Tochter findet Schule nur noch "blöd" (3. Klasse)

Hallo zusammen,
meine Tochter ist 9 Jahre, geht in die 3. Klasse und eigentlich könnte alles prima sein. Sie ist eine sehr gute Schülerin, hat viele Freunde und ist beliebt. Sie ist mit sehr viel Freude und Elan in die 1. Klasse gestartet.

Doch seit der 2. Klasse ist der Wurm drin. Vielleicht hat es mit verschiedenen Lehrerwechseln zu tun, auf jeden Fall geht sie nicht mehr gerne zur Schule und findet eigentlich alles nur noch blöd. Meistens geht es darum, dass sie sich ungerecht behandelt fühlt oder das Verhalten der Lehrer unfair findet. Oft ist das gar nicht gegen sie gerichtet - im Gegenteil, auf dem Elternsprechtag wurde sie sehr gelobt. Es belastet sie aber auch, wenn Mitschüler ermahnt werden. Fast jeden Tag kommt sie mit einer anderen "Beschwerde" nach Hause, was sie wieder als blöd oder unfair empfand (heute im Sportunterricht). Dann ist für der Nachmittag erstmal gelaufen und ihre Laune auf dem Tiefpunkt... Für mich ist das manchmal Kleinkram und ich denke, gut da muss sie durch, gehört zum Schulleben dazu. Andererseits belastet mich die Situation, so weint sie z.B. auch manchmal abends im Bett, weil sie am nächsten Tag nicht in die Schule will.

Wie kann ich ihr helfen? Sie soll schließlich Spaß am Lernen und in der Schule haben. Wie kann sie lernen, gewisse Frustsituationen, die sich ja nie ganz vermeiden lassen, auszuhalten und damit umzugehen? Grundsätzlich hat sie ein SEHR großes Gerechtigkeitsempfinden. Ich hatte auch schon überlegt, die Lehrerinnen (sie hat 2 Klassenlehrerinnen) anzusprechen. Aber was soll ich sagen? Wie gesagt, es sind nie große Vorkomnisse. Für mein Tochter ist es aber immer ein Weltuntergang :-(

Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder einen Tipp? Danke euch!

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Ich würde mal einen Termin beim Kinderpsychologen machen. Gespräche von außen helfen oft, dass Kinder die Situationen von einer anderen Seite betrachten können. Sie ist eben doch sehr feinfühlig. Das ist ja was tolles irgendwie, aber es belastet sie ja wirklich. Weinen und nicht zur Schule wollen solltet ihr wirklich ernst nehmen. Und als Eltern ist das ganz schwierig das eigene Kind da raus zu lenken. Ich war als Kind auch so. 1 mal war ich auch bei so einem Termin. Mein Vater ist grundsätzlich von der alten Schule. Mir hat es total gut gefallen und wär gerne hin gegangen. Mein Vater meinte „ich hätte schließlich keinen Dachschaden“. Ich war übrigens auch immer super gut und beliebt. Feinfühlig bin ich immer noch, eine Therapie hab ich Anfang 20 begonnen weil ich Studium das Fass zu voll war. Scheut euch nicht. Das ist was ganz tolles und wird eurer Maus total helfen für die Zukunft. Ab Schulwechsel wird das ja alles nochmal belastender und ungerechter. Alles Gute euch

Bearbeitet von juli111
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Vielen Dank für deine Antwort! Wie der Zufall es will, hat heute Nachmittag die Lehrerin auf den AB gesprochen, weil sie gemerkt hat, dass meine Tochter verärgert war, aber sie nicht wisse warum. Ich habe jetzt um ein Gespräch gebeten. Ansonsten finde ich den Ansatz, dass jemand von außen darauf guckt, sehr gut.

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Ditto, schließe mich Juli an:
externe Hilfe kann ganz gut helfen es zu verarbeiten bzw zu lösen.

Während eine Anmeldung beim psych. Kinderpsychologen leider lange Wartelisten hat, gibt es zur Überbrückung sowie im Notfall auch von Caritas und "freier Jugendhilfe" regionale Angebote. Hier auf jeden Fall mal vor Ort nachschauen, wo/was es gibt ;-)

Bei uns an der GS gibt es zum Glück im Rahmen der freien Jugendhilfe eine Sozialpädagogin (Jugendsozialarbeit), an die sich die Schüler bei jedem Problem melden und beraten lassen können. Die Fachkraft hat genauso Schweigepflicht (auch gegenüber den Eltern, außer Kind entbindet oder es besteht eine tatsächliche Gefahr - wird Kind dann aber erklärt), ist zwar innerhalb der Schule stets erreichbar, jedoch gilt es als eigenständige Stelle. Mal ein Auszug aus der Beschreibung:
"Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) soll helfen, soziale Nachteile auszugleichen
und individuelle Schwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.
Ziel ist die soziale Förderung der Jugendlichen direkt an der Schule
und eine Verbesserung des Schulklimas.
JaS versteht sich als Schnittstelle zwischen Schülern, Eltern und Schule."
Zitat unserer ersten Fachkraft an die Kids "Kommt ruhig zu mir wenn euch irgendetwas stört, jedes Problem ist okay!"

Ich drück ihr ganz toll die Daumen, dass sich die Spannung wieder löst#winke#blume