Völlig fertig!

Hallo zusammen,

Ich weiß nicht, was ich mir von meinem Beitrag erhoffe, aber ich möchte es einfach mal loswerden.

Wir (Vater, Mutter, 2 kleinere Kinder) sind auf den ersten Blick eine klassische Familie mit Eigenheim, zwei Autos, zwei Jobs etc.

Zur ersten Schwierigkeit: Die Große, fast 5 Jahre alt, weist im Alltag ein schwieriges Verhalten auf, was sich in Aggression, auch physischer Gewalt, gegenüber der kleinen Schwester und mir äußert. In Wutsituationen schlägt sie mir mit der Faust ins Gesicht, reißt mir Haare raus, tritt mich, schubst mich, beißt mich usw. Die Kleine Schwester wird gehauen, getreten, geschubst. Weiterhin träumt sie in den Tag hinein, braucht morgens vor der Kita stundenlang für Frühstück, Anziehen, zum Auto gehen, sich ins Auto setzen, aussteigen etc. Sie hat ein schwieriges Essverhalten, möchte nur Süßes essen, was ich nicht gestattet, sie lehnt nahezu jedes Mittagessen ab, ebenso Brot. Man muss sie fast schon "zwingen" zur Toilette zu gehen, sie kann sich keine 5 Minuten alleine beschäftigen, möchte ständig noch getragen werden, rastet aus, wenn ich nachts aufstehe usw.

Die Kleine ist eher pflegeleichter, schläft zurzeit aber sehr schlecht. Ich bin jeden Morgen um halb 4 oder 4 wach. Manchmal schläft sie im Kindergarten nochmal ein. Sie hängt den ganzen Tag an mir, ist übrigens 2.5 Jahre alt. Niemand, außer Mama, wird akzeptiert.

Den Haushalt zu schaffen, wenn beide Kinder da sind, ist nahezu unmöglich. Die große geht auf die kleine los, sobald ich mich umdrehe und ich muss schlichten.

Weiterhin macht mein Mann im Haushalt und mit den Kindern nahezu so gut wie nichts und ist obendrein extrem unordentlich. Überall räume ich hinterher. Obwohl ich mich für einen strukturierten und ordentlichen Menschen halte, ist der Haushalt, mental load usw. So für mich alleine nicht mehr zu schaffen.

Mein Mann muss Altlasten seiner Eltern, Firmenpleite, marode Immobilien ausbügeln, was er sich zu seiner Hauptaufgabe gemacht hat und uns dabei vergisst. Manchmal denke ich, der Nachbar sieht die kleine mehr als mein Mann. Seine Mutter ist eine schwierige Person, ein Zusammenleben mit ihr ist nicht möglich. Und natürlich wohnen sie aufgrund der finanziellen Lage mit im Haus.

Wir geraten langsam selbst in finanzielle Schwierigkeiten. Und ich sehe es nicht mehr ein, mein Geld, jeder hat ein eigenes Konto, dafür zu nutzen, dass die SE ein sorgenfrei3s Leben führen können.

Mir geht es sehr schlecht. Ich bin überlastet, übermüdet, wütend.

Und ich möchte gerne diese Schwierigkeiten, insbesondere was die Große betrifft, lösen können.

Vielen Dank fürs Lesen.

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Ist denn deine große Tochter schon mal vorgestellt worden beim Arzt? Das Verhalten ist ja so rein vom Geschriebenen her absolut nicht normal.
Da bedarf es höchstwahrscheinlich Diagnostik.
Vielleicht mal beim Jugendamt wegen einer Familienhilfe nachfragen. Ist evtl eine Reinigungskraft in eurem Budget? 1x die Woche würde schon viel entlasten.
Was das Geld angeht, ich würde da nichts mehr beisteuern und mit meinem Mann mal Tacheles reden, nicht nur wegen der finanziellen Situation, sondern auch darum, ob er mal gedenkt, erst in seiner eigenen Familie mit anzupacken.
Unmöglich so ein Verhalten wenn es Zuhause selber gerade brennt.

