Fühlen sich Kinder bei strengen Personen wohler?

Hallo!

Mich würde mal eure Sichtweise interessieren.

Meine Nichten und mein Neffe sind unheimlich gerne bei mir und meinem Mann, obwohl wir so gar keine „Spielmenschen“ sind. Wir haben zwar auch einen kleinen Sohn, aber sind jetzt nicht die, die Kinder 24/7 bespassen. Unser Sohn muss sich durchaus auch mal selber beschäftigen wenn gerade was anliegt, das klappt auch wirklich super. So auch die Kinder wenn sie da sind.

Klar spielen wir auch mal verstecken, gehen zusammen mit dem Hund ne Runde spazieren, halten mal kurz (!) auf dem Spielplatz, aber alles in allem sind wir eher ruhige Menschen mit klaren Regeln zuhause. Bei uns wird nur am Küchentisch gegessen, Süßigkeiten gibt es nur auf Nachfrage und wenn nein dann nein, wenn einer zu sehr austickt gibt es klare Worte dazu, die Kinder bekommen auch schon mal 10 min Entspannungspause aufgedrückt, wo einfach nur mal gekuschelt wird oder was ruhiges gelesen. Schreien und brüllen gibt es nicht bei uns und ein nein wird konsequent durchgezogen. Es gibt Dinge im Haus die nicht angefasst werden dürfen. Es werden nicht alle Schubladen und schränke geöffnet und ausgeräumt. Wir bringen unseren Müll in den Eimer und räumen auf nachdem wir gespielt haben.

Die Kinder lieben meine Schwester und ihren Mann abgöttisch und umgekehrt genau so, aber bei uns sind die Kinder immer am pflegeleichtesten und wollen auch grundsätzlich nie nach Hause wenn sie bei uns sind und bei jeder Gelegenheit auch zu uns kommen.
Allgemein sind die drei eher sehr laute und aufgedrehte Kinder, schwer zu Händeln. Egal ob bei den Omas/Opas, Eltern oder sonst wo.

Und da stellt sich mir die Frage - warum stehen die Kinder so auf uns? 😅 wir haben kaum Spielzeug, sind wie gesagt keine großen Spieler usw. Denkt ihr, es liegt an unserer strengen Art?

Habt ihr das so auch schon beobachten können?

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Ich denke es sind nicht "strengere Personen", die die Kinder mögen, sondern klare Regeln, Routine und auch konsequentes Handeln.

Im Kindergarten funktioniert es ja z.B. auch deswegen oft besser, weil es eine klare Struktur gibt - ankommen - Frühstück - Morgenkreis - Freispiel - Aufräumen - raus gehen....

Kinder mögen es, wenn sich Dinge wiederholen und sie klare Grenzen haben. Das gibt ihnen Sicherheit.

Und was die Spielsachen angeht, da bin ich auch der Meinung: weniger ist mehr.

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Richtig, Kinder wollen Struktur und klare Regeln, dieses ganze laissez - faire - Wischiwaschi verwirrt sie nur.
Mein Mann ist auch streng, aber auf die liebevolle Art. Die Enkel lieben ihn trotzdem, oder eher gerade deswegen, abgöttisch.

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Was du jetzt total ausgelassen hast, ist eure Persönlichkeit, euer Tagesablauf, eure Umgebung. Vielleicht ist das ja alles spannend.

Ich würde das jetzt nicht nur an den Regeln festmachen oder an der Strenge. Die Kinder sind woanders, es ist anders als zu Hause, das ist schon mal spannend, da sind Menschen, die sich für sie interessieren, man nimmt an deren Tagesablauf teil.

Bringen die Kinder eigenes Spielzeug oder Sachen zur Beschäftigung mit?

Dass nicht jede Schublade ausgeräumt werden darf oder geöffnet werden darf, finde ich jetzt auch normal - auch aus Kindersicht ab einem gewissen Alter. Das macht man ja in der Regel bei den Geschwistern auch nicht mehr ab einem gewissen Alter.


Kinder fühlen sich sicherlich nicht bei strengen Personen wohler, wenn die Personen nur sinnlos aus Prinzip streng sind. "Streng" kann auch bedeuten, nie auf die Kinder und ihre Gefühle, ihre Wünsche, ihr Temperament einzugehen. Sinnlose, enge Regeln vorzugeben, bspw., dass man bei Tisch nicht reden darf oder Punkt 19 Uhr im Bett zu sein hat, egal, wie es einem gerade geht, ob man noch etwas Spannendes erzählen wollte oder noch voller Energie ist.

