Uneinigkeit in der Familienplanung

Ich schreibe nicht oft hier, aber vielleicht könnt ihr mir ein paar Denkansätze geben.

Zur derzeitigen Situation:

Mein Mann und ich (Mitte 30) haben zwei Kinder (Sohn fast 7, Tochter 4). Wir wohnen in einem kleinen Häuschen, in dem Ort in dem wir beide uns wohl fühlen und gerne bleiben möchten. Wir sind Akademiker, mein Mann hat einen guten Job mit Zukunftsaussichten, sein Fachwissen ist auch gefragt und recht krisensicher. Ich habe eine gute Arbeit, allerdings an der Uni und daher befristet mit Aussicht auf Verlängerung (auch längerfristig, allerdings aufgrund von Projektfinanzierung immer nur ein- bis Zweijahresverträge). Die derzeitige Befristung ist bis Ende des Jahres, danach kommt ein Zweijahresvertrag.

Mein Mann engagiert sich sehr in der Kirchengemeinde und liebt sein Tischtennis, da spielt er im Verein. Ich habe außerdem ein altes Pferd um das ich mich auch regelmäßig kümmere und mache gerne Ausdauersport, zur Zeit allerdings kaum, da ich seit Wochen gesundheitlich angeschlagen bin.

Unser Sohn ist dieses Jahr in die Schule gekommen, er ist etwas speziell, im Raum stehen AVWS, ADS und sogar Asperger. Die Testungen laufen aber alles dauert ewig. Trotzdem kommt er halbwegs in der Schule klar, es ist tageweise ein Kraftakt, aber weniger schlimm als der Kindergarten prophezeit hat. Ich bin soweit zufrieden und entspannt (er ist sehr sehr clever, weshalb er trotzdem keine Probleme mit dem Stoff hat) uns sehr gespannt, was Kinderpsychologin und Co so rausbekommen.

Unsere Tochter geht in den Kindergarten, ist derzeit zu Hause ein kleiner Wutzwerg, aber im Kindergarten sehr unproblematisch.

Ich arbeite 25 Stunden, mag meine Arbeit, die mich durchaus auch fordert, bin mir aber nicht sicher ob ich das die nächsten 20 Jahre machen kann und will (schon alleine wegen der immer nur begrenzten Aussichten).

Ich komme meistens kurz vor 14.00 Uhr nach Hause und mein Sohn trudelt kurz nach 14.00 Uhr ein. Dann schaue ich mir seine Hausaufgaben an, oft ist noch etwas zu tun oder mit ihm zu besprechen. Er ist da meist nicht sehr kooperativ und wir geraten auch mal aneinander, aber das sind dann eher Streits von kurzer Dauer. Er war schon immer so und ich glaube nicht dass sich das mal ändern wird. Vielleicht bekommen wir ja sogar Unterstützung durch Therapien, Schulbegleitung oder was auch immer wenn die Tests abgeschlossen sind.
Nachmittags sind immer wieder Termine, es geht aber, da ich darauf achte, dass Hobbies in der Nähe sind und keine übermäßige Fahrerei bedeuten. Sonst sind wir auch mal zu Hause, was im Winter schon anstrengend sein kann weil unsere Zwei charakterlich sehr unterschiedlich sind und sehr oft aneinander geraten.

So nun zum Punkt:
Ich wünsche mir so sehr ein drittes Kind. Ich bin mit zwei Geschwistern aufgewachsen, hatte immer viele Cousinen um mich (auch alles kinderreiche Familien) und liebe die Dynamik in einer großen Familie. Ich habe das Gefühl die Kapazitäten jetzt frei zu haben. Vor zwei Jahren wäre das noch völlig undenkbar gewesen für mich, habe aber immer kommuniziert, dass ich nicht abschließen will nach den zwei Kindern.

