Meine Mutter bekommt ihr Leben nicht mehr in den Griff, aber Hilfe lehnt sie rigoros ab...

Meine Mutter bringt mich gerade zur Weißglut, ich brauch mal einen Rat, was man noch machen kann. Sie ist 76 Jahre alt, hat schweres Asthma, Raucherin, Herzinsuffizienz etc. Insgesamt ist sie nicht gut beieinander, hat einen Raucherhusten, bei dem man denkt, gleich hustet sie Bröckchen Lunge raus, mit Anfällen wo sie lila anläuft und keine Luft mehr bekommt. Sie war seit 2013 nicht mehr beim Arzt, hat alle Herz- und Asthmamedikamente selbst abgesetzt. Sogar beim Sitzen auf dem Sofa schnauft sie wie nach einem Marathon.

Seit 5 Jahren lässt sie niemanden mehr ihre Wohnung betreten. Wir ahnen, dass sie ihren Haushalt nicht im Griff hat. Alle Angeboten wie: wir putzen, Putzfrau (von uns bezahlt) etc. werden rigoros abgelehnt, sie will das alleine wieder in den Griff bekommen, sie sei noch nicht so alt, seit 5 Jahren klappt es nicht, wird immer schlimmer. Sie lebt allein auf 75qm und rummelt sich zu mit Krimskrams etc. Sie verlässt die Wohnung nur einmal die Woche zum Einkaufen. Alle Freunde und Verwandten stößt sie weg, so dass sie mittlerweile allein da steht, mit ihrer Familie hat sie es sich verscherzt. Es gibt nur noch mich und meine Schwester. Ihr Verhältnis zu meiner Schwester ist sehr angespannt. Meine Mutter zieht mich immer vor und ist wirklich gemein zu meiner Schwester, das sage ich ihr auch, dann macht sie dicht und wechselt das Thema. Ich bin diejenige die ihr die ersehnten Enkelkinder geschenkt hat. Leider lebe ich mehr als 1000km entfernt, meine Schwester knapp 20km.

Nun hat meine Mutter mich hier besucht und sich bei meinen Virenschleudern eine Erkältung aufgesackt. Ich hab sie dann hier noch zum Arzt geschleppt, der ihr Augentropfen verschrieb (Bindehautentzündung) und meinte, wenn es schlimmer wird dann soll sie zu Hause zum Arzt gehen. Sie flog dann am nächsten Tag ab. Wir haben uns dann prompt eine Runde Magendarmvirus aufgesackt, so dass ich meine Mutter erst nach 5 Tage anrief. Am Telefon war sie ganz schwach und meinte, sie hat nicht mehr die Kraft zum Arzt zu gehen. Daraufhin alarmierte ich meine Schwester, die zu ihr fuhr und mit dem Ersatzschluessel in die Wohnung ging. Alles war verdreckt, Schimmel auf den Arbeitsplatten, etc. ganz schlimm. Wenn man meine Mutter sieht (also als sie hier war, macht sie einen gepflegten Eindruck, saubere Klamotten, gebügelt etc.). Meine Schwester rief den Hausarzt und es stellte sich raus, dass sie 3 Jahre nicht dort gewesen ist. Der Hausarzt wies sie ins KH ein, da sie kaum Luft bekam und sogar zu schwach zum Anziehen war. Dort stellt sich heraus, dass sie ein Stirn-, Neben- und Kieferhöhlenentzündung hat plus Lungenentzündung. Sie haben sie eine Woche dabehalten. In ihrem geschwächten Zustand hat sie zugestimmt eine Putzhilfe einzustellen, die ihr einmal wöchentlich zur Hand geht. Jetzt geht es ihr besser und sie rudert schon wieder zurück. Nach dem Motto sie sei noch nicht so alt, sie schafft das noch allein etc. Die alte Leier, wie seit 5 Jahren.

Ich könnte ausflippen. Ich werde ihr sagen, dass sie so uns nicht mehr besuchen kommen kann, wenn ich danach Angst haben muss, sie legt sich mit einer Erkältung zum Sterben aufs Sofa. Ich weiß nicht mehr was man noch machen soll. Wir haben versucht liebevoll zu helfen, haben gedroht, haben geschimpft etc. Nix ändert sich. Vielleicht kann ja jemand etwas raten, was wir noch tun können? (Meine Mutter ist nicht religiös, also Dinge wie Pastor etc. fallen weg). Ganz zu schweigen von der Situation für meine Schwester, die immer das ungeliebte Entlein war und sich nun kümmern muss, weil ich so weit weg bin. Wir versuchen nun Druck auf meine Mutter auszuüben, da liebevoll nur im Sande verläuft. Bitte gebt mir Rat

lepidottero

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Lasst sie unter Betreuung stellen.

