Bin ich meinen Eltern Enkel schuldig?

Der Titel ist bewusst etwas provokativ gewählt, aber irgendwie raubt er mir seit einiger Zeit den Schlaf.

Ich war letztes Jahr schwanger und hatte in der 12. Woche eine Fehlgeburt erlitten. In der Schwangerschaft ging es mir psychisch nicht besonders gut, hatte das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben. Noch nie fühlte ich mich so alleine gelassen (mit Ausnahme meines Mannes). Zu allem hatte sich neben dem Embryo ein 3 cm grosser Tumor (zum Glück gutartig) in meiner Brust breit gemacht. Der kann aktuell noch bleiben, müsste jedoch vor einer erneuten SS auf jeden Fall weg.

Ich war nie jemand, der um jeden Preis Kinder wollte und mir war schon vorher klar, dass ich keine Eingriffe möchte, sollte es mit Kindern nicht klappen. Nach diesen negativen Erlebnissen fehlt mir echt die Motivation, es nochmal zu versuchen und mich auch dieser OP zu unterziehen mit allen möglichen Folgen im einer nächsten SS. Zudem macht mir das, was ich in meinem Umfeld sehe, meist nicht allzuviel Mut.

Lange habe ich mich auch mit der Frage beschäftigt, ob mein Sinneswandel durch ein Trauma bedingt ist oder ob mein Kinderwunsch einfach nicht (mehr) stark genug ist. Ich könnte aktuell mit meinem Leben nicht zufriedener sein… Eine Therapie, die ich im Anschluss gemacht habe war da nicht sehr hilfreich. Allerdings hat sie mir zu verstehen gegeben, dass es manchmal nicht den einen richtigen Weg gibt.

Was mir allerdings den Schlaf raubt, sind Schuldgefühle, wenn ich meiner Mutter und Grossmutter keinen Enkel und Urenkel schenke. Ich bekomme den Druck häufig zu spüren. Mein Bruder ist unfruchtbar und deshalb liegt der Ball bei mir.

Dabei sind beide unter anderem ein Grund, weshalb ich keine Kinder möchte. Ich möchte ihr Leben einfach nicht tauschen. Meine Mutter hat viel gearbeitet und nebenher den ganzen Haushalt geschmissen (bis zur Perfektion). Glücklich wirkte sie auf mich nie, nur gestresst. Hobbys oder Freundinnen hatte sie keine. Geliebt habe ich mich auch nie gefühlt, vielmehr als Belastung. Rumbrüllen war Standard, manchmal Schläge, Umarmungen oder Nähe gab nicht. In meinem Tagebuch (damals war ich ca. 9 Jahre) steht: „Warum hat meine Mami Kinder, wo sie uns doch so sehr hasst?“.

Als Kind bin ich ab und zu mit unserem Nachbarshund spazieren gegangen. Wenn er nicht gehorchte, habe ich ihn angebrüllt und auch geschlagen, bis mich einmal ein Passant zurechtwies. Dabei hatte ich nur umgesetzt, was ich unter „Erziehung“ verstand. Mir war es furchtbar peinlich.

Meiner Mutter habe ich vergeben, sie hatte eine schwierige Kindheit. Offenbar ist es nun ihr grösster Traum, Oma zu werden und die Enkel regelmässig zu betreuuen, während ich arbeite. Lustigerweise habe ich in diesem Punkt die geringsten Bedenken, da sie schon früher zu anderen Kindern immer total lieb und wie ausgewechselt war…

Natürlich wäre es auch für mich eine Art Traumvorstellung - Mutter und ich mit Kind glücklich vereint. Die Vorstellung, dass das nie sein wird, bricht mir fast das Herz. Aber ich sehe aktuell in meinem Fall mit meiner Geschichte einfach mehr Risiken als Chancen. Ich kann und will mich nicht auf meine Mutter verlassen. Vielleicht hänge ich einfach an der Hoffnung, durch mein Kind doch noch irgendwie von meiner Mutter geliebt zu werden?

Was denkt ihr darüber?

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denke du kennst sie Antwort. Vllt. solltest deine Mutter mitnehmen zur Therapie. Das worum es hier geht hat nichts mit „Kinderwunsch“ zu tun.


Im übrigen sind eigene schlechte Erfahrungen NIE eine Entschuldigung diese fortzusetzen. Im Gegenteil.

Bearbeitet von Liz8407
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Ich denke auch das es eher im Familienleben oder so besser aufgehoben wäre als beim Kinderwunsch.

Aber ja wie Liz sagte es gibt keine Entschuldigung für solche Dinge auch keine persönlichen Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Ich selbst hab meine Kinder nie mit Gewalt erzogen wobei bei meiner Mutter auch gern mal Porzellanteller flogen und Kochlöffel auf Hintern zerbrochen wurden.

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vorallem: „ Lustigerweise habe ich in diesem Punkt die geringsten Bedenken, da sie schon früher zu anderen Kindern immer total lieb und wie ausgewechselt war…“
Aiiiii … blos zum eigenen nicht… mmh woran könnte das wohl liegen 🤔 und welche komponente haben eigene Kleine Kinder und Enkel gemeinsam??🤔 also da muss man doch keine 2 Minuten nachdenken. Wie kommt man da zu den Vergleich andere Kinder die nur mal temporär ein über den Weg laufen. Wär ja schlimm wenn gewaltätige Menschen auch alle anderen Kinder random auf Straße schlagen obwohl diese nicht mal was forderten oder groß in Interaktion mit diese waren 😆

Der Brustknoten muss vermutlich über kurz oder lang dennoch raus … Hormone ändern sich nicht nur in SS.

Bearbeitet von Liz8407
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Also ich verstehe nicht ganz, was an meiner Aussage naiv sein soll. Enkelkinder kann man wieder abgeben, man trägt nicht 24/7 die Hauptverantwortung. Das ist sicher ein grosser Unterschied. Und fremde Kinder sind nochmal was anderes… Aber ja, vielleicht liege ich auch total falsch mit meiner Einschätzung und Enkel sind genau das selbe…

Und das mit dem Brustknoten überlasse ich den Ärzten… Danke für den Tipp ;)

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Wenn man Kinder nur aus Pflicht bekommt oder weil man sich heile Welt mit der Mama wünscht dann ist die Antwortet: NEIN
Geh unbedingt zu einer Therapie und arbeite alles auf und dann kannst du weiter sehen.
Kinder sind für immer bei dir und kein Partner mit dem man einfach Schluss machen kann. Es wäre dem Kind auch nicht fair gegenüber „hey ich hab dich nur bekommen damit meine Mama mich mehr lieb hat“ Und wer sagt dass es dann so ist?
Und was machst du wenn deine Mama mal nicht mehr hier sein sollte? Kind ins Heim abschieben und hier n Trauma verursachen?
Ich denke wirklich du solltest hier nochmal deine Gedanken mit jemanden professionellen teilen und Hilfe suchen :)
viel Glück 🍀

Ps. Dein Bruder könnte auch adoptieren oder seine Partnern ein Kind mit einer Samenspende bekommen ;)
Deine Entscheidung gegen ein Kind hat nichts mit der Unfruchtbarkeit deines Bruders zu tun

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Du bist glücklich mit dem Leben das du da hast und offensichtlich keine intrinsische Motivation für Schwangerschaft und Baby, dann lass es doch. Das ist nunmal nicht Wunsch und Erfüllung jeder Frau und das sollte man wirklich gern wollen und nicht für jemanden anderen machen.
Und schon gar nicht für seine Eltern und Großeltern.
Von deinem Partner schreibst du nicht mal etwas…