Mein Mann will nicht. Gar nicht. So kommuniziert er es mir zumindest. Er möchte wieder mehr Freiheit, er fühlt sich phasenweise ausgebrannt (solche Phasen habe ich auch, aber wer hat die nicht) und er kann es sich nicht vorstellen. Ich habe ihn erstmals vor ca. zwei Monaten versucht ernsthaft darauf anzusprechen, habe es dann aber wieder aufgegeben und ihn in Ruhe gelassen mit dem Thema. Vor ein paar Tagen habe ich versucht ihm meine Gefühle diesbezüglich nochmal zu erklären, da ist er erstmal total ausgeflippt. Er wollte es sich nichtmal anhören, was mich sehr gekränkt hat.
Also haben wir gestern und heute Nacht lange geredet. Er hat das Gefühl es nicht schaffen zu können, vor allem nochmal die Schwangerschaft (ich war extrem müde und hatte 8 Monate Dauerüberlkeit) und die Zeit nach der Geburt (1x Schreikind, 1x Wasserrohrbruch 3 Tage nach der Geburt von Nr.2 (Frühchen, aber so weit fit), es mussten die Böden neu verlegt werden). Das sehe ich auch und das Problem ist, dass ich ihm natürlich nicht anbieten kann, ihn zu entlasten, denn egal wie man es dreht und wendet, wird es natürlich die ganze Familie betreffen und während der Schwangerschaft eine Durststrecke auf uns zukommen. Ich habe ihm auch erklärt, dass ich mir der Belastungen bewusst bin und wie ich es mir daher vorstellen könnte, um es zu entzerren: Ich würde gerne 2 Jahre zu Hause bleiben (bei den ersten war ich nur 5 Monate bzw. ein Jahr zu Hause) mit Elterngeld aufsplitten und evtl. ein paar Stunden zusätzlich arbeiten im zweiten Jahr. Man weiß ja nicht wie anstrengend das Kind ist (Sohn war Schreikind, Tochter ein sehr angenehmes Baby). Danach würde ich 15 Stunden wieder einsteigen und wenn es mit den Dreien funktioniert gerne auf 20 Stunden aufstocken. In ein paar Jahren wäre dann, wie von meinem Mann gewünscht eine Umverteilung der Stunden zwischen uns beiden z.B. beide auf je 30 Std. möglich. Das möchte er derzeit eh noch nicht, wäre für ihn also keine Änderung in seiner Planung.
Finanziell passt alles und auch die Belastung durch mein Pferd wird in ein paar Jahren wegfallen (er ist 25 und hat das Cushing-Syndrom, was sehr teure Medikamente erfordert), denn wenn die Kinder größer werden werden sie ja auch teurer.
Ich würde versuchen, in der Familienarbeit viel aufzufangen und alleine zu stemmen, aber natürlich wäre er auch gefordert, alles andere wäre einfach unrealistisch.

Mir fehlt einfach noch ein bischen Leben in der Bude, eine weitere familiäre Aufgabe, ein weiterer Wuselfaktor, ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Eine Dreierbeziehung zwischen den Geschwistern. Sehen wie sie sich entwickeln, sehen wie sie selbstständig werden, man hat ja schließlich keine drei Hände. Ein weiterer Charakter in der Familie.

Mein Mann ist allerdings auch anders aufgewachsenals ich. Er hat nur einen deutlich älteren Bruder, seine Eltern und eine kinderlose Tante. Alle bauen auf ihn wenn sie alt sind, da sein Bruder sein eigenes Leben nicht auf die Reihe kriegt. Ich habe eine sehr lebendige Familie, meine Großeltern leben noch und sind mit 80 Jahren noch sehr fit, sie haben 4 Kinder, 12 Enkel und (bisher) 10 Urenkel und es ist immer jemand da.

Ich weiß jetzt gar nicht was ich von Euch jetzt möchte. Wie schätzt ihr die Lage ein. Ich habe meinem Mann gesagt ich lasse ihn jetzt erstmal in Ruhe mit dem Thema. Ich will ihn und unsere Familie nicht zu sehr damit belasten. Aber es belastet mich selber, denn der Wunsch ist da und ich kann ihn auch mit logischen Argumenten nicht wegzaubern.

