Hilfe suchen? Oder ist das Verhalten normal?

Hallo ihr Lieben,
ich bin etwas überfragt momentan und wollte mal nach eurer Meinung fragen.

Und zwar geht es um meine Tochter (10).
Sie war als Baby viel am schreien und kaum am schlafen. Das ganze hat sich bis in kleinkindalter gezogen. Einschlafbegleitung dauerte im Durchschnitt mindestens 2 Stunden. Mit 3 hat sie dann wenigstens durchgeschlafen. Sie ist extrem Willensstark. Das war sie auch von Anfang an, abstillen war damals schier unmöglich. Allgemein wurde stundenlang gebrüllt, wenn es ein Nein zu hören gab. Da ich damals dann alleinerziehend war und viel arbeiten musste, war ich leider ziemlich inkonsequent.
Ihr weiteres Verhalten hab ich dann mit der Inkonsequenz bis zu ihrem 5. Lebensjahr begründet. Ab dann wurde ich konsequenter, da ich mit ihr nicht mehr raus konnte, ohne dass es Gebrüll (durchgehend) gab, wenn sie etwas nicht bekommen hat.
Sie schläft bis heute nicht gut ein. Braucht teilweise bis 23.30 Uhr bis sie endlich schläft und ist um 6 Uhr wieder hell wach.
Es muss heute noch nach ihrem Kopf gehen, andere Meinungen als ihre eigenen werden einfach nicht akzeptiert. Sie beharrt immer auf ihren Standpunkt, egal wie logisch die Argumente dagegen sind.
Sie kann außerdem ihre Emotionen wirklich null regulieren. Wut wird zu extremen ausrastern, mit türenknallen, gegen Wände Boxen, Sachen werfen und zerstören. Angst wird fast zur Panik, sie steigert sich extrem rein und bekommt dann sogar zitteranfälle. Traurigkeit wird mega intensiv, sie behauptet dann immer ihr Leben ist scheisse und sie hat einfach keine Lust mehr. In jede Emotion wird sich extrem reingesteigert und sie kommt schlecht wieder raus. Ich habe es mit Konsequenz und Strafen , mit Einfühlsamkeit, reden und kuscheln, mit in Ruhe lassen und sonst was versucht, egal wie ich mich verhalte, ihr Verhalten bleibt gleich.

Außerdem muss ich sie immernoch dauerhaft zu allem auffordern. Wenn ich nicht 10x sage sie soll sich morgens anziehen und ihre zähne putzen, dann passiert nix. Ich muss ihr sagen, dass sie endlich Schuhe und Jacke anziehen soll, da die Schule bald anfängt und sie los muss, sonst ist sie um 8 noch nicht unterwegs. Alles dauert immer gefühlt ewigkeiten.
wenn sie Mist baut sind ihr die Konsequenzen egal, sie weiß, dass ich mittlerweile sehr konsequent bin und ich warne auch erst ein-dreimal vor bis es eine Konsequenz gibt. Bis zu dem Punkt interessiert es sie nur nicht und wenn die Konsequenz ausgesprochen ist, rastet sie aus und dreht völlig durch, kommt dann wieder nicht runter egal was ich mache..

Sie ist zum Glück super in der schule, muss so gut wie nicht lernen und hat jetzt grad eine Gymnasialempfehlung bekommen und wird ab Sommer zum Gymnasium gehen.
Ihr Sozialverhalten unter Freunden ist an sich super, sie ist der dominante Part in den Freundschaften und es kommt natürlich gelegentlich zum Streit, bei dem sie dann auch sehr unnachgiebig ist, aber alles noch im Rahmen würde ich sagen.
Jeder Außenstehende sagt immer, dass sie brav ist etc. Also sie kann ihr Verhalten anpassen.