Dagegen können Regeln bei Verwandten auch einfach spannend sein: Wie machen die das, was ist anders als zu Hause, wie läuft das hier ab?
Das ist ja bei Freunden auch nicht anders, da gibt es auch oft andere Regeln und man ist (oft) erst mal interessiert, wie das da so läuft, statt dass man alles wie zu Hause durchdrücken möchte.

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Die Kinder bezeichnen meinen Mann gegenüber der Mama zb oft als Griesgram 😂 oder sagen der Onkel ist immer so streng. Aber sobald sie ihn sehen, stürzen sie auf ihn und er spielt ne Runde mit ihnen und wenn dann aber Schluss ist, ist Schluss. Dann gibts Abendessen, dann sitzen alle am Tisch und es wird auch kein Blödsinn gemacht. Klar quatschen wir, wie räumen zusammen den Tisch ab und danach geht’s eine Runde auf die Couch zum kuscheln.

Mein Mann ist ein herzensguter und lieber Mensch, wenn man aber ihn nur sieht ohne ihn zu kennen würde man aber denken, ziemlich arroganter schnösel der ziemlich deutsch auf seine Regeln beharrt 😂 also er ist halt nicht dieser alberne lustige Typ, eher von der ernsten Sorte, der sich aber auch mal zu nem Schabernack hinreißen lässt.

Ich bin eher die meckernde Tante, wo die Kinder genervt sind weil sie alles hinter sich her räumen müssen 😅 das müssen sie zuhause halt alles nicht. Aber trotzdem sind sie gerne bei uns 🤷🏼‍♀️

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Ich glaub auch dass Regeln helfen - nicht strenge per se sondern Regeln die auch gelten. Aber klar es ist auch überall interessanter als daheim :-)

Mein Sohn ist tatsächlich lieber bei Freunden spielen bei denen es auch Regeln und Struktur gibt (e.g. man muss an Ende aufräumen) statt wo alles erlaubt ist.
Auch bei Oma und Opa findet er es okay und gut dass es Regeln gibt.
Die selben Regeln wie daheim müssen das nicht sein.

Bei uns gibt es auch Regeln und die müssen auch eingehalten werden. Natürlich essen wir am Tisch, essen wird nicht geworfen, etc etc.

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Kinder fühlen sich in der Regel wohl bei Menschen mit Struktur. Mit Konsequenz - also ja, mit regeln (die authentisch, relativ verständlich und halt einfach konsequent sind)

Mit Strenge - so wie ich das verstehe - muss das gar nicht viel zu tun haben.
ich kann Regeln konsequent ohne "Strenge" durchsetzen.
ich kann streng sein udn trotzdem jeden Tag andere Regeln haben (was Kinder verwirrt/überfordert)

Dass sich die Kinder der schwägerin bei euch so wohl fühlen könnte u.a. daran liegen dass es bei euch strukturierter zugeht.
(Muss aber nicht sein - auch bei deiner Schwester kann es viel Struktur geben, nur halt eine andere als bei dir.)
Wäre dann aber wohl nur einer von vielen Gründen.

Es müsste schon etxrem drunter und drüber gehen im Zuhause der Nichten/Neffen wenn sie euch als sicheren hafen sehen und daher nicht weg wollen ...
Wahrscheinlicher ist, dass es einfach toll ist weil ihr gut mit ihnen umgeht, sie sich bei euch wohl fühlen, es vor allem anders/spannend/interessant bei euch ist als der Alltag Zuhause.
Auch das wenige Spielzeug ist halt "neu" und von ihnen nur selten genutzt - da ist die menge ja egal.

Dass Kinder sich woanders oft "besser" - weniger chaotisch - benehmen ist auch normal.
Zuhause, im gewohnten Umfeld, muss ein Kind nicht ständig aufpassen, kennt die Regeln und Grenzen, kann sich auch mal (emotional) fallen lassen - es wird je geliebt von der familie. Woanders hat es diese Sicherheit weniger - ist daher vorsichtiger und angepasster. Ist zumindest oft der fall und auch völlig normal.