Vor den Kindern waren wir uns übrigens einig, dass wir auf jeden Fall zwei wollen, er wollte sogar tendenziell eher drei. Aber erst mit Familie weiß man ja wie es wirklich ist.

Danke fürs Lesen des ganzen Textes ;-)

2

Hallo
Abnehmen kann dir/euch die Entscheidung niemand, ich kann dir aber sagen das es sehr wichtig ist das beide Elternteile an einem Strang ziehen und beide wollen.
Du musst auch deinen Mann verstehen, ihr habt schon zwei Kinder und auch seine "Pflicht" gegenüber seine Familie ist sicher belastend für ihn.
Mit 34 hast du ja auch noch ein bisschen Zeit ;-)
Ich denke dein Mann weiß jetzt eindeutig von deinem Wunsch, jetzt würde ich das erstmal sacken lassen und schauen wie sich seine Meinung dazu entwickelt. LG

1

Ihr macht euch Probleme wo keine sind.
Dein Mann ist sehr egoistisch.
Kinder sind nicht anstrengend, es gibt nur Stress wenn man ihn sich selber macht.
Vergesst mal das ich und denkt an das wir.

Sorry aber bei solchen kleinigkeiten muss ich oft den Kopf schütteln.
Wir haben 4 Kinder, und nach 19.30Uhr haben wir Zeit für unsere Hobbys, und co.

Die wichtigste Aufgabe für deinen Mann ist das ihr glücklich seid, und wenn du dir ein Kind wünscht dann sollte er dir die Möglichkeit dazu geben.

Es ist blödsinn sich Sorgen zu machen um was wäre wenn.

3

#kratz
Und wenn sie noch 5 Kinder wollte sollte er ihr dann auch die Möglichkeit geben "das sie halt glücklich ist" ?
Diese Denkweise ist egoistisch, wenn schon sollten beide Eltern hinter der Entscheidung für ein weiteres Kind stehen. Wie soll das denn sonst auch funktionieren ?
Insgesamt hast du ja echt komische Ansichten...

7

wen sie mit den Kindern glücklich, warum dann nicht....das meiste macht hier ja eh die Frau wie fast überall, die älteren sind ja auch schon älter , der kleine wäre ja schon 5 wenn es sofort mit dem schwanger werden klappt, mit dem Baby ist es dann besonders einfach.

weitere Kommentare laden
4

Hallo, zum Thema Asperger kann ich was sagen, das hat unsere Große, sie ist 12. Wir wollten immer ein drittes Kind, aber das war unmöglich bis vor 1,5 Jahren. Da gab es endlich die Diagnose, die alles zum Guten verändert hat. Sie bekommt seit einem Jahr eine Therapie, die ihr und uns sehr gut tut.

Im Juni wurde ich dann sofort schwanger, und unser Sohn kam vor 17 Tagen auf die Welt.
Mein Rat: Bringt das erst mit eurem Sohn zum Laufen, sprich Diagnose und Therapie. Und dein Mann braucht wohl noch etwas Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, ein drittes Kind haben zu wollen. Und etwas Zeit hast du doch noch, das muss man nicht übers Knie brechen.

Wir sind unendlich froh, dass unser Sohn da ist. Auch unsere Große ist völlig begeistert und meistert das super. LG

5

Hallo,

so weit habt Ihr doch ein ausgeglichenes Leben. Die Kinder sind nun größer, selbstständiger, beruflich seid Ihr gefestigt, Hobbys könnt Ihr nachgehen...ehrlich, warum kannst Du es einfach nicht genießen? Wenn Dir etwas fehlt, dann ist ein Kind aber kein Ersatz für Deine Langeweile, denn diese Gefühl hast Du meiner Meinung nach. Warum willst Du Dir mehr aufhalsen, obwohl es Euch im Moment gut geht. Du solltest an Dir arbeiten. Wenn Du Dich nicht ausgefüllt fühlst, dann such Dir ein Hobby, Ehrenamt o.ä.

