Narzisstische Mutter (?), Kontaktabbruch zum Vater

Liebe Community,

ich brauche mal den Rat von Außenstehenden und bitte euch schon jetzt, diesen Roman hier zu entschuldigen, den ihr zu lesen bekommt. Es ist ein schwieriges Thema für mich, und um dem gerecht zu werden, braucht es einfach "Raum".

Ich bin männlich, 35 Jahre alt und habe seit ca. 20 Jahren ein äußerst schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter - bzw. seit ca. 1,5 Jahren habe ich überhaupt kein Verhältnis mehr zu ihr, weil ich den Kontakt abgebrochen habe. Wie ihr dem Titel des Threads entnehmen könnt, vermute ich, dass meine Mutter eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat. Wissen tue ich das natürlich nicht, weil ich kein Psychologe bin, aber es gibt in meinen Augen einfach sehr viele Verhaltensweisen, die darauf hindeuten. Grundsätzlich ist "Narzissmus" einfach der Name, den ich dem Teufel gegeben habe, der meine Mutter reitet - einfach, damit es einen Namen gibt. Hier mal ein paar Kostproben ihres üblichen Verhaltens:

Ich bin der erste in meiner Familie, der Abitur gemacht und studiert hat. Ich habe es sogar zum Doktor gebracht. Der Beitrag meiner Mutter dazu war, dass sie auf dem Sofa gesessen und geraucht hat (drei Schachteln am Tag) und dass sie nichts dagegen hatte, dass ich Abitur mache und studiere. Sie hat seit mehr als 25 Jahren nicht gearbeitet! Hier und da haben mir meine Eltern mal einen Fuffi zugesteckt, aber grundsätzlich habe ich das alles selbst finanziert. Ich arbeite, seit ich 14 bin und hatte während des Studiums teilweise parallel vier (!) Jobs. Sie ist nun der Überzeugung, dass ich das alles ihr zu verdanken hätte, weil sie mich ja immer sooooooo unterstützt habe. Mein Doktortitel und alles, was ich erreicht habe, ist IHR Verdienst, weil sie mich ja gefördert habe.

Anderes Beispiel: Meine Mutter raucht wie ein Schlot (siehe oben), bewegt sich höchstens im Umkreis von 2 Metern um das Sofa herum und isst nur Mist. Das führte dazu, dass sie mit Anfang 50 einen Herzinfarkt bekommen hat. Der Arzt hätte wohl zu ihr gesagt, ihr Lebenswandel sei nicht das Problem, sondern dass SIE SICH IMMER ÜBER IHREN FURCHTBAREN SOHN AUFREGEN MUSS!!!! Ich solle mich künftig besser benehmen, dann würde das mit ihrem Herzen auch wieder gut werden.

Weiter: Sie HASST meine Frau. Meine Frau ist nicht gut genug für mich, sie sei psychisch krank (obwohl meine Mutter das überhaupt nicht beurteilen kann, weil sie einfach nie mehr als zwei Sätze geredet hat) und habe mich komplett verändert. Meine Frau würde mir Sachen verbieten (was Bullshit ist) und ich würde ja jetzt Dinge machen, die ich früher nie gemacht habe (bspw. Sport). Ich stünde also komplett unter dem Pantoffel meiner Frau. Bei jedem Treffen zwischen meiner Mum und mir hat sie über meine Frau hergezogen und jedes Mal ist es in Streit ausgeartet, weil ich mich nicht zurückhalte und meine Frau verteidige (wie sich das gehört).

Das waren jetzt nur Paradebeispiele. Diese Liste ließe sich unendlich fortsetzen!

Im Februar letzten Jahres folgte dann der Kontaktabbruch, weil für mich ein Punkt erreicht war, an dem es nicht mehr ging. Es war eigentlich ein Streit wie jeder andere davor auch, aber es war für mich einfach einer zu viel und seit dem ist Funkstille. Meine Frau war zu dem Zeitpunkt im fünften Monat schwanger und ich wollte mein Kind schützen. Ich kann einfach nicht zulassen, dass mein Sohn mit so einer Irren in Kontakt kommt.

Ich bin jetzt mittlerweile an dem Punkt angekommen, dass es mir völlig egal ist, ob sie noch lebt oder tot ist. Es interessiert mich einfach nicht. Klar, es ist meine Mutter, aber in den letzten 20-25 Jahren merke ich davon nicht mehr viel. Ich bin einfach froh, dass sie kein Teil meines Lebens mehr ist und hoffe, dass das so bleibt.

