Wenn Eltern alt werden...

Hallo zusammen, ich weiß nicht, ob der Post hier passend ist,aber irgendwie weiß ich auch nicht wo er besser wäre.
Zum Thema Familienleben mit den eigenen Eltern. Wie geht ihr damit um, dass eure eigenen Eltern älter, sogar alt, werden und die gemeinsame Zeit absehbar ist?
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit meinen Eltern und ich möchte noch die Zeit nutzen, aber wie es so ist mit eigenem Kind, Job, Wohnung, Garten etc ist die Zeit immer knapp.
Ich bin traurig zu wissen, dass diese zwei Menschen, die ich sehr liebe, denen ich so viel verdanke und die mich ja mein gesamtes Leben lang schon begleiten und unterstützen, dass diese zwei Menschen mal gehen werden.

Ich suche nach Erfahrungen, wie ihr mit der Situation umgegangen seid. Habt ihr eure Eltern nochmal bestimmte Dinge gefragt? Gibt es Themen, die ihr wichtig findet zu besprechen? Oder Dinge, die man zusammen machen sollte? Bereut ihr etwas nicht gefragt oder gemacht zu haben?

Vielen Dank vorab.

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Ich glaube, dass es allen Kindern/Enkelkindern so geht, die eine gute/sehr gute Bindung zu ihren Lieben haben.

Leider kann man die Zeit nicht anhalten, nur das beste daraus machen.

Quality time sozusagen.

Wichtig finde ich, genau hinzuhören und aktiv nach den Wünschen und Bedürfnissen/Ängsten zu fragen. Verschiedene "unangenehme " Themen besprechen zb. Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und die Vorstellungen von einer hoffentlich noch lange nicht anstehenden Beerdigung besprechen. Diese Themen sollte man nicht aufschieben und auch wenn es nicht schön ist, offen miteinander besprechen.

Manchmal trifft eine Ausnahmesituation schneller ein, als einem lieb ist.

Um so genauer die Wünsche dann bekannt sind, um so besser kann man dann im Sinne der Person entscheiden.

Bestimmt wirst Du noch weitere Tipps bekommen.

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Ich bin in einer ähnlichen Lage und habe ähnlich Gedanken.
Meine Priorität liegt in meiner wenigen Freizeit definitiv auf meinen Eltern.
Zeit mit ihnen verbringen und auch dass mein Sohn seine Großeltern in Erinnerung behält.

Es gibt Bücher für Eltern, die sie ausfüllen können. Da gibt es Fragen über ihre Leben und so. Hatte ich meinen Eltern mal geschenkt, aber noch nicht zurück erhalten. Hoffe, sie haben es nicht vergessen. Hatte sie damals in einer Buchhandlung gekauft, aber es gibt sowas mit Sicherheit auch online. Weiß aber nicht mehr wie es hieß.

Ansonsten so oft es geht gemeinsame Qualitätszeit verbringen. Und sich nicht reinsteigern.

Die Überlegung finde ich aber toll.

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So ein Buch habe ich auch und das meinem Opa gegeben. Zusammen hat er mir meiner Oma ausgefüllt. Ganz schön. 🥰

Ich wusste vor zehn Jahren, meine Großeltern leben nicht ewig und habe jedes Wiedersehen extrem genossen.

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Ja, das ist das wichtigste finde ich. Die Treffen bewusst genießen.
Ich verabschiede mich immer bewusst. Schaue sie beide nochmal an, lache und winke. Irgendwann tut man es das letzte Mal.

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Diese Frage mir zu stellen wäre definitiv zu spät aber ich frage mich manchmal ob ich hätte mehr Zeit für meine Eltern haben sollen.
Meine Eltern starben im Abstand von 11 Monaten, Papa im März letztes Jahr, Mama im Februar dieses Jahr vier Tage nach meinem 40. Geburtstag.
Ich habe mich seit Oktober 21 intensiv um die beiden gekümmert aber das sie bald sterben würden, hätte niemand geahnt.
Ich habe drei Kinder, eines mit asperger und ich habe wenig Freizeit.
Mein Papa kam überraschend im Februar letztes Jahr ins Spital und stab einen Monat später an Krebs, sein leben kannte ich wir haben viel geredet obwohl oder gerade weil er nur mein Stiefpapa war. Meine Mutter hatte ich letztes Jahr noch pflegen müssen, ich hatte definitiv zuwenig Zeit sie war ja erst 62 aber nicht mehr fit.
Sie kannte ich weniger gut wie ich in letzter Zeit herausgefunden habe, meine Kinder haben definitv zu wenig von ihren Großeltern gehabt.

