Wie treffe ich die "richtige" Entscheidung?

Hallo Ihr Lieben,

mein Mann und ich grübeln seit Wochen,wie unser Leben künftig verlaufen soll.
Wir haben zwei Optionen und können uns nicht entscheiden. Das hat zwei Ursachen. Zum Einen bin ich leider grds. sehr entscheidungsschwach. Zum Anderen wollen wir zu den Konditionen beide Möglichkeiten nicht.

Zur Ausgangssituation:
Wir sind verheiratet, haben zwei "besondere" Kinder (Nr.1 ist hochbegabt und Überspringer, Nr.2 ist chronisch krank, so dass beide Kinder recht "arbeitsintensiv" sind. Sie sind 9 und 4,5 Jahre. Aus Therapiegründen haben wir noch eine Hündin, die auch Zeit und Auslauf braucht. Ich selbst habe eine Autoimmunerkrankung, die ich recht gut im Griff habe. Phasenweise bin ich aber ziemlich ausgeschaltet. Dennoch wünschen wir uns noch ein 3.Kind u starten im Januar wieder mit der künstlichen Befruchtung.
In beruflicher Hinsicht sind wir beide Landesbeamte im höheren Dienst (nicht in unserem Heimatbundesland); mein Mann arbeitet 100% und ich 50% - beide in leitender Position.
Ich mag meine Arbeit aber überhaupt nicht, sondern sehe sie als eine gut bezahlte Lebensgrundlage. Ich ärgere mich, dass ich mein Lehramtsstudium damals abgebrochen und zu Jura umgeschwenkt bin. Auch wollte ich jahrelang noch mal einen Neuanfang (Lehramt oder Psychologie wagen), habe mich aber aus Vernunftsgründen leider dagegen entschieden.

Nun haben wir zwei Möglichkeiten:
1) Wir sind in eine der teuersten Städte Deutschlands versetzt worden und ziehen an sich im Januar dorthin. Wir haben ein sehr häßliches, aber unverschämt teures Reihenhaus gefunden.

Pro:
- Ich behalte meine Arbeit samt Pensionsansprüchen-
- Wir können einen für mich hohen Lebensstandard behalten (mehrere Urlaube, Studium der Kinder, Putzhilfe etc)
- Mein Mann sitzt "fest im Sattel" und könte ggf jederzeit Arbeit reduzieren (erneute Elternzeit o.ä.)

Contra:
- Ich hasse meine Arbeit. Sie stresst mich.
- Wir werden uns nur schwer ein EIgenheim leisten können (kleine REihenhäuser kosten hier 600000 Euro plus)
- Wir schmeißen unserem Vermieter jährlich 20.000 Euro ca in den Rachen.
- Wir sind noch weiter weg von den Eltern/Geschwistern: Mein Vater ist sehr krank und ich kann ihnen im Alter nicht helfen
- Wir haben (noch) kein Netzwerk

2) Mein Mann hat eine Stelle in unserer alten Heimat in der Kommunalverwaltung angeboten bekommen. Ich werde aller Voraussicht nach in meinem Beruf nie mehr arbeiten können, da ein Länderwechsel nur mit Tauschpartner möglich ist. Für Kommunalstellen bin ich entweder massiv überqualifiziert oder es handelt sich um Fachbereichs-/Dezernentenstellen, die ich vom Umfang nicht leisten kann. Mein Sohn kann nicht in die Betreuung, sondern muss zu Hause Mittagessen etc.

Pro:
- Wir können uns hier ein Eigenheim leisten. Endlich ein richtiges ZUhause auf DAuer, in dem die Kinder Wurzeln schlagen können. Mein Großer ist z.B. schon 4 mal umgezogen.
- Wir sind bei den Eltern/Geschwistern u Freunden und können uns gegenseitig unterstützen.
- Die Doppelbelastung fällt weg.
- Ich habe Zeit für die Kinder u kann flexibel reagieren. Im letzten Jahr musste ich z.B. 3 Monate unbezahlten Urlaub nehmen, da mein Jüngster akkut sehr krank war.
- Ich könnte mich evtl. neu orientieren (Zweitstudium, Ehrenamt)
Ich hätte mal Zeit für mich (sogar viel, da ich als beurlaubte BEamtin faktisch arbeitslos bin)
- Die Arbeit würde meinen Mann sehr reizen und ist ein Sprungbrett für noch bessere Stellen