Bearbeitet von hey.du
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Ich bin ja kein Profi, aber kann es ein, das eure große Tochter schlichtweg (natürlich auf ihre Art, sie ist ja kein Erwachsener) auf eure ganzen Nebenbaustellen im Familienleben reagiert?

Natürlich kann ich nicht ausschließen, das etwas anderes dahinter steckt. Aber eine Diagnose ist für mich immer erst der zweite Punkt auf der Liste. An erster Stelle steht hier wirklich, was geht im Alltag quer, wenn das Kind quer geht.

Und dahingehend beschreibst du eben ganz viel, was dazu beitragen könnte. Ein Vater, der ja fast ausgestiegen ist, eine Mutter die (berechtigterweise) überlastet ist, ein jüngeres Geschwister...welches noch viel Begleitung braucht. Und auf der anderen Seite die große Tochter, an die man sicherlich viele (wenn auch altersgerechte) Erwartungen hat.

Unsere Kinde rnehmen ganz viel unserer Stimmungen wahr, was sie da wahrnehmen verstehen sie noch nicht. Aber sie spüren, das was nicht stimmt. Ein Teil der Kinder verstummt, ein anderer Teil trägt es massiv nach Außen...so wie eure. Sie schalten in den "Überlebensmodus", sie flippen aus um selber wahrgenommen zu werden....und wenn es sich schlußendlich nur noch um negative Aufmerksamkeit handelt.

Ich mache das selten, weil es für mich eben nicht die Lösung allen übels ist, aber ich rate dir zu einer Mutter-Kind-Kur (nur mit der älteren Tochter). So kommt ihr erstmal kurzzeitig aus der Alltagsspirale raus und man kann wieder mehr den Blick aufs Kind bekommen. Und schlußendlich, ganz wichtig, das du dich wieder sortieren kannst.

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Daran musste ich auch denken.

Hinzu kommt dass die Schwiegermutter (neuerdings?) mit im Haus lebt und Mutter und SM sich anscheinend gar nicht gut verstehen.
Da ist wirjklich einiges an Konfliktpotential da worauf Kinder eben mit solchen Aufflligkeiten reagieren können..

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Mir fällt grad noch ein, die TE hat es nicht erwähnt oder ich überlesen, wie sich das Kind in einem anderem Umfeld verhält....Kindergarten, bei Freunden usw..

Wenn das Kind überall so aufdreht, dann kann man daraus ja sehr viel schließen. Zumidnest was die rangehensweise angeht.

Aber hier im Beitrag gitb es wirklcih so extrem viele Nebenschauplätze, das ich da einfach nicht bereit bin sofort "Mit dem Kind stimmt was nicht, ab zur Diagnostik." zu sagen.

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Du solltest als allererstes bei der Gesundheit deiner großen Tochter ansetzen.
Sie muss unbedingt beim Arzt / Psychologen vorgestellt und behandelt werden, bevor alles noch schlimmer wird.
Die kleine Schwester leidet ja auch unter ihrem Verhalten - das heißt deine beiden Kinder werden davon beeinflusst - und natürlich du und dein Mann auch.

Als zweites musst du das Gespräch mit deinem Mann suchen und ihm klar machen, dass du mehr Unterstützung von seiner Seite brauchst.

Und drittens musst du dich auch um dich selbst und DEINE (psychische) Gesundheit kümmern.
Vielleicht wäre eine Mutter-Kind-Kur möglich?

Suche dir unbedingt Hilfe!

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Hallo Gill,

Ich kann verstehen das du völlig fertig bist. Ich unterstütze eine Familie in der es ähnliche Probleme gibt. Die mittlere und die ältesten Tochter haben sich regelrecht bekriegen. Wenn du möchtest können wir uns gerne über Pn austauschen. Hier offen schreiben möchtest ich nicht zum Schutz der betreffenden Personen.

VG blaue-Rose

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Das klingt echt nach viel.

