Hallo,
ich hätte mal eine Frage zur Legasthenie. Ich habe einen Azubi 19 Jahre alt(Büroberuf).
Wir haben nun festgestellt, dass er keine Rechtschreibung kann, Fehler ohne Ende. Er schreibt auch total verkrampft von Hand. Leider ist der Beruf sehr textlastig. Wenn wir mit ihm sprechen, sagt er es ist alles ok. Er hat Realschule und hatte eine 3 im Abschluss, das kann doch nicht sein. Er ist noch in der Probezeit, also droht im Entlassung. Am PC schreibt er auch sowas von langsam, deutlich schlechter als die anderen Azubis. Wie kann ich erkennen, ob er LRS hat?
Danke
Legasthenie
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Hi,
würde die Diagnose denn überhaupt etwas bringen? Es ist gut und richtig, dass jemand mit LRS heutzutage jeden Schulabschluss machen kann, das war früher ja anders, es gibt Nachteilsausgleiche und Hilfen, aber ganz ehrlich, wer im Büro arbeitet, bei dem sollte die Rechtschreibung eine Stärke und keine Schwäche sein. Bei euch gibt es doch sicherlich keinen Nachteilsausgleich für LRS, oder?
vlg tina
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Nein. Es geht auch darum, dass die Ausbildung extrem textlastig ist. Bei einer anderen Ausbildung bei uns wäre das nicht soooo relevant . Die Ausbildung wechseln geht nicht, weil die anderen Plätze jetzt schon voll sind. Mein Mitarbeiter sagt mir, er müsste jeden Satz von dem Azubi kontrollieren und verbessern. Das geht einfach nicht.
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Das kann ich mir vorstellen, ich bin Lehrerin und meinen LRS-Kandidaten würde ich niemals eine Ausbildung im Büro anraten. Da hat er sich wohl etwas verschätzt.
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In der Zeit von Word Autocorrect sollte eine schlechte rechtschreibung keine Rolle spielen oder ist er grammatikalisch auch schlecht?
Meine Rechtschreibung ist auch nicht perfekt und trotzdem schreibe ich Berichte und auch meine Abschlussarbeit auf der Uni war kein Problem.
Wie wäre es mit einem Kurs für maschinenschreiben damit er das 10 Finger System lernt?
Sucht das Gespräch, vielleicht gefällt ihm die Ausbildung sowieso nicht. Nicht jeder ist für jeden Job geeignet. Gibt ja auch genügend Berufe, wo die Deutsch Note unerheblich ist.
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Zwischen nicht perfekt und sowas ist ein himmelweiter Unterschied. So etwas habe ich bei keinem meiner Azubis bisher gesehen
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Das muss doch word dann alles rot anstreichen und dann ist es einfach zu korrigieren?
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Hey!
Es kommt darauf an, welche Lehrer er hatte und wie das Leistungsniveau an seiner Schule war. Vielleicht ist er auch einfach so durchgerutscht.
Wenn er sinnentnehmend lesen kann, wird ihm eine LRS nicht so das Genick brechen können.
Die Rechtschreibung darf, zumindest in meinem Bundesland, nicht separat bewertet werden. Gehäufte Verstöße können zu einer Absenkung der Note um 1 Note führen- macht man das? Meist ist das dann noch mit Stress und Diskussionen verbunden.
Liebe Grüße
Schoko
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Achso, ein Nachteilsausgleich steht auch in NRW im regulären Zeugnis. Im Abschlusszeugnis nicht.
Wenn seine Eltern eine Testung ablehnten, wirst du keine Nachweise auf dem Zeugnis finden.
Sind euch seie Defizite nicht im Einstellungsverfahren aufgefallen?
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Nee leider nicht. Das haben wir ausgerechnet bei ihm etwas lockerer gehandhabt. Aber ehrlich gesagt mit einer 3 im Zeugnis hätte ich mir sowas auch nicht vorstellen können 😳
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In Bayern steht das im Zeugnis wenn die RS - Leistung nicht bewertet wurde. Also eine Legasthenie vorliegt. Und wie von Dir geschildert würde er hier niemals mit 3 von der RS gehen. Selbst mit Nachteisausgleich nicht, der aber im Zeugnis stünde. Flüssig schreiben können muss mein Sohn hier trotz Legasthenie können und dann reicht's meist auch nur für die 4.
Ich würde mit ihm reden und ihn fragen was eigentlich los ist. Er wird die Ausbildung ja sowieso nicht schaffen können, wenn er am Anfang schon solche Probleme hat.
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Hallo.
Da hilft nur ein offenes Gespräch.
Kann gut sein, dass er Legastheniker ist. Wenn er so gotterbärmlich schreibt, dann muss das ja schon sicher irgendwo mal aufgefallen sein in der Schule.
