Wie mit Eltern umgehen? Clinch

Hallo ihr Lieben. Ich hoffe es geht euch gut. Da mich das Thema sehr beschäftigt, erhoffe ich mir objektive Meinungen, gerne konstruktive Kritik und auch Zuspruch.

Es geht darum, dass ich mich frage, wie ich zukünftig mit meinen Eltern umgehen sollte.

Zur Situation:

Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt und lebe mittlerweile ca. 600km entfernt von meinen Eltern, bin verheiratet und meine Tochter ist ca. 3 Monate alt.

Ich habe einen Bruder, der ca. 10 Jahre jünger ist und viele geistige Behinderungen hat. Wir mussten uns, bis ich ausgezogen bin, immer ein Zimmer teilen, ich musste viel auf meinen Bruder aufpassen und ihn auch pflegen, wenn meine Eltern beispielsweise verreisen wollten oder was unternehmen wollten. Ich habe das immer gerne so hingenommen und auch gemacht. Das Ganze gestaltete sich aber immer schwieriger, weil der Zustand meines Bruders kontinuierlich schlechter wurde. Hinzu kam halt allen voran aggressives und gewalttätiges Verhalten, permanentes tägliches Schreien und Wutausbrüche. Es kam leider auch öfter vor, dass er mich mal geschlagen hat.

Ich habe im Nachhinein festgestellt, dass ich sehr sauer auf meine Eltern bin, weil sie nie eingeschritten sind oder meinem Bruder dahingehend Grenzen aufgezeigt haben. Wir hatten räumlich auch nicht die Möglichkeit bekommen, das Ganze zu entzerren. Im Wohnzimmer oder in der Küche war man unerwünscht. Als ich beispielsweise vorgeschlagen hatte, zumindest im Schlafzimmer meiner Eltern für tagsüber einen kleinen Tisch hinzu stellen, damit ich mich dort aufhalten kann, wurde das auch abgelehnt. Trotz der bestehenden finanziellen Möglichkeiten, hatte mein Vater auch abgelehnt, eine größere Wohnung zu beziehen, da es ja aus seiner Sicht ja bloß keine Probleme gäbe. Als ich dann im Laufe des Studiums ausziehen konnte und eine räumliche Distanz hatte, habe ich für mich gemerkt, dass das sowohl für mich als auch für meinen Bruder die beste Lösung war.

Ich finde es heute noch beängstigend, wenn mein Bruder gewalttätig und zerstörerisch wird. Mit fast 1,90m und einer sehr kräftigen Statur hat er auch sehr viel Energie.

Meine Eltern wollten uns besuchen, als meine Tochter geboren worden ist. Unsere Wohnung ist sehr klein und wenn sie ein paar Tage da sind, wird das automatisch zu Konflikten und einer aufgeladenen Stimmung führen, weil wir dann quasi alle aufeinander hocken.

Ich hatte dann freundlich ein paar Vorschläge gemacht: Wenn ich im Krankenhaus bin, können sie gerne die ganze Zeit unsere Wohnung haben. Mein Mann könnte auch zu seinen Eltern gehen und sie hätten genug Platz. Wenn ich mit der Kleinen Zuhause bin, würde sich der Bruder meiner Mutter oder die Schwester meines Vaters anbieten sie unterzubringen, da sie entsprechend Platz haben. Wir hätten auch ein Hotel organisiert oder meine Schwiegereltern haben ein Soutterain Zimmer mit Bad und separatem Eingang, was sie auch gerne angeboten haben.

Aber wenn meine Eltern die Tage nicht durchgehend bei uns Zuhause mit uns verbringen können, stimmen sie nicht zu. Sie würden sich nun unerwünscht bei uns fühlen und sind nun sauer. Das Ganze ist zu einem Konflikt geworden und der Kontakt zum Erliegen gekommen.

Ich bin der Überzeugung, dass es für mein Wohlbefinden besser wäre es räumlich zu entzerren. Wir können gerne Zeit verbringen, aber nur in einer Dosis wo ich sage ich fühle mich nicht Gewalt und Belastung ausgesetzt. Meine Eltern sehen kein Problem und ich leide darunter, da ich meinen Bruder angemessen behandeln möchte und gleichzeitig mich wohl fühlen möchte.

Ist es okay bei dieser Ansicht zu verharren und ggf. den Kontakt weiterhin reduziert zu halten, wenn meine Eltern nicht kooperativ sind?

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Deine Eltern haben genügend angemessene und komfortable Vorschläge bekommen, um einen angenehmen Aufenthalt zu haben und gleichzeitig Zeit mit euch zu verbringen. Wenn sie damit nicht einverstanden sind und daher beleidigt sind würde ich das zur Kenntnis nehmen, aber nicht zurückziehen.

