Hilfe! Jugendamt, Häusliche Gewalt Partnerschaft

Hallo, ich wende mich an euch, da ich sonst mit niemanden darüber sprechen kann und wirklich verzweifelt bin.

Ich bin mit meinem Mann insgesamt 7 Jahre zusammen und 3 davon verheiratet. Grundsätzlich hatten wir immer eine Beziehung mit vielen Aufs und Abs, es kam aber nie zu heftigen Auseinandersetzungen. 2021 kam unsere gemeinsame Tochter zur Welt und alles schien perfekt. Leider verändert die Elternschaft ja manchmal auch Beziehungen ins negative, in unserem Fall war dem so. Er lügte viel, um seine Ruhe zu haben und ich traute ihm nicht mehr. Irgendwann redeten wir kaum noch miteinander und jeder kochte sein eigenes Süppchen.

Im Laufe des letzten Jahres merkte ich, dass ich depressiv wurde. Es stand der Verdacht einer Borderline Persönlichkeitsstörung, sowie einer Posttraumatischen Belastungsstörung im Raum.
Auf Grund der Depression, hatte ich keinen Antrieb etwas dagegen zutun. Erst als es das erste Mal hier eskalierte, bekam ich den Antrieb mit professionelle Hilfe zu suchen (das war im Januar) allerdings wurde mir der Therapieplatz erst für März zugesagt. Es beginnt also bald und ich hoffe sehr, dass es mir und meinem Umfeld bald besser gehen wird.

Unserer Tochter gegenüber bin ich nie wütend, aufbrausend oder gar gewaltvoll geworden. Wir haben eine sehr enge Beziehung zueinander und in meinen Augen die perfekte Mutter-Kind Beziehung.

Meinem Mann gegenüber sieht es ganz anders aus. Ich werde aggressiv, wenn ich ihn sehe.
Aktuell bin ich mit unserem zweiten Kind schwanger, sie kommt im Juli zur Welt. Seit Beginn der Schwangerschaft und der damit verbundenen Hormone wurde ich ihm gegenüber noch aggressiver.

Letztes Wochenende eskalierte es total (kurz vorab unsere Tochter bekam davon nichts mit)
Mein Mann und ich diskutierten am frühen Morgen wieder, er sah nichts ein, ich sah nichts ein. Wir kamen auf keinen gemeinsamen Nenner und genau das machte mich dieses Mal so aggressiv, dass ich als er den Raum verlassen wollte, die Tür blockierte, als er mich dann zur Seite schieben wollte, schlug ich nach ihm, traf aber nicht. Und ab da an setzt es aus, ich weiß nur noch, dass er plötzlich einen Bissabdruck im Gesicht hatte. (Der Abdruck war am Nachmittag allerdings schon wieder verschwunden)
Ich weiß nicht wie ich so die Kontrolle verlieren konnte, ich weiß nicht, warum mein Gehirn die letzten Sekunden scheinbar gelöscht hat. Ich weiß nur das es mir wirklich Leid tut. Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Ich bin selbst ein Kind Häuslicher Gewalt, ich kenne dieses schlimme Gefühl.
Mein Mann fuhr daraufhin zur Polizei und erstattete Anzeige gegen mich. Bis heute habe ich nichts von der Polizei gehört, heute hingegen rief mich das Jugendamt an. Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen, obwohl mein Mann (seiner Aussage nach, wobei er es mit der Ehrlichkeit nicht so hat) der Polizei gegenüber geäußert haben soll, dass für unsere Tochter keine Gefahr besteht.
Es wurde ebenfalls zu dem Gespräch am Montag eingeladen.