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Ich würde sie fragen, ob sie sich vorstellen kann, eine Wohnung bei Dir in der Nähe zu beziehen. Falls sie dem nicht zustimmt und Deine Schwester sich nicht kümmern kann/will (was ich verständlich finde!), würde ich auch für eine Betreuung plädieren. Der Hausarzt hat ja die Zustände in der Wohnung gesehen und kann hierzu sicher einen Bericht schreiben.

Wir hatten einen solchen Fall hier im Haus, der alte Herr war völlig verwahrlost und durch gesundheitliche Einschränkungen komplett unfähig, noch menschenwürdig zu leben. Über seinen Hausarzt wurde ein Betreuer bestellt und dieser hat ihn dann nach einigen Monaten überzeugen können, doch ins Altersheim zu gehen.

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Zu mir ziehen ist keine Option, da ich im Ausland wohne und sie die Sprache nicht spricht etc. Und ganz ehrlich, ich bin auch nicht ohne Grund so weit weggezogen, naemlich um meiner disfunktionalen Familie zu entkommen, aber es holt einen immer ein.

Aber geht das so leicht jemanden unter Betreuung stellen zu lassen? Sie kann sehr gut die Fassade aufrecht erhalten (wie schon schrieb, sie kleidet sich ordentlich etc). Meine Schwester hat oberflaechlich geputzt bevor der Hausarzt kam, so dass es nicht ganz so schlimm aussah als er kam. Wahrscheinlich war das nicht besonders schlau....

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Wer wuerde denn pruefen, ob eine Betreuung notwendig ist? Ordnungsamt? Ich hab keine Ahnung, lebe nun auch schon so lange im Ausland....

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Paragraf 1896 BGB

Lasst sie unter Betreuung stellen. Sie offensichtlich nicht mehr in der Lage sich selbst zu versorgen.
Das geht über das Betreuungsgericht.

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Hallo lepidottero,

hört sich fast identisch mit der Situation mit meiner Mutter derzeit an.

Sie ist 70 Jahre, hat COPD (Lungenkrank im letzten Statium - ausgelöst durch extremes RAUCHEN), geht seit Jahren nicht zum Arzt, nimmt ihre notwendigen Medikamente nicht und auch die Sauerstoffmaske die LEBENSNOTWENDIG ist, wird nicht benutzt:

'ich schaff das schon alleine' - ja sicher :(

Nebenwirkung der Krankheit sind. u.a. Depressionen, sich gehen lassen, eigene Pflege vernachlässigen (die Enkel meinen: Oma stinkt #schock), usw. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen.

Ihre Wohnung ist ein Schlachtfeld - wir dürfen regelmässig dort entmüllen (Schimmel etc.).

Vor 8 Wochen hat meine Schwester sie auf dem Sofa gefunden - total verdreckt und wollte sich nicht helfen lassen. Ich bin dann dazu gekommen (wohne über 1 1/2 Stunden entfernt) und hab sie sofort ins KH einweisen lassen:

3 Wochen Intensiv mit anschliessender Kurzzeitpflege. Während sie im KH war, haben meine Schwester und ich mit dem Sozialdienst meine Mutter bearbeitet, damit wir die Betreuung übertragen bekommen. Wenn das deine Schwester nicht machen möchte (sie wäre sinnvoller, weil sie näher dran wohnt - kann es aber verstehen, wenn sie nicht will), dann kann man auch einen Betreuer vom Gericht bestellen. Der kümmerst sich um alles (auch Post, Finanzen etc.).

Die Betreuung gilt nur dann, wenn meine Mutter geistig nicht beiienander ist - derzeit also leider nicht. Wir haben jedoch - Gott sei Dank - von der Pflegeversicherung eine sehr nette Bearbeiterin gehabt, die zu meiner Mutter gefahren ist, um sie sich anzuschauen (wg. Pflegestufe) und sie hat meine Mutter überredet, wenigstens für eine gewisse Zeit (erstmal 3 Monate) in ein Pflegeheim zu gehen, damit sie sich vor Ort ein Bild machen kann, ob es dort vielleicht nicht doch besser für sie ist.