Contra:
- Ich bin beurlaubt, werde aber trotz langen Studiums, Ref und Qualifikation für immer Hausfrau sein (und ich bin keine Gute:-)
- Wir müssen unseren Lebensstandard massiv einschränken. Wir können zwar vernünftig leben und werden im Alter auch "ordentlich erben" (ich hoffe, dass dauert aber noch), ich muss aber ordentlich privat Altersvorsorge betreiben
- Ich habe Angst, dass sich das gleichwertige Verhältnis zwischen meinem Mann und mir verschiebt
- Ich habe Angst, frustriert zu werden.

So, ich hoffe, dass war einigermaßen verständlich.

Was meint Ihr zu meinem Wirrwarr?

LG

Tica

1

Für mich wäre es ganz klar Nr 2. Für dich auch, oder? Zumindest wenn du den Kopf ausschaltest?

Ständiges Umziehen geht mit Kindern auf dauer nicht, finde ich. Kleinen Kinder mag das noch mehr oder wenige egal sein, ältere Kinder leiden aber. Kinder brauchen ein festes Zuhause und dazu gehört auch ein solider Freundeskreis.
Außerdem schreibst du, du "hasst" deine Arbeit. Das hört sich schlimm an. Keine Arbeit macht immer Spaß, aber hassen sollte man sie nicht. Dazu verbringt man viel zu viel Zeit damit...
Du befürchtest, dass du nicht mehr arbeiten kannst und als unzufriedene Hausfrau endest. Aber das hast du schon auch selbst in der hand. Selbst wenn du tatsächlich in deinem ursprünglichen Beruf nicht mehr arbeiten kannst, findest du bestimmt irgendeine andere Möglichkeit. Vielleicht verdienst du dann viel weniger, bist dafür zufrieden und glücklich. Du wärst viel felxibler, könntest so viel ausprobieren... Und selbst wenn es nur ein paar Hundert Euro gehalt sind, entlastet das doch auch den Familienhaushalt und schafft etwas mehr Luft.
Und das gleichwertige Verhältnis zu deinem Mann bleibt so wie es ist, wenn zwischen euch alles passt und die Entscheidung gemeinsam getroffen wird. So etwas ist viel weniger vom Verdienst oder bezahlter Arbeit abhängig, als man gemeinhin annimmt.

2

Vielen Dank!
Das hilft mir sehr.

Die Vernunft sagt aber 1). Auch meine Eltern sagen das. Sie hätten uns zwar gerne in der Nähe. Mein Vater findet den Preis aber zu hoch.

LG

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Wissen Deine Eltern denn, wie sehr Du Deine Arbeit hasst, wie hässlich Du das Haus findest, und wie sehr Du sie vermisst und es bedauerst, nicht mehr Zeit mit ihnen verbringen zu können?

Klar sagen sie, Du sollst Deine Karriere nicht aufgeben, wenn sie nicht wissen, wie sehr Dir da am Allerwertesten vorbei geht,

Und Eltern wollen einem meistens nicht zur Last fallen, auch wenn sie wissen, dass sie vielleicht nicht mehr so viel zeit haben wie sie sich wünschen und mit hunderten Kilometern dazwischen die Enkelkinder später nicht viele Erinnerungen an die Großeltern mehr haben werden.

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3

Warum wärst du "für immer" Hausfrau?

Ich finde, Variante 2 hört sich besser an. Und irgendwie verstehe ich eben das Contra nicht. Es ergeben sich im Leben doch immer mal wieder neue Möglichkeiten, sich auch beruflich neu zu orientieren.

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Ganz klar Variante 2.

