Freundin arbeitet nicht

Hallo, ich habe mich aus Verzweiflung hier angemeldet um mal die Meinung von Anderen einzuholen, da ich selbst nicht mehr weiter weiß

Zur Erklärung der Umstände: Ich, Anfang 20 bin jetzt seit 2,5 Jahren mit meiner Freundin, Ende 20 zusammen. Ich liebe sie sehr und bin eigentlich sehr glücklich mit der Beziehung. Dennoch streiten wir oft was meiner Meinung nach immer die selbe Ursache hat: sie hat keine Ausbildung und keinen richtigen Job..und das mit Ende 20..Sie sagt immer dass sie das selbst fertig macht, aber warum unternimmt sie dann nichts? Ich habe schon viel versucht, im Ruhigen, verständnisvoll mit ihr geredet, mit Ihr nach Möglichkeiten gesucht... Ich unterstütze sie wo ich kann aber ich kann nicht auch noch die Bewerbung für sie schreiben. Wenn ich das Thema anspreche wird sie gleich traurig/sauer und dann streiten wir. Ich habe langsam kein Verständnis mehr weil ich mir mit ihr eine Zukunft aufbauen wollte und das so meiner Meinung nach nicht funktioniert. Wir wohnen zusammen, aber wenn ich frühs auf Arbeit gehe dann fährt sie zu ihren Eltern und holt mich nachmittags wieder ab... Weil sie ein Problem damit hat alleine zu sein... nachmittags macht sie dann den Haushalt und kocht jeden Abend. Das weiß ich auch sehr zu schätzen. Aber in einem Streit wirft sie mir dann jedes mal vor dass sie nur zum kochen und putzen da wäre... Sie hat einen Aushilfsjob... 3 Tage die Woche... das reicht dafür die Einkäufe zu bezahlen. Alle anderen Ausgaben stemme ich. Sie sagt sie hätte eine Sozialphobie und ist auch in Therapie. Ich unterstütze sie so gut ich kann und würde ihr so gerne helfen das alles hinzubekommen... aber mein Verständnis wird von Tag zu Tag weniger und deshalb streiten wir leider oft... Sie ist zum Beispiel oft gestresst und überfordert und ich komme mir dann verarscht vor... wir sind in der Hinsicht das komplette Gegenteil und das macht es oft schwer....


Ich bedanke mich fürs Lesen und für Anregungen....

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Eigentlich unterstützt du sie ja sogar in dem du fast alles bezahlst. Ist doch prima für sie ?
Wenn sie jetzt alleine wohnen würde und Hz4 bekommen würde, würde ihr das Amt auch aufs Dach steigen und sie hätte keine Wahl. Mit dir aber hat sie ja eine Wahl - nämlich nicht zu arbeiten.
Hör auf sie weiter zu finanzieren

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Hallo,

für mich klingt es tatsächlich auch so, als wenn sie schlicht keinen Bock hat und es ja auch nicht nötig hat - du finanzierst doch alles. Warum sollte sie da was ändern, ist doch schön bequem so.

Du fährst arbeiten und sie kann bei ihren Eltern easy peasy ihr Leben verchillen.

Und die Reaktion von ihr, wenn du es ansprichst ("Wenn ich das Thema anspreche wird sie gleich traurig/sauer und dann streiten wir. ") sagt mir eigentlich nur eins: Getroffene Hunde bellen.

Sozialphobie? Interessant, bei ihren Eltern und ihrem Aushilfsjob hat sie diese Phobie dann temporär nicht mehr? Bullshit.

"Aber in einem Streit wirft sie mir dann jedes mal vor dass sie nur zum kochen und putzen da wäre"

-> Da würde ich ihr ganz klar sagen, dass das ihr selbst gewähltes Los ist und sie nicht anfangen braucht, sich darüber aufzuregen.

Hör auf sie zu finanzieren - anders wirst du aus deiner Lage nicht raus kommen.