Leider läuft die Zeit gegen uns

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Ich bin ehrlich: mir Wohnung, Garten etc egal, wenn es um gemeinsame Zeit geht.
Dann sind die Fenster eben ungeputzt etc.
Die kann ich irgendwann auch noch putzen, die Zeit mit meinen Eltern, Schwiegereltern, Kind, Mann die bringt mir keiner zurück.
Ich habe in meinem Leben schon einige geliebte Menschen verloren. Früh meine Großeltern, vor ein paar Jahren meinen besten Freund durch einen Suizid.
Soll ich dir was sagen? Ich habe ihn sogar noch kurz bevor er sich umgebracht habe gesehen, aber bin nicht hin, weil ich im Stress war mit Dingen, die Zeit gehabt hätten. Ich war, wie ich später erfuhr, die letzte, die ihn lebend gesehen hat. Er hatte aufgrund der schwere seiner Depressionen den Kontakt zu seiner Familie schon eingestellt.
3 Wochen später hat meine Mama mir gesagt, dass er tot ist.
Das alles kommt nicht wieder. Dann ist die Bude eben nicht wie geleckt oder der Garten nicht ein Kandidat für den schönsten Garten des Jahres. Egal.
Irgendwann werden wir Abschied nehmen müssen. Dann will ich mir nicht (wieder) vorwerfen, dass wir die Zeit nicht genutzt haben.

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Ich kann nur sagen, dass regelmäßige Treffen und Termine eine ganz wichtige Bedeutung haben, ob zu Feiertagen oder jeden ersten Sonntag im Monat. So ist es mit der Zeit überschaubar, jeder kann sich darauf freuen und ihr verbringt gemeinsame Zeit.

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Meine Eltern sind relativ früh gestorben, ich war unter 30.
Bei meiner Mutter waren wir wie betäubt und hatten kaum gute Zeit mit ihr als sie krank wurde. Nach ihrem Tod habe ich alles hinten angestellt und sehr viel Zeit mit meinem Vater verbracht. Wir sind durch die Stadt gefahren, er hat mir erzählt wo er gelebt hat und wir haben jede Woche 2-3 Tage zusammen verbracht.
Zum Glück…. Den kurz darauf wurde er krank und seine Zeit war auch absehbar und durch die Behandlung war man nicht mehr so flexibel.

Solange du kannst würde ich es nutzen, mit der ganzen Familie. Der Tod der Eltern ist hart und man knabbert sehr lange dran

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Liebe TE,

zur meiner Mutter hatte ich immer ein tolles Verhältnis. Ich hatte mir trotzdem immer versucht Zeit zu nehmen, auch als die Kinder noch klein waren. Ich fuhr auch ab und an mal nach der Arbeit zu meiner Mutter (um die Kinder kümmerte sich dann mein Mann) ohne die Kinder. Da gab es auch mal Essen, was meine Familie überhaupt nicht mochte, z.B Eier in Senfsauce. Da fragte meine Mutter, ob wir das zusammen essen wollen. Als Familie unternahmen wir mit meiner Mutter auch zusammen etwas, Spiele spielen oder einfach nur klönen. Da wo meine Mutter wohnte, ja da waren auch ihre Freunde, Bekannte oder Nachbarn. Ihr war es auch wichtig mit denen etwas zu machen. Irgendwann bekam sie ihren ersten Oberschenkelhalsbruch,von dem sie sich erstaunlicherweise noch gut erholte. Sie wollte auch erstmal in ihrem Haus weiterwohnen. Was dann doch leider nicht so klappte. Haushalt machen ging gerade noch so sowie Wäschewaschen. Aber Garten wie Rasenmähen, Unkraut jäten, dass klappte nicht mehr. Klar kamen die Enkelkinder oder meine Geschwister ab und an mal zu Rasenmähen oder Unkrautjäten. Hatten wie ich aber relativ wenig Zeit. Da blieb dann nur der Umzug in eine Wohnung. Sie zog zur meiner Schwester mit ins Mehrfamilienhaus in eine eigene Wohnung. Das schlimmste daran, sie war nicht barrierefrei und ohne Fahrstuhl. Sie zog in den ersten Stock. Und sie wollte es so. Und die andere Wohnung (barrierefrei), wo ich fragte, wäre das nicht besser. Antwort nein. Und zwei Jahre später kam der nächste Oberschenkelhalsbruch. Sie rappelte sich wieder auf, aber konnte ohne Hilfe nicht mehr die Wohnung verlassen. Leider hatte wir alle nicht soviel Zeit. Mein Jüngster ist Autist, hatte viele Therapien. Zwar besuchte ich sie einmal die Woche, aber mehr Zeit war einfach nicht drinne. Nur irgendwann wurde sie so pflegebedürftig, dass ein Umzug in ein Pflegeheim unumgänglich wurde. An guten Tagen konnte man sie auch mal abholen und mit nach Hause nehmen. Im Pflegeheim nahm sie die ersten Jahre auch an Aktivitäten teil. Die letzten zwei Jahre vor ihrem Tod allerdings nicht mehr oder wenn sehr selten. Sie hatte auch eine zeitlang demenzähnliche Züge (lag an der Medikamenteneinnahme, wurde dann einiges wieder reduziert). Sie erkannte einen, aber vergaß auch, war nicht richtig ansprechbar. Es wurde dann wieder besser und man hatte seine alte Mutter wieder, die nicht dement war und es auch bis zu ihrem Tod nicht war. Sie wurde 88 Jahre alt.