Scheiß aufs Geld und die Urlaube, wenn Du jeden Tag unglücklich bist mit der verhassten Arbeit und dem hässlichen Haus, wenig Zeit mit den Kindern und weit weg vor Deiner Familie - das leben Deines Vaters ist begrenzt, und es ist schön, wenn man weiß, dass man die letzten jahre so gut wie möglich genutzt hat. Weder die Zeit solange Deine Kinder klein sind noch die letzten paar jahre mit den Eltern kann man wiederholen.

Du musst ja auch nicht "für immer" Hausfrau bleiben, es gibt ja immer noch die Möglichkeit, in der freien Wirtschaft eine Stelle zu finden oder mit einer neuen Ausbildung ganz neu durchzustarten. Damit wärst Du dann auch nicht frustriert und euer Verhältnis würde sich nicht verschieben, sondern er würde nur eine Zeitlang Dich unterstützen, damit Du erst mal zeit für die Familie hast und danach beruflich neu starten kannst.

Und so wie Du schreibst, wäre ihm die Stelle in der Kommunalverwaltung ja eigentlich auch ganz lieb, oder? Also würdest Du Deine Karriere ein Stück weit für ihn aufgeben, also hast Du was bei ihm gut. Vielleicht ein paar Jahre Lehramtsstudium, wenn Deine Kinder (alle drei ;-) ) aus dem gröbsten draußen sind?

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Allein die Aussage "ich hasse meinen Job" würde mir schon reichen um mich für Variante zwei zu entscheiden.

Das LEben ist zu kurz als dass man sich an etwas binden sollte was man hasst.

und warum bleibst du für immer Hausfrau? Vielleicht wirste halt nicht auf deiner Tätigkeitsstufe als BEamtin beschäftigt aber du kannst ja was anderes finden/machen.

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hoi du!

Das dritte Kind ist doch schon ein Hinweis... du willst den Job aufgeben. Mit einem mehr geht es nicht mehr mit den zwei anspruchsvollen Grossen, Job und Baby, Umzug etc.

Jetzt musst du nur noch herausfühlen, ob du nur DEN Job nicht willst oder einfach allgemein Arbeiten mit Kindern.

Es gibt doch jetzt tausend Alternativen, nicht zwei! Ihr müsst nicht auf ein drittes Kind hinarbeiten, du könntest deinen ursprünglichen Traumberuf ergreiffen (ja, ginge. Es ginge ja auch, ganz aufzuhören).

Dein Selbstbewusstsein als gleichwertiger Partner? Tja, das gibt dir keiner. Opportunitätskosten. Das gibt dir nicht dein Mann, nicht die Kinder und nicht die Putzhilfe. Das musst du selber haben.

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Hallo

Für mich wäre es auch Nr 2, alleine aus dem Grund den Kindern die Umzieherei zu ersparen. Das kann sich lebenslänglich auf die Beziehungsfähigkeit auswirken.

Meine Variante würde allerdings leicht abgewandelt aussehen.

Niemals würde ich Hausfrau bleiben, da ich RENTENANSPRÜCHE haben möchte und egal wie mein Leben mit meinem Mann weitergeht, wäre mir dieser Aspekt sehr wichtig.

Ich habe ebenfalls ein Studium hinter mir und arbeite beim Land, und meine Teilzeitbeschäftigung halte ich bewusst auf einem recht hohen Level, gerade wegen der Rentenansprüche.

Da Du Deine Arbeit hasst und in der alten Heimat nicht mehr arbeiten kannst (habe ich so verstanden) würde ich derzeit kein drittes Kind bekommen, sondern mich beruflich verändern und erstmal da eine berufliche Basis aufbauen.

Ich möchte nicht abhängig sein im Alter und deshalb wäre das mein Weg.

Bleiben- Basis schaffen- dann erst über Familienzuwachs nachdenken.

LG Nov

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Hallo,

ganz klar: Nummer 2

Hier hast du die Möglichkeit, dich zu verwirklichen. Was nützen 3 Urlaube und ne Putzfrau, wenn man ein Leben führt, welches man nicht möchte und die Menschen, die man liebt, nicht um einen hat. Wir glauben immer, unser Leben sei endlos und wir haben massig Zeit. Aber wer weiß denn schon, wieviel Zeit ihm wirklich bleibt?

vg, m.

