in dem Moment dann gar nichts anderes sagen, man lügt also wirklich nicht bewusst.
Etwas anderes ist es, wenn man zu spät zum Unterricht kommt und sich auf dem Weg zur Tür überlegt, was man sagen kann, damit man nicht desinteressiert oder faul klingt. Also sagt man nicht "ich bin zu spät los gegangen", sondern "der Bus stand im Stau". Das wäre bewusstes Lügen.

Das unbewusst Lügen wird man mMn nur los, wenn man sehr viel Verständnis bekommt, sehr viele positive Reaktionen und wenn auch immer freundlich reagiert wird, wenn man später ankommt und sich korrigiert.

Helfen würde ein offenes, freundliches Gespräch über die Ursachen und mögliche Gegenmaßnahmen. Also bspw. Dinge wie Schirme immer in der Hand halten oder irgendwo befestigen. Vor dem Verlassen von Tischen oder Räumen schauen, ob man alle Sachen in der Tasche hat. Vor dem Verlassen von Gebäuden noch mal überlegen, was man morgens alles mithatte, ob man Jacke, Schirm, Sporttasche dabei hat. Sich vielleicht auch kleine Zettel irgendwo hin legen (Federtasche, Jackentasche etc.) mit der Frage "alles dabei?" Oder das als Bildschirmschoner verwenden.
Und dann eben auch mal zurück gehen, im Sekretariat etc. fragen, ob etwas gefunden wurde. Mitschüler fragen, ob sie vergessene Dinge irgendwo gesehen haben. Einfach lernen, offener damit umzugehen.

Warum verliert man Dinge wie Schirme oder Sporttaschen?
Weil man sie nicht täglich dabei hat und es keine Routine ist, sie wieder mit nach Hause zu nehmen, anders als bei der Schultasche etc.

Dafür braucht man Strategien. Die Sporttasche mit der Jacke über den Haken hängen, weil man die Jacke auf jeden Fall mitnimmt, wenn es draußen kalt ist. Manchmal vergisst man die Jacke, wenn es im Laufe des Tages deutlich wärmer wurde. Dann wäre es besser, sie über den Stuhl zu hängen oder über die Schultasche zu legen, weil man die auf jeden Fall mitnimmt.
Man kann auch im Geiste immer eine Liste mit Sachen durchgehen, die man wieder mit nach Hause oder mit in die Schule nehmen möchte. Und sich dann angewöhnen, immer diese Liste vor dem Verlassen des Hauses, des Klassenzimmers oder der Schule durchzugehen. Man müsste dann jeden Abend bewusst so eine Liste lernen und visualisieren. Man kann sich z.B. vorstellen, dass man vor der Klassentür oder der Ausgangstür steht und vom Schirm aufgespießt wird. Oder nicht weiter gehen kann, weil eine riesige Sporttasche vor einem steht. Wenn man sich das intensiv vorstellen, inklusive Überraschung, Druck auf der Brust von dem Schirm oder Druck auf dem Fuß von der Tasche, dürfte man spätestens, wenn man vor dieser Tür steht, an die vergessenen Sachen denken.

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Wie reagiert ihr denn, wenn sie euch sagt sie hätte wieder was verloren?

Was meint sie denn, warum sie so oft was verliert?

Hat sie irgendwelche Diagnosen wie Adhs o.ä. bzw. wurde da was untersucht?

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Kling extrem.
Dazu würde ich mal einen Profi befragen.

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Von meinen Kindern kenne ich nur 'kleine' Lügen, wie 'wir haben keine Hausaufgaben', 'ich hatte noch kein Eis'

Das:
>>ihr Gehirn zwinge sie züm lügen und sie hat Angst, nicht mehr geliebt zu werden wenn sie die Wahrheit sagt<<
ist ja schon ein ganz anderes Kaliber und da es schon lange so geht, würde ich mir professionelle Hilfe suchen.

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Kinder (und Erwachsene ) lügen , um sich Vorteile zu verschaffen.
„ Ich hatte heute noch nichts Süßes, ich habe heute noch nicht Film geschaut, alle meine Kumpels machen das auch,……“

Oder sie lügen, weil sie harmoniebedürftig sind, weil sie sich für eine Diskussion nicht stark genug fühlen, weil sie eigene Schwächen vertuschen möchten.
Oder sie lügen, weil sie bei Fehlern und Missgeschicken massiven Druck bekommen. Wenn man die Kinder/Jugendlichen in die Ecke treibt und Ärger androht, bleibt fast nur die Lüge, um sich zu retten.

Wichtig wäre, so denke ich, dass man durchaus zeigt, dass man die Lüge erkannt hat. Aber dann nach konkreten Lösungen sucht.
„ Dir ist dieses oder jenes passiert, was könnten wir jetzt machen ?
Wie könnte sich das vermeiden lassen ?“

Im besten Fall kommt das Kind/Jugendlicher von sich aus auf die Eltern zu und bittet sie um Hilfe, wenn etwas schief gegangen ist.

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Also ich kenne das aus meiner eigenen Kindheit und Jugend so: Wenn ich versehentlich etwas verloren oder beschädigt habe, hatte ich Ärger am Hals, obschon ich es nicht absichtlich gemacht hatte, gleichzeitig haben meine Eltern kaum systematisch kontrolliert. Ich habe über die Jahre die Fähigkeit entwickelt, brillant zu lügen, sie sind kaum je dahinter gekommen.

Was ich daraus mitnehme und als Vater selbst besser machen will: Einen anderen Umgang mit Fehlern. Anstatt auf Fehlern rumzureiten und nachzuforschen, wer schuld ist, lieber Möglichkeiten suchen, was man in Zukunft anders machen könnte. Für diese relativ banale Idee gibt's bei meinem Arbeitgeber Seminare für Angestellte und noch viel mehr Seminare für Vorgesetzte. Die Konzentration auf den Fehler anstatt auf die Verbesserung führt dazu, dass Leute nicht offen reden.

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Ich würde ihre Aussage sehr ernst nehmen! Ich würde mich kritisch hinterfragen, wie genau ich auf die Wahrheit reagiert habe in der Vergangenheit.

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Ja,kann passieren aber Kinder die Angst haben und lügen haben diese Angst meistens weil die Eltern es verbockt haben.
Und erzählen unsere Kinder ALLES und nicht weil wir nicht streng sind oder alles durchgehen lassen,sonder weil wir gemeinsam sofort nach einer Lösung suchen und wir 100000% hinter ihnen stehen!
Und nun macht ihr diesen Druck schon seit langer Zeit!

Bearbeitet von Inaktiv