Dass sie chaotischer "pflegeintensiver" als deine kids sind - und auch theater machen wenns nach Hause gehen soll, kann am allgemeinen Umgang liegen (weniger "Strenge"?) aber wahrscheinlicher am Charakter der Kids - oder auch an der Gruppendynamik unter den geschwistern selber.

Bearbeitet von AnjaIi
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Kinder sehnen sich nach Grenzen. Damit meine ich natürlich NICHT dass man seine Kinder schlagen soll, aber es sollte Regeln und Grenzen geben. Manche Kinder schreien förmlich nach Grenzen und sind völlig hilflos ohne. Das sind meistens die Kinder, die ALLES dürfen. Ich finde eine liebevolle Strenge sehr gut. Man sollte natürlich auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, aber man sollte zwischen Wünschen und Bedürfnissen unterscheiden. Wenn ein Kind das offensichtlich übermüdet ist noch wach bleiben möchte, weil ein älteres Geschwisterkind länger wach bleiben darf, dann muss das Kind trotzdem ins Bett. Auch muss das Kind lernen, dass nicht nur es Bedürfnisse hat, sondern sämtliche andere Menschen/Tiere/Pflanzen auch. Wenn das Kind der Katze am Schwanz ziehen möchte, wird dies auch unterbunden. Genauso, wenn Mama essen möchte, kann sie nicht die ganze Zeit kuscheln, dann muss eine kurze Kuscheleinheit genügen.

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Ich beobachte im Moment, dass es das ruhige ist. Alle kinder, die ich kenne fühlen sich eher zu ruhigen menschen hingezogen. Warum? Keine Ahnung.
Vielleicht weil es immer lauter und bunter wird, da ist es schön mal einfach in Ruhe zu spielen?

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Kann ich so bestätigen, würde "streng" aber durch "klar" ersezten. Wenn ich hier ne Projektwoche mit Grundschulkindern habe, die sich teilweise untereinander nicht kennen und teilweise auch mich nicht, dauert es anderthalb Tag, bis Gelassenheit einkehrt. Meine Ansagen gelten, egal wie niedlich das Lockenköpfchen schaut und auch die eher stillen Kinder fühlen sich gesehen. Ich bin nur ich, nicht mehr, nicht weniger. Meiner Erfahrung nach kommen die Kinder am Besten mit Ehrlichkeit klar.
Das macht ihr sehr gut!
Letztlich gelingt das natürlich auch leichter, weil ihr das ganze Gesamtpaket nicht habt. Ihr müßt keine Arztbesuche, Impftermine, Logopädie oder sonstwas organisieren, keine Elternabende und Schuluntersuchungen meistern - und das ist völlig in Ordnung. Bleibt die, die ihr seid! Nicht die "besseren" Eltern, sondern die entspannten Vertrauten. Weniger ist oft mehr, aber Weniger ist für Eltern oft sehr schwer. Gut, dass es euch gibt!

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Ich sehe es auch so, dass Kinder Regeln, Strukturen und klare Grenzen mögen bzw. damit gut umgehen können und es ihren Alltag erleichtert. Ich bin ein ähnlicher Typ. Bei uns gibt es klare Regeln und Grenzen (wie bei euch; es werden keine Schubladen geöffnet, die Couch ist kein Trampolin, wer etwas Süßes möchte, hat zu fragen etc). Alle Kinder, die uns regelmäßig besuchen sind gerne bei uns und kommen immer wieder gerne. Keine unserer Regeln sind ein Problem. Ähnliches erlebe ich im Sportverein. Mein Sohn mag die „strengste“ Trainerin mit Abstand am liebsten. Auch hier liegt es meiner Meinung nach daran, dass hier eine gewisse Ordnung herrscht, es darf nicht jeder machen was er möchte und alles hat Sinn und Struktur. Ich denke daher häufig dass einige Eltern aus den richtigen Gründen (weil sie es gut meinen) falsch handeln und die Kinder mit zu viel Freiraum eher überfordern als ihnen einen Gefallen zu tun.
LG

Bearbeitet von Inaktiv
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Unsere Tochter ist 16

und mag auch die Lehrer lieber die eine klare Linie fahren und " streng" sind.

Die Lehrer für ständig die Zeit vertrödeln, weil sie alles und jedes beantworten mag sie nicht.

Sie hasst so eine Unstrukturiertheit ..

Man merkt es immer wenn sie von der Schule kommt, welche Lehrer sie hatte ...