Entweder wurde es von seinen Eltern ignoriert oder er hat die entsprechende Diagnose und verschweigt sie aber, womöglich aus Angst, keine Ausbildungsstelle zu finden.
Euer Vorgesetzter muss dringend mit ihm sprechen. Es gibt spezielle Reha-Programme von der Agentur für Arbeit, so dass auch Jugendliche wie er seinen Traumberuf erlernen können.
Die Praxis wird ihm im Ausbildungsbetrieb beigebracht. Sein Ausbildungsgehalt, inkl. ggf. Nachhilfeunterricht für die Berufsschule, wird von der Arbeitsagentur übernommen.
Und nachdem der Ausbildungsbetrieb dann praktisch keine Unkosten mit dem Jugendlichen hat, wird dementsprechend Kulanz und Verständnis für sein Handicap erwartet.
Sollte für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation sein.
Leg dahingehend mal ein gutes Wort für ihn ein. Holte die Agentur mit ins Boot. Die nehmen die entsprechenden Testungen selber vor.
Alles Gute!
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Das Kolping Bildungswerk bietet in der Erwachsenenbildung berufsbegleitend auch einiges an, mal fragen. Da haben wir vom Bund aus auch schon Soldaten helfen lassen. Natürlich müssen die Leute auch wollen, da würde ich schon mal eindringlich mit ihm reden. Geht ja um seine Zukunft.
LG Moni
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Hallo,
ich weiß nicht, welches Bundesland das ist. Nachteilsausgleiche wegen LRS stehen tatsächlich nicht auf dem Zeugnis. Aber der Notenschutz schon - der Notenschutz steht auch auf dem Abschlusszeugnis.
Grundsätzlich in eurem Fall würde ich innerhalb der Probezeit ganz normal die Kündigung aussprechen. Das geht ja ohne weitere Begründung. Für euch ist er einfach untragbar. Die Ausbildung würde er wahrscheinlich nicht schaffen.
Und beim Gespräch würde ich einfach mal einen Text ausdrucken und dann korrigieren. Sämtliche Gespräche bezüglich LRS würde ich gepflegt lassen. Das geht euch nichts an. Wenn das seine Eltern und die Schule bisher nicht in Angriff genommen haben, ist es jetzt eh zu spät.
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Nein, es ist definitiv nicht zu spät, da auch im Rahmen der Erwachsenenbildung geholfen werden kann. Ich hatte während meinen letzten 10 Jahre beim Berufsförderungsdienst der Bw 3 Soldaten, die kaum ihren Namen schreiben konnten; wie die bisher durchkamen, war schleierhaft. Alle drei waren nach ihrer Förderung in der Lage, künftig ohne Probleme leben zu können, schafften auch ihre Fortbildungen usw. Unser Träger war das Kolpingwerk, gibt es nur in Baden-Württ. Ich bin aber sicher, dass es in anderen Bundesländern sowas auch gibt. Die Kurse für Analphabeten gehen auch auf LRS ein. Das Arbeitsamt könnte solche Bildungsträger wissen.
LG Moni
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Kurse für Analphabeten helfen bei LRS absolut gar nichts. Da braucht es schon eine konsequente Lerntherapie über Jahre.
Offensichtlich hatte das Kind in der Schule aber Nachteilsausgleiche ohne Notenschutz - damit steht das nicht im Zeugnis und niemand hat es erfahren.
Von Seite des Arbeitgebers:
LRS kann je nach Ausprägung eine Schwerbehinderung sein. Eine Behinderung im Sinne der Gleichstellung ist es definitiv. Das wird also eine ganz üble Sache den Azubi hier durchzuschleifen bis zur Prüfung, die er dann doch nicht besteht.
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Als Unternehmerin kann ich dir nicht viel dazu sagen bis auf das der Azubi sich schleunigst auf dem Arbeitsamt melden soll um seinen Ausbildungsplatz nicht zu verlieren. Denn soviel ich weiß, ist nicht Schreiben (auch nicht richtig) zu können kein Kündigungsgrund auch nicht in der Probezeit. Hat das Arbeitsamt davon Kenntnis wird es für den Betrieb sehr schwer. Ich dachte er macht eine Ausbildung in eurem Betrieb, sollte man ihm dann nicht den Umgang mit Text und Maschinen beibringen, das ist doch der Sinn einer Ausbildung. Dann Frage ich mich auch warum wurde er überhaupt Eingestellt. Klar erst im Nachhinein wurde festgestellt das der junge Mann ein Problem mit der Rechtschreibung hat, es ist aber keine Pflicht (jedenfalls in Deutschland) das bei einer Bewerbung anzugeben. Man sollte vielleicht auch mal mit dem Chef darüber reden, vielleicht hat der eine Idee und nicht warten bis es zu spät ist.
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Das ist schlicht falsch. Natürlich kann man einem Auszubildenden in der Probezeit kündigen.