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Ich habe beim Lesen spontan gedacht "Nr. 2". Meine Erläuterungen dazu packe ich mal in deinen Text hinein, dann sind die Gründe für meine Meinung vielleicht nachvollziehbar.

>> Ich werde aller Voraussicht nach in meinem Beruf nie mehr arbeiten können, <<

Da du deinen Beruf ohnehin nicht gerne ausübst, sondern es nur aus Pflichtgefühl und des Geldes wegen machst, finde ich den Verlust dieses Berufes nicht als schlimm.

>> Mein Sohn kann nicht in die Betreuung, sondern muss zu Hause Mittagessen etc. <<

In der Nähe eurer Familie kannst du vielleicht in weiterer Zukunft davon profitieren, dass dein Sohn auch bei Oma/Opa zum Mittagessen kann. Vielleicht kannst du so bei einer eventuellen beruflichen Tätigkeit eine Entspannung hinsichtlich der Betreuungssituation herbeiführen.

>> Wir können uns hier ein Eigenheim leisten. Endlich ein richtiges ZUhause auf DAuer, in dem die Kinder Wurzeln schlagen können. Mein Großer ist z.B. schon 4 mal umgezogen. <<

Das halte ich für einen sehr wichtigen Punkt. Ich bin als Kind ebenfalls oft umgezogen und habe dadurch auch Probleme gehabt, wirklich einen festen Freundeskreis aufzubauen.

>> Wir sind bei den Eltern/Geschwistern u Freunden und können uns gegenseitig unterstützen. <<

Das ist für mich der wichtigste Punkt überhaupt. Wir haben ebenfalls keine Familie in der Nähe, alle sind mind. 400km entfernt. Wenn ich könnte, würde ich alles darum geben, die Familien zusammen zu führen.

>> Ich könnte mich evtl. neu orientieren (Zweitstudium, Ehrenamt) <<

Auch das halte ich für einen sehr wichtigen Punkt. Nur weil du deinen Job nicht mehr ausüben kannst, bedeutet das ja nicht, dass Stillstand für dich herrschen muss. Vielleicht kannst du auch den Sprung wagen, dich beruflich vollkommen neu zu orientieren oder du wartest eben noch ein bisschen, bis die Kids aus dem Gröbsten raus sind und verwirklichst dich dann neu.

>> Ich bin beurlaubt, werde aber trotz langen Studiums, Ref und Qualifikation für immer Hausfrau sein <<

Das sehe ich anders. Was hindert dich daran, dich beruflich vollkommen neu zu orientieren? Wenn du deinen Job nicht mehr aktiv ausübst, kannst du Zeit in Aus- und Weiterbildung investieren und vielleicht etwas finden oder machen, was dich wirklich erfüllt.

>> Ich habe Angst, dass sich das gleichwertige Verhältnis zwischen meinem Mann und mir verschiebt <<

Das wird hoffentlich nicht passieren, wenn dein Mann verständnisvoll ist und ihr die Entscheidung gemeinsam trefft. Wenn ihr Nummer 2 wählt, dann ist dein Job, deinem Mann den Rücken frei zu halten, sodass er sich auf die Arbeit konzentrieren kann. Dein Job ist es dann, zwei nicht einfachen Kindern einen möglichst guten Lebensstart zu ermöglichen.

>> Ich habe Angst, frustriert zu werden. <<

Das wird nicht passieren, wenn du dich beruflich neu orientierst oder dir notfalls andere Herausforderungen im Bereich Ehrenamt, etc. suchst.

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Noch was vergessen:

Ein drittes Kind würde ich an eurer Stelle momentan doch eher nicht bekommen. Ihr habt mit zwei "anstrengenden" Kindern genug zu tun und du musst dich vielleicht neu orientieren. Mir wäre die Gefahr zu hoch, dass ich den beiden vorhandenen Kindern nicht mehr gerecht werden kann.

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Ich wäre auf jeden Fall für Nr. 2. Jobmässig kann sich immer noch etwas ergeben und du kannst dir viel Stress ersparen und bist in der Nähe deiner Familie.

lg thyme