Sie hat das geschafft, was bei meiner Schwester und mir komplett ignoriert wurde .

Ich rate dir, schau im KH (bei deiner Mutter) nach einem Sozialdienst und bitte dort um Unterstützung - gleichzeitig auch bei der Pflegeversicherung deiner Mutter. Ihr werdet zwar unglaublich viel telefonieren und organisieren müssen, aber es kann euch sehr helfen.

Deine Schwester soll unbedingt von der verkommenen Wohnung Photos machen - das ist für die Betreuung etc. echt hilfreich (hatten wir auch gemacht).

Ich halte euch die Daumen und wünsche euch ganz viel Kraft#liebdrueck. Wenn du noch Fragen hast, schreib einfach.

Herzliche Grüße #winke

Dossitanja

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Deine Sorge kann ich verstehen, allderings muss man viele Dinge , wie nicht zum Arzt gehen etc. lernen zu akzeptieren, da niemand ( auch wenn er unter Betreuung steht) zum Beispiel gezwungen werden kann Blut abzugeben.

Drei Dinge sind möglich.
a) Prüfen lassen ob deiner Mutter eine Pflegestufe zusteht ( wäre gut im Kranken´haus gewesen) geht aber auch jetzt, so dass zum Beispiel ein Pflegedienst regelmäßig sie unterstützt, die Kosten gehen dann über das Pflegegeld / Krankenkasse.

b) Bestellung eines Betreuers - über das Amtsgericht.Dieses prüft dann den Antrag, wobei zum Beispiel der Entzug des eigenen Aufenhaltbestimmungsrechtes - sicher nicht erfolgt, nur weil jemand niemand in die Wohnung läßt. Die Prüfung kann je nach Stadt auch mehrere Monate dauern. Statt eines Anwaltes würde ich hier einen Betreuungsverein empfehlen, da diese deutlich mehr auf die Bedürfnisse eingehen. Beispiel hier http://www.stmas.bayern.de/sozial/betreuung/index.php

c) Kontakt zu einer Beratungsstelle aufnehmen - was sicher für deine Schwester hilfreich ist, da diese einem Helfen - Dinge zu akzeptieren und Grenzen zu sehen
Stichwort: Sozialstation

Gute Nerven,

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Hallo,

wenn sie nicht mehr alleine leben kann, gibt es Pflegeheime, wo man sie unterbringen kann. Ebenso gibt es verschiedne ebtreute Seniorenwohnformen, bei den sie sich nicht selber überlassen wäre.

Grüße

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Schwierige Situation...meine Mutter hat eine Betreuerin die sich kümmert aber sie hat freiwillig eingewilligt weil klar war dass es nicht mehr geht (vor allem eine Betreuung für finanzielle Belange).
Wenn deine Mutter schon keine Hilfe in Form von Putzfrau will, wird sie schon gar nicht einer Betreuung zustimmen und zwangsweise betreuen lassen...das ist unglaublich schwer zu erreichen (aus gutem Grund). Dafür müsste sie noch ganz andere "Mängel" aufweisen.
Letztendlich darf jeder in Deutschland selbst entscheiden, wann er einen Arzt aufsucht und wann nicht.

Ich schätze, so hart das klingt...du musst loslassen. Sie ist erwachsen und auch wenn sie aus welchem Grund auch immer nicht rational zu handeln scheint, es ist ihre Entscheidung. Du bist nicht verantwortlich, hast offenbar schon länger mehrere Hilfsangebote gemacht und initiiert und sie hat abgelehnt. Das ist ihr gutes Recht. Genau wie es dein gutes Recht ist zu sagen, mit den Bedingungen kannst du sie nicht mehr guten Gewissens als Gast haben und somit fallen Besuche flach.

Vielleicht rüttelt sie das auf, vor allem wenn sie wie du schreibst, keine weiteren sozialen Kontakte hat. Oder es reicht nicht um sie aufzurütteln, dann entzieht sich aber das weitere Geschehen deiner Einflussnahme.