Ich vermisse sie sehr 🥺

LG Hinzwife

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Da meine Mama schon tot ist kann ich dir vllt sagen, was ich vermisse und gerne hätte?!

Videos, Fotos, Sprachaufnahmen.
Den Klang ihrer Stimme habe ich leider als erstes vergessen.

Rezepte. Auch wenn es nie schmecken wird wie bei Mama, aber man kann einfach nicht mal eben anrufen.

Wie war ich als Kind? Was hat dir geholfen, solche Phasen mit mir durchzustehen?
Ich frage mich bei meinen eigenen Kindern so, so oft: haben sie das von mir? Wenn ja was hat Mama gemacht?

Und was ich am allermeisten bereue: sie nicht öfters in den Arm genommen zu haben und ihr gedankt zu haben. Und ja auch mich mal für mein bescheidenes Verhalten entschuldigt zu haben.

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Hallo,

für uns war immer entscheidend, dass wir unseren Alltag weitgehend mit dem meiner Eltern zusammengelegt haben.
Zum Glück hatten und haben sie auch Interesse daran.
Also einfach mal ein gemeinsames Abendessen. Einfach mal dazu einladen, wenn die Kinder ein Instrumentalvorspiel haben.
Keine Umstände sondern nur ein "kommt ihr mit?" .

Da haben wir irgendwann nicht mehr überlegt, ob es ungerecht ist, wenn sie mit uns mehr Zeit verbringen, als mit meiner Schwester. Ob es komisch wirkt, wenn Oma und Opa wirklich auf jeden Ausflug mitkommen. Ob sie eigentlich dazu passen, wenn Freunde zu meinem Geburtstag kommen...
Vor allem mein Mann hat meine Eltern auch immer gerne eingeladen, den Urlaub mit uns gemeinsam zu verbringen (nicht den Sommerurlaub, aber ein paar Tage im Herbst oder Frühjahr).
Manchmal haben wir überlegt, ob das wirklich sein muss oder ob wir nicht lieber in "Kleinfamilie" unterwegs sind... Jetzt ist es mit gemeinsamen Urlauben erstmal vorbei und wir sind froh, dass wir das so gemacht haben - auch wenn von unserer Seite mamchmal Zugeständnisse dabei waren, weil die alten Eltern nicht mehr so weit weg fahren konnten.

Bestimmte Dinge habe ich nie gezielt gefragt. Nur, wenn es mich aus der Situation heraus interessiert hat.
Meine Eltern und Großeltern erzählen aber auch von sich aus.
Mein Opa hat sein Kriegstagebuch in Reinform geschrieben (vorher Steno auf Zeitungsrändern), meine Mutter hat einen Lebensbericht geschrieben.
Und aus seiner Studentenzeit hat mein Opa im Pflegeheim erzählt - mir, weil ich da gerade Studentin war.
Alles wird man sowieso nie erfahren... und auch mein Leben werden meine Kinder nicht in jedem Detail kennen. Ist vielleicht bei manchen Dingen auch besser so 😜