Er möchte natürlich nicht von der Anzeige absehen, will mich aber auch nicht vor Gericht bringen. Ich verstehe seine Absichten nicht, er will ja offensichtlich das ich für das was ich tat, zu Recht, bestraft werde. Ich halte jedoch das was mir jetzt passiert, für absolut überzogen. Ich habe einen großen Fehler gemacht, aber das ist doch nicht das was ich verdient habe.
Ich würde gern eure Meinung dazu hören.
Vorallem würde mich die Erfahrung derer interessieren, denen ähnliches passiert ist. Wie es weiterging und wie es ausging. Ich möchte meine Ehe nicht beenden, sehe aber aktuell kein Happy End mehr für uns.
Natürlich habe ich große Angst vor den Konsequenzen. Was meint ihr was auf mich zukommen wird ? Ich habe mir noch nie etwas zu Schulden kommen lassen.

Liebe Grüße und Danke!

Bearbeitet von Pssst
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Puh harter Tobak. Es läuft zwischen euch nicht, aber ein 2. Kind in die Welt setzen, das geht noch?!
Tut mir leid, aber ich finde es definitiv nicht überzogen und es ist gut, dass sich das JA einschaltet.
Jetzt wo das 2. Kind kommt und du öfter an deine Grenzen kommen wirst, kann so etwas auch ganz schnell mal gegen die Kinder kommen.
Die werden denke ich schon genau gucken, ob du eine Diagnose bekommst und deinen Therapien vernünftig und gewillt nachgehst, du Familienhilfe bekommst etc, ansonsten sehe ich schon Gefahr, zu Recht, dass dir evtl das Sorgerecht entzogen wird und dur nur begleiteten Umgang vorerst haben darfst, bis das alles geklärt ist?!

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Wow wie hilfreich.
Keine Ahnung was du dir hier drunter vorstellst, aber wir haben uns aus Liebe und Überzeugung für unser zweites Kind entschieden. Diese Probleme traten erst in der Schwangerschaft auf.
Direkt einen Sorgerechtsentzug zu mutmaßen, dass ist harter Tobak.

Bearbeitet von Pssst
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Ich erhoffe mir nichts damit.
Was genau soll mir im Leben diese Antwort hier auf deinen Post etwas wieder geben/mich bereichern?!

Du schreibst oben nichts von Liebe, sondern dass es seit 2021 bergab geht, ist also nichts Neues und ich finde es absolut nicht Ordnung, in was für Verhältnisse manchmal so Kinder geboren werden, erst Recht nicht, wenn man selber bereits mit häuslicher Gewalt zu tun hatte und es eigentlich besser wissen müsste, denn egal, wie oft und lange man meint, mein Kind hat nichts mitbekommen, das Kind bekommt immer etwas mit.

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In Fällen von häuslicher Gewalt, bei denen Kinder involviert sind, wird m.W.n. das Jugendamt immer hinzugezogen. Das dient nur dem Schutz eures Kindes und deutet nicht darauf hin, dass dein Mann dich beschuldigt hat, euer Kind zu gefährden.

Aus Interesse, weil du meinst, dass du das Gespräch mit dem Jugendamt (oder die Anzeige?) nicht verdient hast: was hast du denn "verdient"? Was wäre die angemessene Konsequenz für dein Verhalten?

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Ich verstehe, dass mein Verhalten gar nicht geht. Ich verstehe das ich schon lange etwas dagegen hätte machen müssen.

Ich finde diese ganze Verfahrensweise nicht nachvollziehbar. Es hat ja noch niemand mit mir gesprochen, werde aber direkt allem bezichtigt.
Eine angemessene Verfahrensweise wäre doch, mir Hilfe anzubieten und mich nicht weiter untergehen zu lassen. Zumal ich so etwas noch nie gemacht habe.

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Die Polizei hat sich doch noch gar nicht bei dir gemeldet. Wessen wirst du denn noch bezichtigt?

Ich mutmaße mal, dass das Gespräch mit dem Jugendamt genau dem dient: die Situation zu evaluieren und dir bzw. euch Hilfe anzubieten.