Alles Gute #klee

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Krass, wie Du hier jemanden, den Du gar nicht kennst, des Simulantentums bezichtigst und einfach "keinen Bock" zu haben. Ich habe privat auch mit einem schwer sozialphobischen Menschen zu tun. Menschen, die man kennt und zum "inneren Kreis" gehören - enge Familie, Job - sind für sozialphobische Menschen meist OK und bieten Sicherheit. Die unbekannten, wildfremden sind in der Regel das Problem und damit auch jeder, mit dem man ein Vorstellungsgespräch führt oder die neuen potenziellen Kolleginnen und Kollegen. Sie ist ja hier offenbar in Therapie, was schon mal sehr gut ist. Mit Druck und Drohnung wird sich da gar nichts bewegen und erst Recht keine belastbare Partnerschaft entstehen. Wenn die Beziehung keine gesunde Basis hat, kann und soll man sich trennen, gar keine Frage. Aber der Lösungsansatz, hier finanziellen und persönlichen Druck aufzubauen... neee.

PS: "Selbstgewähltes Los", eine Sozialphobie zu haben.... puh.

Bearbeitet von Sozialphobie
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Dann kann sie Berufsunfähigkeit beantragen oder sich über das Amt krankschreiben lassen, Lösungen erarbeiten, Umschulung machen etc.
Gibt ja auch Jobs wo man kaum mit Menschen arbeitet.
Es kann aber nicht sein, dass der Partner auf unbestimmte Zeit finanzieren muss.

Bearbeitet von Samara
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Was konkret erwartest du? Was möchte sie realistisch ändern?

Sie schafft es scheinbar nicht, eine Ausbildung (geht je nach Beruf auch in TZ, wenn sie VZ nicht schafft) zu machen oder mehr zu arbeiten. Wie ist ihr Plan für die Zukunft?

Ihr dreht euch aktuell ja im Kreis. Sie kannst du nicht ändern, nur dich und deine Einstellung. Was ist dir unumstößlich wichtig? Was, wenn es nicht erfüllt wird? Welche Konsequenzen würdest du ziehen?

Dauerhaft kann es so ja nicht weiter gehen.

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Wenn du wüsstest, mit welchen Ängsten ich schon zu tun hatte! Ich bin trotzdem immer aufgestanden und habe immer gearbeitet und das viel und mit Überstunden. Trott Soziophobie gibt es immer Möglichkeiten sich innerhalb des Jobs zurückzuziehen bzw. zu lernen damit umzugehen. Wo ein Wille, dort auch ein Weg! Ich weiß nur nicht wie man das jmd. beibringt. Der Weg ist auch die Phobie anzugehen und sich damit auseinanderzusetzen. Einfach nur sauer sein und sich schmollend zurückziehen..immer zu den Eltern, nicht allein sein können. Wenn sie nicht allein sein kann, sollte sie erst recht überdenken, ob ihr eine Soziophobie nicht im Weg steht. Hätte sie ihren Job, würde sie nicht allein sein. Nichts getan, Zeit verstrichen. Frag sie doch mal, ob sie denn aufgegeben hat? Ob sie mit dir keine Familie gründen will und einfach zusehen wie eure Beziehung den Bach untergeht, weil sie sich nicht bewegen will?
Natürlich funktioniert das so nicht mehr. Und nein, es ist kein Spaziergang in ihrer Position. Sie hat aber Rückhalt und das ist schon Luxus! Es gibt Menschen, die niemanden haben!
Und was sagen die Eltern dazu? Wie kommt es, dass sie so ein Rumhängen tagsüber und in dem Alter einfach tolerieren? Ist die Nabelschnur noch nicht durch? Können die Eltern auch nicht loslassen? Dann ist aber allerhöchste Zeit!
Tut mir leid für dich. Es ist sehr belastend. Im Zweifel musst du dich trotz aller Liebe leider selbst schützen und dich trennen. Da gibt es noch eine ganze Menge toller Frauen aur der Erde, die deine Mühe und deinen Fleiß verdient haben.

Bearbeitet von Soziophobie
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Echte psychische Erkrankungen sind richtig mies. Sie sind nicht rational. Sie können nicht mit dem Verstand allein beherrscht werden. Hast du sie mal gefragt, wie das ist? Was heißt das, wie fühlt sie sich?
Kann sie diese Welt mit dir teilen?
Es gibt Menschen, die können dann nicht mehr die Post wegbringen.
Welche Perspektive gibt die Therapie? Wollt ihr mal einen gemeinsamen Termin machen?

