Angst davor Alleinerziehend zu sein

Guten Tag,
ich will erstmal den Ausgangspunkt schildern. Meine noch Frau und ich haben uns getrennt und wollen uns scheiden lassen. Wir sind insgesamt 5 Personen in der Wohnung, meine Ex, ich, unsere gemeinsame Tochter, mein Stiefsohn und der Bruder meiner Ex. Meine Stiefsohn kommt allmählich in die Pubertät (Vorzeigepubertät mit übelster Laune und Saustallzimmer) und macht dementsprechend sehr viel Arbeit. Der Bruder meiner Ex ist zwar nicht mehr in der Pubertät aber macht genauso viel Arbeit daheim. Das Verhältnis zu beiden ist mehr schlecht als recht. Meine Ex ist kaum mehr da, ich mache, grob über den Daumen gepeilt, zu 80% die Kinderbetreuung und den Haushalt. Meine Ex will in der Wohnung bleiben. Ich bin auf Wohnungssuche und wir wollen unsere Tochter nach dem Wechselmodell betreuen.
Jetzt zur Frage
Wie war es anfangs für euch alleinerziehend zu sein?
Ich habe davor irgendwie Angst, kann mir aber nicht zusammenreimen wieso.
Wenn man die Ausgangslage betrachtet, habe ich bald sehr viel weniger Arbeit und kann mich viel mehr um meine Tochter kümmern. Im Moment habe ich nicht mal Zeit für ein Hobby oder um mich großartig mit Freunden zu treffen.
Vielleicht ist es mittlerweile die Gewohnheit oder die Angst davor zu viel Zeit zu haben um in Gedanken zu versinken.
Kennt das jemand von euch?

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Hallo,

ich kann nachvollziehen das Du Angst hast, vor dem sog. Ungewissen.

Als mein Ex-Mann und ich uns getrennt haben, wohnte er noch ca. 5 Monate in der gemeinsamen Wohnung. Und es kam der Tag X, an dem ich mit dem Töchterchen alleine war.

Was soll ich sagen ? Tatsächlich hatte ich plötzlich mehr Zeit, Zeit die ich mit meiner Tochter unheimlich genossen habe. Kein ständiges Wäsche waschen, keine Diskussionen, keine schlechten Launen mehr.... es war, nach kurzer Eingewöhnung so gesehen die schönste Zeit die ich mit ihr hatte. Wir haben bis heute (mittlerweile ist sie ein 15jähr. Pubertier) ein super Vertrauensverhältnis, reden viel (oder auch nicht wenn sie mir signalisiert das sie Ruhe haben mag).

Diese Zeit alleine hat uns soviel gegeben. Was wir allerdings auch gemacht haben, mein Ex-Mann und ich sind mit ihr oft auch gemeinsam mal ein Eis essen gegangen, zusammen in den Zoo oder haben Ausflüge gemacht. Gsd haben mein Ex-Mann und ich ein sehr gutes Miteinander. Immerhin sind wir für den Rest unseres Leben an einen Menschen gebunden. 😍

Meine "freien" Wochenende habe ich dann dazu genutzt, wieder ICH selbst zu sein. Ich habe mit Freundinnen Unternehmungen gemacht oder, und das habe ich auch seeeeehr genossen, habe mich einfach in meinem Schlumper-Outfit und ungestylt und "ner Tüte Chips" einfach auf die Couch gesetzt und fern gesehen. Oder aber auch einfach mal AUSschlafen. Einfach so, ohne schlechtes Gewissen und dem Druck was noch alles erledigt werden muss.

Kopf hoch. Wenn der Herzschmerz erstmal vorbei ist, glaub mir, Du wirst es geniessen. Sowohl die Zeit mit, als auch ohne dein Kind.


Ich wünsche dir alles Gute

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Ich finde ja als WMler sind wir nicht wirklich allein erziehend. Ich nenn mich getrennt erziehend.

Ich finde schon, dass du nur gewinnen kannst. Das einzige, was mir wirklich schwer fällt - auch nach vielen Jahren: mich wirklich zu entspannen, wenn Sohnemann nicht da ist. Ich hab immer im Hinterkopf: was ist, wenn was ist? Geht es ihm gut? Brauch er mich vielleicht grad?
Und dann kommt das Kind nach ner Woche wieder und alles war fein ;-)

Ich fahre jetzt bald zum ersten Mal, nach etwas über 8 Jahren Trennung, in meiner Kindfrei-Woche in den Urlaub und find das total komisch.

Ansonsten ist dieses Modell - finde ich, das beste was man haben kann, wenn es allen Beteiligten gut geht. Insbesondere dem Kind natürlich ;-)

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1. Meine Ex ist kaum mehr da, ich mache, grob über den Daumen gepeilt, zu 80% die Kinderbetreuung und den Haushalt.
2. Meine Ex will in der Wohnung bleiben.
3. Ich bin auf Wohnungssuche...

Ist dir beim Schreiben nicht selbst was aufgegangen? Meine Ex hätte auch gern in dem von mir (und meiner Familie) allein bezahlen Haus weiter gewohnt und dabei idewerweise weiter meine umfassenden Dienste bei der Kinderbetruung an vier Werktagen beansprucht. Wenn es keine guten Gründe gibt , warum sie in der Wohnung bleiben sollte (Eigentum, Hauptmieterin) und du auch noch überwiegend die kinder betreust, hinterfrage doch diesen Punkt. Warum sollte sie nicht ausziehen?


Ansonsten: Wenbun deine Angaben stimmen, wirst du dich in den ersten Mama-Wochen in der leer n Wohnung allein fühlen. Sobald du deine Zeit mit Sport, Hobbies, Überstundenkonto füllen und Dating verplant hast, wirst du einen Boost in Lebensqualität feststellen. Dene Kinderwochen sind inniger duch ein mehr an Zeit, Aufmerksamkeit und die Abwesenheit der ständigen Konflikte mit der Ex. Deine freien Wochen wirst du auch genießen lernen.
Umgekehrt hat meine Ex offenbar im nachhinein festgestellt, wie viele Aufgaben und Pflichen es gibt, die ich zuvor unter dem Radar klaglos erledigt hatte. Sie war deutlich angespannter seit der Trennung.