Ich glaube ich kann ein bisschen nachfühlen wie es dir damit geht, habe (noch vor der Familiengründung und dann mit dem ersten Kind) ein paar Jahre in Mailand und in London gelebt und aus der Ferne versucht, meine alkoholabhängige Mutter wechselweise zu unterstützen oder zu verdrängen...mit mäßigem Erfolg. Jetzt lebe ich wieder in derselben Stadt wie sie und fühle mich verantwortlich ohne wirklich etwas tun zu können außer sie mal zum Essen einzuladen, bissle Geld zuzustecken oder so.

Das Loslassen ist ein schmerzhafter Prozess aber helfen kann man nur dem der bereit und in der Lage ist, hilfe anzunehmen.

Was sagt deine Schwester zu der Situation? Welche Strategie befürwortet sie?

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Danke fuer Deine Antwort, sie war sehr hilfreich.

Ich bin auch an dem Punkt, dass man sie eben nur bedingt zu ihrem Glueck zwingen kann. Einer Betreuung wuerde sie im Leben nicht zustimmen und fuer eine Zwangsbetreuung reicht es eben noch nicht, denke ich. Sie ist eine Kuenstlerin darin die Fassade aufrecht zuerhalten und eben auch extrem eitel, es darf ja nur niemand wissen, dass sie irgendetwas nicht in Griff bekommt und die seltenen momente wenn sie mal rausgeht, ruescht sie sich ordentlich auf. Jetzt im Kh hab ich mit den Aerzten telefoniert, denen hat sie auch einen Baeren aufgebunden, dass sie zu Hause Hilfe hat und es kein Problem ist, sie mit Lungenentzuendung nach Hause zu entlassen etc.. Meine Bedenken blieben ungehoert.
Ihr waere es unglaublich peinlich, wenn Leute wissen wuerden, dass sie in so einem Dreckloch lebt und das ist mein Ansatz nun, ich lasse es die Leute wissen, ich mache ihr Versteckspiel und Schoenreden nicht mehr mit, das macht sie alleine schon ganz toll. Ich sag die Wahrheit und hol, denke ich auch ihren Arzt etc. mit ins Boot. Wahrscheinlich wird sie dann nicht mehr zum Arzt gehen, aber vielleicht bringt es auch was.

Dies wird mein letzter Versuch sein, kommen wir nicht weiter, werde ich versuchen loszulassen. Recht schwierig mit meiner italienischen Familie im Nacken, die der Meinung sind, man muss doch was tun! Aufgeben gilt nicht.;-)

Das sie nicht mehr herkommen darf bevor sich Dinge bessern, werde ich ganz gnadenlos als Druckmittel benutzen. Es ist aber auch meine ehrlich Meinung, dass ich die Verantwortung nicht will, wenn sie so herkommt und sich dann so kindisch benimmt. Ich moechte nicht, dass sie an einer Erkaeltung verstirbt, die sich sich bei meinen Kindern eingefangen hat.

Meine Schwester ist auch an dem Punkt, es jetzt mit harten Bandagen zu versuchen. Sie hat meiner Mutter mitgeteilt, sie soll es sich nicht verscherzen mit ihr, sie ist ihre einzige Vorort-Hilfe mittlerweile.

Ich weiss schon warum ich ins Ausland gefluechtet bin....

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Oh ja, italienische Familienbande machen die Sache nicht unbedingt leichter...der Support und Zusammenhalt in Südeuropäischen Ländern hat Vor- und Nachteile, ganz klar.

Ich hatte in Mailand 'nen Kollegen am College, der hat am Sonntag nach durchfeierter Nacht noch immer von La Mamma den Kopf gewaschen bekommen wenn er nicht zum Familienessen angetanzt kam...mit Ende dreißig#schwitz ... hat uns immer sehr amüsiert#cool aber dafür konnte man auf seine Familie ansonsten auch echt immer zählen, egal was anstand.

Wünsch dir alles Gute für deine Mutter.

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Vielen Dank fuer die Antworten.

Ich hab eine Freundin die Anwaeltin fuer Familienrecht ist, ich werde sie mal kontaktieren. Ich denke wir versuchen es nun mal mit "harten" Bandagen und ansonsten muessen wir sie ihrem Schiksal ueberlassen...wir haben ihr immer wieder gesagt, dass sie unsere Unterstuetzung jederzeit bekommt, sie muss nur fragen....