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Dem ist nichts hinzuzufügen.
Maximal kannst du mit Onkel und Tante reden dass sie deinen Eltern sagen dass sie sich nicht so anstellen sollen...

Bearbeitet von Inaktiv
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Vielen Dank! Ich suche demnächst mal das Gespräch zu meinem Onkel und meiner Tante. Falls das auch nichts bringt, werde ich die Situation wohl so belassen müssen.

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Verständlich. Bin eigentlich immer der Meinung, dass die eigenen Eltern sehr wichtig sind, aber bei deinem Fall absolut nachvollziehbar. Das muss ja eine Zumutung für dich gewesen sein.

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Fühle dich nicht schuldig an einer Situation für die du nichts kannst. Nichts ist falsch daran, Besuch nicht zu Hause zu beherbergen. Ihr habt Möglichkeiten angeboten, sie wollen nicht - ihr Pech.

Klassisch würde man sagen "wer nicht will, der hat schon".

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Ja, ich würde da nicht nachgeben.
Deine Eltern haben mehr als genug (sehr gute!) Vorschläge bekommen.

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Nur weil deine Eltern kein Problem sehen, heißt es nicht, dass es keins gibt! 😉

Du hast klare Grenzen gesteckt und vernünftig erklärt, warum du sie steckst und einige Alternativen angeboten. Sie möchten nicht - ihr Bier!

Sie betrügen sich um Zeit mit dir und ihrem Enkel, du hast keinen „Verlust“ - also bleib doch ganz entspannt 🫶

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Hallo,

deine Geschichte klingt wirklich gruselig und ich würde definitiv nicht nachgeben!

Steh für dich und deine Grenzen ein, dass ist gut, richtig und wichtig.

Deine Eltern haben mehrere und wirkliche angenehme Lösungsvorschläge erhalten. Wenn sie nicht wollen - Pech. Ein bisschen kompromissbereit müssen sie schon sein. Es geht nicht, dass eine Person mehrere Möglichkeiten anbietet bzw vorschlägt, aber die Anderen wollen auf Biegen und Brechen ihren Willen durchboxen. Furchtbares Verhalten.

"Wir können gerne Zeit verbringen, aber nur in einer Dosis wo ich sage ich fühle mich nicht Gewalt und Belastung ausgesetzt. "

-> Genau das. Und das geht nunmal nicht, wenn ihr alle gleichzeitig aufeinander in deiner Wohnung hockt. Gib nicht nach, du musst deine Grenzen bewahren. #klee

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Ihr Lieben vielen Dank für die zahlreichen Antworten und den Zuspruch. Ich habe wegen meinem Verhalten gegenüber meinen Eltern immer ein schlechtes Gewissen gehabt. Klar ist man traurig, wenn die eigenen Eltern den eigenen Enkel verpassen. Aber rational betrachtet, habe ich mich zum Glück doch angemessen verhalten!

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Sie müssten dir gegenüber ein schlechtes Gewissen haben. Keinesfalls würde ich den Bruder mit dem Baby auf engem Raum tagelang lassen.

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Ja….manchmal merkt man erst, welche Last man getragen hat, wenn einem die Last genommen wird.
Ich kenne einige Familien, in denen es ähnlich zugeht wie bei dir früher.
Eltern, die nur ihr krankes Kind im Blick haben und darüber die gesunden Kinder aus den Augen verlieren.
Es ist sicher nicht einfach, nun in ein unbeschwertes Leben zu finden.

Ich finde, du darfst nun die Kontakte zu deinen Bedingungen bestimmen. Du hast deinen Eltern genügend Möglichkeiten für Besuche angeboten. Dass sie hier nicht einwilligen, ist ihr Problem. Lass dir kein schlechtes Gewissen machen.
Eltern und Geschwister nach der Geburt in der eigenen Wohnung für einige Tage zu beherbergen ist schon unter den besten Voraussetzungen anstrengend. Bei euch klingt es sehr belastend.
Dass du hier keine Rundum-Betreuung anbieten willst, heißt ja nicht, dass du Eltern und Bruder ablehnst. Das müssen deine Eltern verstehen lernen.
Du wirst sicher auch in der Zukunft noch Entscheidungen treffen müssen, wenn die Eltern deine Mithilfe bei der Versorgung des Bruders einfordern. Aber man kann auch Hilfe leisten und Kontakt halten, ohne sich selber völlig aufgeben müssen.
Setz jetzt klare Grenzen.

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Du hast deine Grenzen und die müssen deine Eltern akzeptieren. Du hast Alternativen aufgezeigt. Wenn sie das nicht wollen, heißt es aussitzen.

Manchmal wundere ich mich, wie vernagelt und wenig kompromissbereit manche Leute sind.

Bleib bei deiner Meinung, das machst du richtig