Ich bin sicher, dass ich teilweise auch an ihrem Verhalten schuld bin, da ich oft überfordert bin mit ihrem und meins dann dementsprechend nicht ganz angepasst ist.
Ich reflektiere viel und versuche seit Jahren immer wieder neue Ansätze reinzubringen, die evtl. Helfen können..
außerdem gibt es leider viel Theater mit ihrem Papa von dem ich getrennt lebe seit sie 3 ist. Er war drogenabhängig, selbst schwer erziehbar und in seiner Jugend deshalb sogar in verschiedenen Einrichtungen. Vom Charakter her, ist er noch sturer und uneinsichtiger und wälzt seine negativen Emotionen auf die Tochter ab. Heult beispielsweise Rotz und Wasser, wenn sie ein Wochenende nicht kommen will, sodass sie dann doch hingeht, wegen eines schlechten Gewissens.
Er ist sehr manipulativ und ich als Laie wie rede behaupten, er hat narzisstische Züge (aber Joa, bin halt kein Psychiater)
Momentan bin ich da dran, den Umgang zu ändern und habe Kontakt mit dem JA aufgenommen .

Zusätzlich hat sie vor anderthalb Jahren einen kleinen Bruder bekommen, so dass sie die Aufmerksamkeit jetzt teilen muss. Denke das ist auch nicht einfach für sie, aber ihr Verhalten war davor ja auch schon so. Exklusivzeit mit ihr gibt es tatsächlich kaum, da sie im Alltag keine Lust hat mal was mit mir zu machen, und wir sonst Sachen machen, bei denen sie ihren Bruder eh dabei haben will. Ich Les ihr abends als vor oder wir spielen ab und zu ein Brettspiel oder schauen eine Serie zusammen.

Das war jetzt alles sehr zusammengefasst und doch ziemlich lang.
Meine Frage ist jetzt, ob vllt psychologische Hilfe angemessen wäre? Jemand der ihr evtl. zeigen kann, besser mit Gefühlen klar zu kommen? Außerdem die Sachen zu verarbeiten die beim Papa vorgefallen sind?
Oder ob ihr Verhalten normal und ich einfach wirklich nicht fähig bin, richtig zu erziehen..
ich hatte auch ein Gespräch bei der Beratungsstelle und hab nur gesagt bekommen ich soll ihr Bedürfnisse und Emotionen benennen und mit ihr reden, das mach ich eigentlich aber schon so gut wie immer und es bringt trotzdem so gut wie nie was.
Bin einfach überfragt und hoffe ihr könnt mir evtl. etwas helfen

Liebe Grüße

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Hallo,

das klingt schon sehr fordernd, ich würde allerdings nicht psychologische sondern psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen, sprich erst mal ne Diagnostik machen ob nicht doch sowas wie hochsensibiliät, Hochbegabung, ADS, Asperger da mit reinspielt, das gibts in den unterschiedlichsten Ausptägungen und Kombinationen.

Ich mag ehrlich auch diesen neumodischen Begriff der "Willensstärke" - ja ich habe das Buch gelesen. In meinen Augen und nach meinen Erfahrungen ist es eher das was man als sozial-emotionale Schwäche nennen sollte, das Kind kann mit negativen Eindrücken und Gefühlen nicht umgehen. Und wenn ein Kind eine Schwäche hat sollte man was unternehmen, vor allem wenn es den Alltag belastet.

Alles Gute Euch,

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Ich hatte meine Bedenken gleich eine psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen, da ich Angst habe, dass da vielleicht zu schnell irgendwas diagnostiziert wird und wir dann mit diesem, ich nenn es mal ganz plump ,stempel‘ dann so dastehen.
Ich wurde als Teenie selbst ADS diagnostiziert und mir wurde damals Ritalin gegeben, aber die hatten bei mir mega die Nebenwirkungen.. hab die dann nach ca anderthalb Jahren sogar selbst abgesetzt. Hat irgendwie auch keinen groß interessiert..Naja, jedenfalls bin ich der Meinung, dass ich vielleicht falsch diagnostiziert wurde und gar nix hab.. Und deshalb hab ich Angst, dass das bei meinem Kind dann auch so läuft.

Wollte somit zuerst einen Psychologen draufschauen lassen und dann evtl. mit Verhaltenstherapie arbeiten. Wobei ich auf die Einschätzung des Psychologen gewartete hätte um gegebenenfalls im Anschluss eine psychiatrische Richtung einzuschlagen.