Jetzt gibt es nur noch ein Problem: Mein Vater. Ich hatte immer ein recht enges und gutes Verhältnis zu meinem Vater und im Gegensatz zu meiner Mutter hat er mich auch tatsächlich in dem bestärkt, was ich tue und was ich bin (meistens zumindest). Als ich noch dort gewohnt habe, waren wir Leidensgenossen, weil er unter dieser Kreatur genauso gelitten hat wie ich. Jetzt lebt er halt mit ihr alleine zusammen und übernimmt Denk- und Verhaltensmuster von ihr. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihm quasi "vorgibt", was er denken soll (als bewussten Akt) oder ob sie ihn mit ihrer Art vergiftet hat. Fakt ist: Auch zu meinem Vater habe ich seit Februar letzten Jahres keinen Kontakt mehr. Ich habe es dieses Jahr am Vatertag über WhatsApp versucht, wurde aber nur angeschissen und beleidigt (ich sei undankbar meiner Mutter gegenüber, ich sei arrogant ihnen beiden gegenüber und ich sei einfach ein Arschloch). Ich hatte lediglich um ein klärendes Gespräch gebeten und das kam dabei raus.

Der Punkt ist einfach, dass mein Vater mir fehlt :-( Er war noch nie in unserer Wohnung, hat noch nie seinen Enkel gesehen und es sind einfach so viele Sachen unausgesprochen. Und das suckt einfach. Habt ihr vielleicht eine Idee, was man noch machen könnte? Danke euch :-)

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...hier auch eine Stimme dafür, einen Brief an Deinen Papa schreiben.

Ich Botschaften senden, ihm sagen, dass Du ihn vermisst und dann Daumen drücken, dass er reagiert.

Er ist ist Dir wichtig, also alles versuchen!

Aufgeben und versuchen eine "Ablehnung" zu akzeptieren kannst Du dann zwangsläufig immer noch.

Alles Gute!

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Nochmal den Kontakt abbrechen. Dauerhaft.

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Du ķönntest als letzten Versuch deinem Vater einen Brief schreiben. Dass du ihn vermisst etc. und wie es zur jetzigen Situation gekommen ist.
Wenn das nichts bringt, würde ich aufgeben.

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Oh mann. Das tut mir sehr leid, wirklich tricky.
Ich kann jetzt nicht ausführlich schreiben. Ich kenne diese Thematik aber aus meiner Familie auch. Es kommen mehrere Dinge zusammen: Aufsteigerbiographie und offenbar eine psychische Erkrankung deiner Mutter.

Ich versuche nochmal ausführlicher zu schreiben später/morgen.

PS: Glückwunsch zum Doktor! Ich weiß wie viel Arbeit und Leidenschaft das fordert.

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Wahnsinnig schwierige, traurige Situation, tut mir leid für dich und deine Familie.
Ja ein Brief wie die Anderen schreiben wäre eine Möglichkeit, allerdings musst du dir bewusst sein dass der Brief in den Postkasten kommt, heißt dass er auch zuallererst in die Hände der Mutter gelangen könnte. Erstens könnte sie den verschwinden lassen, und zweitens geht sie das Geschriebene nichts an. Also ich an deiner Stelle würde da bei whatsapp bleiben. Klar, auch dort kann sie es lesen, wenn sie ans Handy rankommt, aber ist noch immer sicherer als ein Brief.
Würdest du wissen wollen, was ich persönlich schreiben würde?
„Hallo Papa. Ich vermisse den Kontakt zu dir. Auch dein (erstes und einziger?) Enkel möchte seinen Opa gerne kennenlernen. Bitte ziehe (Mutter,Mama,wie auch immer du sie nennst) nicht mitrein, bitte lasse das meine eigene Entscheidung sein. Dein >Name< der sich wirklich auf dich freuen würde“.
Nutze bewusst traurigere Worte, als du vielleicht tatsächlich fühlst. So kannst du vielleicht sein Gewissen anschubsen,einfach damit er zuhört. Alles andere kann man ja dann persönlich klären. Wichtig wäre ihn überhaupt einmal dazu zu bringen,dass er dich/euch besucht.
Viel Erfolg!

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Hallo, als Tochter einer psychisch kranken Mutter und Alkoholiker-Vsters mit Studium etc. kann ich deine Lage nachvollziehen.

Gibt es eine Person, die du in dein Wunsch, deinen Vater zu treffen um Unterstützung und Vermittlung bitten könntest? So dass sich ein Treffen ohne deine Mutter arrangieren lässt?