Bearbeitet von sneakypie
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Ich finde sehr wichtig, dass du mit dem Jugendamt kooperierst. Außerdem hast du häusliche Gewalt als Kind erlebt und das offensichtlich noch nicht verarbeitet, sonst würdest du nicht so „durchknatternd“. Du solltest dringend eine Therapie für dich anstreben. Und falls du mit deinem Mann zusammen bleiben willst und er sich das auch vorstellen kann, fände ich auch Paartherapie hilfreich.

Wenn du das Problem einsiehst und dir Hilfe (Therapie) holst und dem Jugendamt gegenüber transparent bist, wird dir das positiv ausgelegt werden.

Alles Gute für euch.

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Ich habe bereits eine Ehetherapie initiiert, sie startet am Dienstag. Ich will ja auch nicht, dass es so weiter geht. Mir geht es ja so auch nicht gut.
Danke für deine Antwort. 🫶

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Du brauchst sehr dringend auch eine Therapie für dich. Eigentlich noch dringender als eine Ehetherapie.

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Naja, du hast, wie du selber schreibst >Und ab da an setzt es aus,< AUSSETZER.
Wiher willst du wissen, dass es gegenüber deinem Kind (bald zwei!!) nicht auch zu Aussetzern kommt. Das ist ja schon wesentlich mehr, als 'nur mal laut werden'.
Da denke ich, ist das Gespräch / die Anzeige schon verdient.
Alles gute.

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Wenn Anzeige wegen häuslicher Gewalt gestellt wird und Kinder involviert sind ist es absolut NICHT überzogen das sich das Jugendamt einschaltet.
Und wer sagt denn das du nicht doch mal einen weiteren Blackout hast und deine Tochter dazwischen hängt und was abbekommt. Wenn auch dann nicht mit Absicht. Passieren kann es. Allein dann wenn sie es mitbekommt und dazwischen gehen will. Das machen Kinder durchaus.
Naja Hilfe hast du dir ja schon gesucht.

Sieh das Jugendamt trotzdem nicht als Feind an im Endeffekt wollen die das beste für die Kinder und wenn du als Mutter so austickst müssen die halt gucken.
Sicher wird man dich dort beraten wie es weitergeht und die Anlaufstellen nennen wo es Hilfe gibt abseits des Therapeuten.
Eventuell wird dir eine Familienhilfe an die Seite gestellt die dann eben neben der Hilfestellung guckt ob alles gut ist.
Quer stellen solltest du dich dabei allerdings nicht und die Hilfe annehmen.
Das kann sonst ganz schnell tatsächlich zur "Pflicht" werden und dann wird nochmal strenger geschaut.

Du verstehst die Absichten deines Mannes nicht? Die sind doch ganz einfach.
Du bist ihm an die Gurgel gegangen. Und er will sich das eben nicht gefallen lassen.
Wäre es anders Rum würde doch auch sofort jeder schreien zeig ihm an. Hau ab da. Trenn dich.
Sei froh das ER noch da ist. Ich glaube die Frage ist eher ob er die Ehe nicht beenden will.

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Also ich muss auch sagen vor dem Therapie wieder schwanger zu werden, hätte ich dir auch nicht empfohlen. Schon mal überlegt, die Depressionen medikamentös dann einstellen mit zu lassen? Die Hormone in der Schwangerschaft machen diese nicht einfacher und bis eine Therapie wirkt, dauert es halt. Solche Verhaltensweisen dauern Monate um sie aufzuarbeiten und dann noch das ganze andere. Durch Depressionen sinkt halt auch die Belastbarkeit.
Ich sage es aus Erfahrung, dass du noch einen sehr langen Weg vor dir hast und am den am Ende mit zwei Kindern hin bekommen musst. Ich glaube, dass du mal mit einem Facharzt über eine Einstellung und damit über eine Hilfe reden musst.

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Danke für deine Anregungen. Mir war nicht klar, dass die Möglichkeit in der Schwangerschaft besteht, erst einmal das ganze mit Medikamenten zu regulieren.