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Also liegt sogar die Wahrscheinlichkeit höher dass-es so was ist wenn du selber ne Diagnose hattest. Die Therapien und Medikamente haben sich doch sehr weiterentwickelt, unser Sohn kam mit medikinet auch nicht gut klar, deswegen nimmt er jetzt elvanse und es tut ihm gut. Er fordert mit seinen 8 Jahre das Medikament ein uns sagt dass es ihm vieles erleichtert. Nachmittags lernt er dann zu Hause mit seinem ADHS umzugehen, da der Schulalltag mit Medikation für ihn nicht mehr so überfordern ist ist er Nachmittags viel ausgeglichener auch wenn das medi nicht mehr wirkt.
Es obliegt doch immer noch Euter Entscheidungen was und wann und wie die Therapie verläuft ubd Moderne Therapien haben such den Ansatz dem Kind klar zu machen dass es eben nicht das schwarze Schaf ist sondern was eigenes, anderes, tolles.

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Ich bin der Meinung, Hilfe suchen ist immer dann angesagt, wenn der Leidensruck zu groß wird. Ihr hört euch beide nicht sehr glücklich an. Vielleicht wäre eine Familientherapie was für euch.
Ich wünsche euch alles Gute

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Unsere Große ist exakt so, wie du deine Tochter beschreibst.allerdings erst 8.

Ich empfehle 2 Dinge.
Als erstes die Bücher so viel Freude, so viel Wut (oder den 2. Teil dazu) und "wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden"... Sie helfen mir immer wieder ein Bewusstsein für mein Kind zubekommrn
zubekommen und verständiger zu sein.

Und dann wirklich wirklich eine Diagnostik. Auch oder gerade weil du ein gebranntes Kimd bist.

Unsere Tochter ist mit ADHS diagnostiziert und ist hochbegabt. Da ich mittlerweile weiß, dass ADHS vererbbar ist, habe ich auch mich diagnostizieren lassen mit sehr eindeutigem Ergebnis. Da auch du eine Diagnose hast, ist die Wahrscheinlichkeit ja hoch.
Sowohl beim Kind als auch ich nehmen Medikamente.
Zuerst medikinet (gleicher Wirkstoff wie Ritalin), wobei wir da beide große Nebenwirkungen hatten. Mittlerweile nehmen wir unterschiedliche Wirkstoffe, mein Kind wird aber jetzt nochmal etwas anderes probieren.
Mediation hat keine Einbahnstraße. Wenn ihr gut beraten seid, dann probiert man
Auch aus.

Melde dich gern per PN, wenn du etwas wissen willst.

Alles Gute.

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Dankeschön, die Bücher werde ich mir gleich mal raussuchen und demnächst dann lesen.
Scheint wohl auch bei uns doch auf eine Diagnostik hinzulaufen.
Ich schreib dir gleich mal noch ne PN
Vielen Dank für deine Antwort

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Klingt nach ADHS.

Mein Sohn ist ganz genau so, kommt aber erst in die Schule. Wir sind dran an der Diagnose.
Für mich steht fest, dass er ADHS hat, da er mit Koffein ruhiger wird, was ein ziemlich untrügliches Zeichen für ADHS ist.
Mein Cousin, diagnostiziert, ist genau so.
Wenn du Zeit und Nerven hast, kannst du es ja mal mit einem Koffeinhaltigen Getränk (wir haben es mit Koa-wach probiert) probieren. Und wenn dein Kind ruhiger wird, kannst du dich auf die Suche nach einem Spezialisten machen. Koffein wirkt bei ADHS meist paradox. Wurde mir auch von den vielen ADHS Fällen in der erweiterten Familie bestätigt.
Probiere es aber an einem Tag, wo du notfalls mit einem aufgezogen Kind klar kommst. Also wenn ihr notfalls dann raus in den Wald gehen könnt, oder ähnliches.

Ansonsten hilft bei unserem Sohn viel Bewegung. Er hat auch eine Kletterwand im Zimmer und wenn ich merke es geht gar nichts mehr, dann ab nach draußen und bewegen bewegen bewegen und gleichzeitig etwas für den Kopf tun.

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Ich bin grundsätzlich bei dir. Ich sehe auch viele ADHS typische Symtome.

Aber Vorsicht bei den Tipps. Ich habe selber ADHS, sehr klassisch, laut Psychiater "wer sollte sonst ADHS haben, wenn nicht Sie" - bei mir wirkt Kaffee nicht paradox.
Sollte die TE das jetzt probieren und die Tochter wird nur aufgedreht, soll aus sich dann nicht auf die Suche machen?