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Ich hatte eine generalisierte Angststörung und somatoforme Störung, war damit auch wochenlang stationär.
Ask me anything.

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Wenn sie in Therapie ist (schon länger?) wird sie ja vermutlich auch eine oder mehrere Diagnosen haben, und auch eventuell eine Einschätzung über ihre Perspektiven. Was sie anstrebt, was machbar ist, ob ihr (finanzielle) Hilfe zusteht.

Je nach Schwere einer tiefsitzenden psychischen Erkrankung ist es eben nicht unbedingt möglich, das selbe zu leisten wie andere. Sie tut nicht nichts, sie geht 3 Tage die Woche arbeiten, beteiligt sich am Haushalt, geht in Therapie.

Bei allem Verständnis ist es aber natürlich eine andere Frage, ob man die Defizite als Partner dauerhaft mittragen kann und möchte. Da kann ich leider keinen ultimativen Tipp geben. Ich hatte schon beide Seiten erlebt. Leute, die mich verlassen haben weil ich zu instabil war (was ich damals natürlich schlimm fand, nachträglich aber verstehe) und auch Leute, von denen ich mich distanziert habe, weil ich gemerkt habe sie ziehen mich herunter.

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Also bei großteils des Haushalts führen inkl. koche und 3 Tagen arbeiten kann man schwer von nicht arbeiten sprechen, damit trägt nach allgemeinen Standards genug und mehr als in einer Hausfrauenehe zu eurer Lebensgemeinschaft bei.
Wäre auch interessant ob du sie überhaupt dementsprechend entlasten könntest (ca 50% des Haushalts übernehmen)

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Was ist, wenn sie schwanger wird? Wie kommt sie ohne Ausbildung an einen Job danach?
Was bezahlt sie in ihre Rente und was du, wenn ihr mal heiraten solltet?
Was ist, wenn ihr mal verreisen möchtet?
Was ist, wenn ihr ein Auto kaufen müsst, die Waschmaschine kaputt ist, eine neue Küche gebraucht wird?
Was ist, wenn du dir/ihr euch mal ein Eigenheim zulegen möchtest/möchtet?
Warum sind ihre Eltern 24/7 verfügbar? Arbeiten sie nichts?
Warum macht sie eine Therapie, wenn sie seit 2,5 Jahren keine Besserung bringt?

Das sind alles Punkte, die man bedenken muss, wenn man eine Partnerschaft führen möchte und Ziele und Wünsche im Leben hat. Kannst und willst du das dauerhaft für 2 Personen übernehmen?
Liebe reicht auf Dauer nicht für eine Beziehung. Da müssen auch andere Eckpfeiler stimmen.

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Unterschreibe ich.

Mit Anfang 20 ist das alles noch etwas schwer in der Tragweite zu erfassen und man ist leicht geblendet.
Umso wichtiger ist es, sich klar zu positionieren.

Sie muss meiner Meinung nach eine stationäre Therapie machen, die mindestens 6 Wochen dauert oder länger und dann einen Reintegrationskurs mithilfe der Arbeitsagentur machen.

Ein Bekannter von mir hatte jahrelang Geschichte studiert. Einer der klügsten Köpfe, die ich kenne. Er litt unter Depressionen, begab sich dann in Therapie und machte einen Reintegrationskurs mithilfe der Arbeitsagentur und ist heute nach seiner betreuten Ausbildung in einem großen Konzern tätig (und ich glaube auch in toto recht zufrieden).

Was ich sagen möchte: Du darfst erwarten, dass sie ihr Leben jetzt in die Hand nimmt und einfordern, dass sie das tut, weil du – und das ist die Drohkulisse, die du notwendig aufbauen musst – sie verlässt (und es notfalls auch durchziehst). Die Alternative ist schlimmstenfalls, dass du sie ein Leben lang finanziell (und fast schlimmer: emotional) mitträgst. Tu es nicht, denn beide Ressourcen dafür sind rar und wertvoll, so dass man mit ein bisschen Pech selbst unter die Räder kommt.