Ich weiß das es nicht klug war, vor der Therapie schwanger zu werden, aber nun ist es nunmal so..
Hinterher ist man ja oftmals schlauer.

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Naja es gibt halt auch antidepressiva die
In der Schwangerschaft genommen werden können. Gibt ja auch schwangere, die vorher schon was genommen haben.
Ich denke dein Fall ist auch so dringend, dass da was gemacht werden würde, weil du meinst, dass du ja nicht mehr richtig teilweise klar kommst.

Du ich kann dich verstehen. Aber ich weiß auch wie viel Kraft eine Therapie von einem verlangt und wie viel Zeit. Aber ich denke, dass es gut ist, dass die Therapie dich danach begleiten wird. Sie ist sehr wichtig

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Ich kenne wirklich keine ( auch gesunde Mutter) die von sich behauptet eine PERFEKTE Mutter Kind Bindung zu haben. Außerdem sagst du, dass die Probleme 2021 angefangen haben, dann sagst du "nein erst seit der Schwangerschaft" und du wurdest aus Überzeugung und Liebe wieder schwanger. Und die meisten Eltern denken dass das Kind ja gaaaar nichts davon mitbekommt. Ganz ehrlich, ich hoffe sehr dass das Jugendamt sich einschaltet, ihr braucht dringend Hilfe und das meine ich nicht böse aber ich glaube dass du dir einige Sachen ( siehe oben) schöner redest als sie sind.

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Ich wusste nicht das das Wort "perfekt" so auf die Goldwaage gelegt werden könnte. Wollte damit nur sagen, dass unsere Beziehung nicht schwierig ist, sondern eher harmonisch. Natürlich schimpfe ich auch mal, aber nie übertrieben. Ich habe mich ihr gegenüber gut unter Kontrolle. Mehr wollte ich damit nicht sagen.

Seit 2021 hat sich unsere Beziehung verändert, ins negative. Aber auch hier hatten wieder Ups und Downs, sonst hätten wir uns wohl nicht einvernehmlich für ein zweites Kind entschieden.

Das wir Hilfe brauchen ist unumstritten.

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Deine Tochter wird das aber mitbekommen, dass ihr beiden rumschreit, dass du den Mann schlägst, dass ihr eine katastrophale Streitkultur habt und natürlich beeinträchtigt das ihr Bindungsverhalten. Sie lernt ja, das solche Beziehungen normal sind. Damit will ich dir einfach sagen, dass du das nicht verharmlosen solltest. Mit Babyblues, Wochenbett, Schlafmangel, was wenn das Baby ein Schreibaby wird ? Da steht dir noch vieles bevor was dich viel Kraft kosten wird und du musst dich jetzt darum kümmern bevor es eskaliert.
Vielleicht kann das Jugendamt dir Beratungsstellen in eurer Umgebung empfehlen, ansonsten hoffe ich du hast einen guten Psychiater + Psychotherapeuten , wenn nicht ist dass der erste Schritt.

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Es ist nicht überzogen, warum genau denkst du das.
Du kannst dich an die Tat nicht mal mehr erinnern?! Was ist wenn das deinen Kindern gegenüber mal passiert? Es gibt keine Garantie, dass das ihnen gegenüber nicht passiert.
Es bestehen solche gravierenden Verdachtsdiagnosen und anstatt erst mal das Leben in den Griff zu bekommen, erwartet ihr das nächste Kind.
Also nein, es grüßt richtig und gut, dass das Jugendamt jetzt einen Blick auf dich hat.

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Sorry, aber wie kannst du dir sicher sein, dass dir deinem Kind gegenüber das nicht passiert? Du kannst dich an den Angriff auf deinen Mann nicht erinnern, hattest einen Blackout, konntest es also nicht steuern. Wer sagt, dass das nicht auch gegenüber deinem Kind passieren kann, wenn sie mal in der Trotzphase ist und mit dem Kopf durch die Wand will?
Lass dich unbedingt gut behandeln