Außerdem ist weibliche ADHS oft schwerer erkennen Arnulf hat oft andere Symptome.

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Man sollte das natürlich auf keinen Fall an einem Schultag ausprobieren.
Haben wir mit unserem Kind auch nicht gemacht, sondern, als wir Zeit und Nerven hatten, falls es nicht paradox wirkt.

Für uns war es einfach psychisch eine extreme Erleichterung, dass wir wussten, es liegt nicht an uns, sondern das Kind hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ADHS.
Uns hilft es jedenfalls sehr und nun können wir uns dann dennoch in Ruhe auf die Suche machen, dass wir das diagnostiziert kriegen. Was bei uns in der Region nicht so ganz einfach ist.

Egal, ob es das ist oder nicht, sollte man sich trotzdem Hilfe holen aber das dauert eine Weile. Und um diese Zeit zu überstehen, kann man sich in das Thema ADHS gerade bei Mädchen und Frauen einlesen und wenn der Rest passt, dann kann man es mit Koffein probieren.
Für uns war das eine Erleichterung.

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Ich hätte sie schon längst beim SPZ angemeldet und beim Kinderpsychiater vorgestellt der mit Paychologen arbeitet. Das ist für deine Tochter ja auch nicht schön. Für euch auch nicht. Holt euch wirklich die Hilfe die ihr kriegen bekommt. Die werden euch dann helfen. Alles Gute euch

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Noch einmal speziell die weibliche Perspektive. Meine Tochter ist da ganz ähnlich. Sie bekam erst mit 16 die ADHS-Diagnose, da hatte sie schon Depression und Magersucht. Aber vorher wollte man ihr die ADHS-Diagnose nicht geben, weil es in der Schule gut lief. Leider ist es oft so. Mädchen können dann doch zumindest in der Schule relativ gut angepasst sein und dann sieht kein Lehrer da ein Problem.

Ich fand es auch manchmal extrem. Sie war so explosiv, alle Gefühle waren super-intensiv. Manchmal hab ich gedacht, wenn die endlich kapieren, dass hier eine Diagnose angesagt wäre, dann wird es vielleicht gleich bipolär, statt ADHS. Zumal ihr Vater eine ziemlich chronische Depression hat, mit Phasen dazwischen, wo er irritiert ist, aber ziemlich viel macht (Hypomanie?).

Wir hatten eine anstrengende Zeit. Auch als sie in der Oberstufe war hatten wir noch regelmässig Drama wegen der Hausaufgaben. D.h. sie wollte Hilfe von uns haben, aber dann wurden wir nur angemotzt.

Inzwischen ist sie 27, und ist Sozialarbeiterin, hat ein Jahr an einer Schule gearbeitet und studiert jetzt weiter um ihren Master zu machen (weiss nicht warum, sie wollte). Inzwischen ist es ruhiger geworden um sie. Auch wenn sie schon mal Beziehungsprobleme hatte - inzwischen hat sie einen festen Partner und es läuft. Ich bin wirklich erleichtert, dass es inzwischen so normal läuft. :)

Deine Tochter wird auch älter. Aber ich glaube, du solltest doch checken lassen, was da genau los ist und schauen, dass sie einigermassen durch die Pubertät kommt.

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Hallo,

mein Sohn ist fast 11. Wir haben/ hatten sehr ähnliche Probleme wie ihr. Auf Anraten seiner Schule geht er seit fast einem Jahr zur Psychotherapie. Das tut ihm sehr gut, ehr geht wirklich gerne hin.

Vor gut einem halben Jahr sprach mich seine Psychotherapeutin an, dass sie den Verdacht hat, dass mein
Sohn eine Autismus Spektrum Störung hat. Dies hat sich leider bestätigt. Er ist Asperger-Autist. Damit lassen sich nun sehr viele Verhaltensweisen und Eigenarten erklären.

Alles Gute für Euch

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Hallo,

ich würde mit ihr zum Kinder- und Jugendpsychiater gehen, dort wird getestet auf ADHS, Autismus, Hochbegabung usw... Der empfiehlt euch dann, wenn etwas rauskommt, wie es behandelt wird.

Im Voraus macht es keinen Sinn, zum Psychologen zu gehen, die Diagnostik macht der Facharzt (eben der Psychiater).

LG