LG
Katty

26

Den Rat verstehe ich nicht an jemanden, der sich nun mal ein Kind wünscht und das Gefühl hat, es fehlt noch jemand, neugierig und aufgeschlossen da ist.
Warum soll sie es einfach genießen wenn sie aber gerne noch ein Kind hätte?

Sorry den Rat verstehe ich nicht.
Das wäre so als wenn man einer 2fachen Mutter, die in einen Job oder ein neues Hobby einsteigen will, weil es ihr Wunsch oder Traum ist, raten würde, es doch zu genießen nochmal schwanger werden zu können und ein Baby zu haben.

39

Der Kinderwunsch ist einseitig. Ich habe auch eher den Eindruck, daß die TE sich in ihrem Leben, obwohl aktuell es gut läuft, sich nicht ausgefüllt fühlt. Ein Kind ist aber kein Ersatz für Langeweile und Aufregung im Leben, vor allem wenn der andere Partner keinen Kinderwunsch mehr hegt. Wer nicht zufrieden sein kann, wenn man alles so weit hat, wie Gesundheit, Familie, Job, sollte sich fragen, warum er nicht zufrieden sein kann.

6

hallo!
ich würde es lassen, dein mann ist jetzt schon am limit und er kommuniziert ganz klar, dass er nicht möchte. da gibt es auch nichts zu diskutieren. solltest du dich über seine entscheidung hinwegsetzen, riskierst du, alleine dazustehen.
alles gute!

10

Hallo!

Diese Entscheidung kann Euch keiner abnehmen ...
Aber es steht seine Überforderung gegen Dein Kinderwunsch. - Beide "Gefühle" sind hinreichend berechtigt um den einen oder anderen Weg zu gehen und der Weg muss nicht jetzt hier und heute eingeschlagen werden. Gebt Euch beide Zeit mit den Gedanken zu spielen, sprecht drüber (aber nicht jeden Tag!) und ihr werdet selber auf eine gemeinsame Lösung kommen.

LG, I.

11

Hallo! Ich kann euer Problem sehr gut nachvollziehen! Hatte drei Kinder und auch das Gefühl, jemand fehlt da noch! Mein Mann hatte dieses Gefühl nicht!

3 lange Jahre war das Thema zwischen uns! Letztendlich hat er dann doch eingewilligt, weil er gesehen hat, dass dieser Wunsch nicht einfach wieder verschwindet und es mich belastet! Er wollte einfach nur, dass ich glücklich bin! Eines hab ich ihm noch versprochen: das er kein einziges Mal in der Nacht aufstehen muss (er schläft sehr gern)!

Heuer wird Florentina 6 Jahre alt, wir sind eine harmonische und glückliche Großfamilie!

Ich wünsche euch alles Gute! Lg

12

Hallo!

Ich finde da braucht man nicht diskutieren. Dein Mann will nicht und damit ist die Sache erledigt. Wenn man Kinder bekommt, dann zusammen. Beide sollten das wollen. Das ist bei euch nicht gegeben.

LG Sonja

13

Ich sehe nur die Möglichkeit des Abwartens. Mit Mitte Dreißig habt ihr ja noch ein bisschen Zeit.

Vielleicht überlegt es sich dein Mann ja noch. Vielleicht könnt ihr ja jetzt erst mal zwei, drei Jahre "Freiheit" genießen, vielleicht entspannt es sich für ihn, wenn die Diagnose bei eurem Sohn feststeht. Und Wasserrohrbrüche kommen ja nicht dauernd und nicht zwangsläufig nach Geburten vor;-). Vielleicht hatte er im Kopf einfach abgeschlossen und hat deshalb spontan nein gesagt, vielleicht muss er sich an den Gedanken erst mal gewöhnen.
Vielleicht legt sich bis in zwei Jahren ja auch dein Wunsch wieder.