Deine Große klingt meiner ähnlich (nur, dass meine tatsächlich NIE ihre kleine Schwester schlägt oder tritt oder sowas, das macht sie nur bei uns Eltern, wenn sie wütet).

Wir waren da bei einer Familienberatung, mir half das sehr viel (meinem Mann auch). Dazu las ich das Buch „So viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau, auch das half mir! Vielleicht wäre das auch was für dich.

Zum Rest: setz dich mit deinem Mann zusammen, bestenfalls mit Mediator. Ihr kämpft grade an zu vielen Fronten und das ist irgendwann nicht mehr zu stemmen!

Priorisiert gemeinsam, was grade als dringendstes bearbeitet werden muss und ich würde sagen, das seid IHR! Die SE sind erwachsen und können sich selbst (externe) Hilfe suchen. Ihr könnt nicht alles abfangen, so schwer es fällt!

Wenn du zusammen brichst, hat dein Mann ein Riesen Problem, das muss ihm bewusst werden. Er muss da dich/euch in den Fokus nehmen!

Alles Gute euch! Und denk dringend auch an dich, nimm dir Pausen (und ja, das geht! Leg sie fest und zieh es durch!). Ich drücke dich!

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Ihr braucht dringend Hilfe.
Nach meinem Empfinden, wäre es sinnvoll, den Job vorübergehend ruhen zu lassen, um sich auf die Kinder zu konzentrieren.
Dann könntest du vormittags den Haushalt machen und dich nachmittags mit den Kindern beschäftigen.
Wenn deine große Tochter Therapien braucht, sind das ja auch viele Termine.
Leider hat man gerade in den SPZ und bei Psychologen eine lange Wartezeit. Vielleicht wäre eine Erziehungsberatung zB. beim Landratsamt oder der Caritas kurzfristig möglich.
Finanziell könntet ihr dann evtl. Kinderzuschlag oder Wohngeld beantragen.
Die Großeltern sollen sich eine eigene Wohnung nehmen. Auch da gibt es doch sicher einen Anspruch auf Wohngeld oder sonstige Unterstützung .
Lasst euch von einem professionellen Schuldnerberater beraten und helfen.

Wenn dein großes Kind eine Diagnose hätte (vielleicht ADS) , könntest du einen Pflegegrad beantragen. Dadurch hättest du auch Zugang zu manchen Hilfestellungen.

Schaut euch auf jeden Fall nach Hilfe um. Das ist sonst wirklich sehr schwierig.

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Hey Gill!

Ist die 5-Jährige auch im Kindergarten auffällig? Hat sie Gewalt erlebt, die sie so weitergibt?

Das fällt mir dazu ein. Es kann natürlich sein, dass sie eure schwierige familiäre Situation spiegelt.
Klar kann man nun auch ADHS in den Raum stellen. Aber eure familiäre Situation ist auch derart schwierig, dass ich mit einer "vorschnellen Diagnose" vorsichtig wäre.
Die Situation könnte es auch erklären.


Liebe Grüße
Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
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Nein, ich bin noch nie handgreiflich gegenüber meinen Kindern geworden.

Im Kindergarten fallen ihre extremen Wutausbrüche sowie Ängste auch auf, körperlich wird sie dort aber nicht.

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Gewalt kann ihr ja auch an anderer Stelle begegnen.
Kann sie im Kindergarten spielen und strukturiert vorgehen, träumt sie da auch?

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Ich denke, deine große Tochter ist unsicher, weil ihr Umfeld unsicher ist.
Streitereien mit deinem Mann, der im Familienleben nicht präsent ist und wenn doch, dann wohl überwiegend negativ auftritt. Unstimmigkeiten mit der Schwiegermutter/Oma, was die Stimmung im Haus vergiftet. Ein kleines Geschwisterkind, das Aufmerksamkeit einfordert, die an anderer Stelle fehlt bzw. als fehlend wahrgenommen wird. Eine Mutter, die überlastet ist, streitet und sich sorgt...