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Bist du dir sicher, dass die WhatsApp Antwort wirklich von deinem Vater kam?

Brief halte ich für sinnlos, wer weiß ob der den jemals zu Gesicht bekommt. Bei der Mutter...

Gibt es keine Möglichkeit ihn auswärts irgendwo anzupassen und persönlich mit ihm zu sprechen, und zwar allein?

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Briefe, WhatsApp... du weißt nie ob tatsächlich dein Vater antwortet.
Also bleibt nur noch der direkte Kontakt.
Der persönliche Kontakt ist meiner Meinung nach immer vorzuziehen.
Ich will mein Gegenüber und seine Reaktionen sehen. Das habe ich beim Schreiben nicht und ungewollte Missverständnisse könnten aufkommen.
Außerdem weißt du zu 100 Prozent, dass du mit deinem Vater gesprochen hast.

Ich finde deinen Werdegang und Ehrgeiz bemerkenswert, wenn man den Background bedenkt.
Bravo!
Deine Frau kann sich ebenfalls glücklich schätzen.

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Ich danke euch allen sehr für eure Beiträge: Ich bin überzeugt davon, dass mein Dad die Nachricht geschrieben hat, ABER ich weiß aus Erfahrung, dass meine Mutter entscheidend daran mitgewirkt und sie vielleicht sogar diktiert hat. Sie ist so ein manipulatives Miststück Unfall sie weiß, wie man Menschen auf ihre Seite zieht.

Ein Treffen wäre schön, aber nahezu unmöglich. Er ist entweder auf Arbeit oder zuhause. Und wenn er nicht direkt nach der Arbeit nach Hause kommt, gibt's Zoff. Und wir wohnen 300 km auseinander. Ich hatte eigentlich mal an ein Treffen in der Mitte auf neutralem Boden gedacht, aber das müsste er halt auch wollen. Er sieht leider keinen Bedarf für ein Gespräch, weil er sich seine Meinung über mich schon gebildet hat (bzw. hat bilden lassen). Wahrscheinlich müsste ich das einfach akzeptieren, aber es fällt mir schwer.

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Es wird schwer für ihn sein, weil er seine Frau liebt trotz allem, er sich extrem auf ihre Gefühle eingestellt hat. Das heißt, er bekommt jeden Tag ihr Leiden mit und da ihr keine Kommunikation hattet, ist ihre Perspektive viel stärker als deine.

Ich habe keine narzisstische Mutter, aber eine, die sehr egozentrisch ist, keine Rücksicht nimmt, lügt, droht, manipuliert, emotional erpresst um ihren Willen zu bekommen. Ich habe den Kontakt nicht abgebrochen, weil ich alles in allem das Gefühl habe, sie hat mich trotzdem in meinem Leben unterstützt (in Gegensatz zu deiner Mutter), auch einige gute Dinge geleistet.

Mein Vater ist ähnlich wie du deinen beschreibst, eher besonnen, sehr auf ihre Gefühle bedacht.

Ich glaube, ich würde an deiner Stelle nochmal mit dem Telefonieren versuchen. Er hat viel Wut und Gefühle dir gegenüber, die müssen erstmal aus seinem System raus, bevor er bereit ist zuzuhören.

Bei mir halfen die Fragen oft mehr als zu erklären. „Papa, ist dir bewusst, dass meine Mama nicht die einzige ist mit Gefühlen?“
„Papa, glaubst du, es war für mich leicht, den Kontakt zu meiner Familie, zu meiner Wurzel abzubrechen?“
„Papa, warum sind die Gefühle meiner Mutter wichtiger als meine?“
Das bringt sie zum Nachdenken und oft wissen sie auch keine Antwort drauf.

Ich würde die Vorwürfe über deine Mutter im Gespräch vermeiden. Es geht nicht um deine Mutter, sondern dass dein Vater sieht, dass du ein Mensch mit Gefühlen bist. Dass es ein schmerzhafter Schritt ist, sich gezwungen zu fühlen den Kontakt zu der Familie abzubrechen.

Ich weiß nicht, ob es realistisch ist, dass dein Vater hinter dem Rücken seiner Frau mit der Kontakt hat. Ich denke nicht. Aber vielleicht kannst du den Kontakt einseitig aufrechterhalten, ihm immer wieder Fotos schicken oder ihm immer wieder Nachrichten über euer Leben schreibst, damit er einfach weiß, du hast den Kontakt zu ihm nie abgebrochen. Er wird immer dein Papa sein.