Bei euch im Alltag ist sehr viel Negatives, was teils direkt, teils indirekt auf euch alle einwirkt und euch unterschiedlich reagieren lässt. Du schluckst, bis der Hals voll ist und du fast daran erstickst, deine Tochter hingegen wütet und spuckt es - auf die Art, die ihr möglich ist - aus.

Ich finde die Lage ernst und würde als allererstes mit deinem Mann sprechen und das nicht in einer akuten Streitsituation oder zwischen Tür und Angel, sondern in einem guten, ruhigen Moment.
Ich würde ihm keine Vorwürfe machen, aber verdeutlichen, dass du dir Sorgen um eure Tochter und um euch als Familie machst und das Gefühl hast, das momentan alles den Bach runtergeht. Ob es ihm auch so geht? Ob es ihm gut geht? Wie empfindet er euer Zusammenleben? Wie nimmt er eure Tochter wahr?

Und dann müsst ihr gemeinsam(!) Strategien entwickeln, wie es besser werden könnte und wie ihr euren Kindern ein Zuhause geben könnt, in dem es schön und sicher ist.
In jeder Familie gibt es mal Streit. Das fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, wenn die Grundstimmung gut ist und Vertrauen und Liebe ausstrahlt.
Bei euch wirkt die Grundstimmung angespannt und zu dieser grundsätzlichen Anspannung gesellen sich noch Streit, Ärger, Müdigkeit und unterdrückte Wut.

Ich denke, ihr seid alle auf eure Weise am Limit. Du, eure große Tochter, aber vermutlich auch dein Mann, der alles gerade biegen möchte und deine Schwiegermutter, die sich eingestehen muss, dass alles schiefgelaufen ist. Jeder ist in einer Position und Lage, in der er eigentlich gar nicht sein möchte, weil es sich nicht gut anfühlt. Da sind Frust und schlechte Stimmung vorprogrammiert.

Das zu ändern bedarf einiges an Arbeit, vor allem auch emotional, ist aus meiner Sicht aber notwendig und das in erster Linie zwischen dir und deinem Mann. Euer Verhalten beeinflusst das eurer Kinder bzw. speziell das eurer Tochter. Macht euch das bewusst und arbeitet daran, ändert euer Miteinander. Das finde ich unabdingbar.

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Hallo Gill,
fühl dich mal umarmt! Da hat sich so viel angesammelt, dass wirst du nicht alles schnell auflösen. Mußt du auch nicht. Fang langsam an. Fang bei dir an.
Was kann dir jetzt helfen? Vielleicht eine Kur mit der Tochter, vielleicht eine Beratung oder ein paar Therapiegespräche nur für dich, vielleicht akut eine Krankschreibung?
Aus meiner Sicht wäre das Nächste dann, die äußeren Umstände zu klären. Finanzielle Situation aufräumen. Altlasten, Pleite, marode Immobilien - loslassen, was nicht zu retten ist. Mag schmerzhaft sein, darf traurig machen. Schuldnerberatung und notfalls Privatinsolvenz der SE. Deine Kraft und die deines Mannes sollten der Zukunft gehören, nicht der Vergangenheit. Auf keinen Fall tote Pferde reiten - du weißt, was ich meine.
Ich will und kann nicht einschätzen, wie deiner goßen Tochter geholfen werden kann - aber ich wage zu sagen, dass sie Hilfe braucht. Vielleicht ist sie einfach anders als der Durchschnitt, vielleicht nimmt sie euren ganzen Rucksack intensiver wahr, als man vermutet. Körperliche Gewalt, auch wenn sie "nur" ein kleines Mädel ist, geht trotzdem nicht. Du bist selbst mit deinen Kräften am Ende, da kannst du den Wutzwerg nicht auffangen - ihr braucht Unterstützung.
Es wäre grundsätzlich wichtig, dass dein Mann einsieht, was du schon weißt: So geht es nicht weiter.
Unterstützung suchen und annehmen ist kein Armutszeugnis!
Alles Gute euch.